Mehr als zehn Milliarden Lichtjahre tief ins Weltall lässt das große Teleskop in der Sternwarte auf dem Haunsberg blicken - um beispielsweise einen Quasar zu beobachten. Das ist laut Wikipedia der aktive Kern einer Galaxie, der im sichtbaren Bereich des Lichts nahezu punktförmig erscheint und sehr große Energiemengen in anderen Wellenlängenbereichen ausstrahlt.
Einen Meter beträgt der Spiegeldurchmesser dieses Spezialgeräts, das die oberösterreichische Firma ASA Astrosysteme hergestellt hat. "Bei unseren Führungen dürfen alle Gäste durchschauen, um etwa die Planeten unseres Sonnensystems zu betrachten. Die Ringe des Saturn, die Jupiter-Monde samt deren Schatten oder die vereisten Mars-Polkappen sind hervorragend sichtbar", sagt Helmut Windhager, Leiter der Sternwarte.
So konnte sogar das kürzlich an seinen Standort beförderte neue Webb-Weltraumteleskop in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung fotografiert werden. "Unser Teleskop ist auch in der Lage, kleinere, sehr schnelle Satelliten mit etwa 15 Metern Durchmesser zu verfolgen. Sie umrunden die Erde ein Mal in 90 Minuten."

Montiert ist das Gerät auf einem Betonsockel, der sich etwa alle 2,5 Meter um je zehn Zentimeter verbreitert, bis er auf festem Untergrund steht. Er ist fünf Meter tief in der Erde versenkt und wiegt insgesamt 26 Tonnen. "Der Spiegel ist freiliegend montiert. Deshalb muss der Sockel so stabil sein, damit sich keine Vibrationen auf das Teleskop übertragen. Bei den weit mehr als 10.000 Besuchern/-innen pro Jahr könnte das eintreten."
Mit großer Freude erzählt Windhager davon, wie es nach gut 35 Jahren gelungen ist, die viel kleinere, alte Sternwarte am Voggenberg durch die neue am Haunsberg zu ersetzen. Dank großzügiger Förderung vom Land (ca. 30 Prozent) und noch großzügigerer Sponsoren (ca. 70 Prozent) wurde der moderne Beobachtungsposten um knapp sechs Millionen Euro errichtet. Die technische Planung hat er selbst übernommen, im Sommer 2018 wurde offiziell eröffnet. Seither finden jeden Montag- und Mittwochabend planmäßige Führungen statt. Je nach Jahreszeit zwischen 19 (Winter) und 22 Uhr (Sommer). "Wir bereiten immer Highlights vor, wie etwa besondere Planeten oder Sternbilder. Auch Elon Musks Satelliten waren schon zu sehen." Eine Führung dauert etwa eineinhalb Stunden und beginnt mit einer Filmvorführung im Kinosaal.
Limitierte Besucherzahl
Die Besucherzahl ist auf 50 Personen limitiert, weil alle Gäste Gelegenheit haben sollen, durch das große Teleskop zu schauen. Eine Anmeldung ist verpflichtend nötig. "Anfangs kamen jeweils 400-500 Besucher, das war nicht mehr bewältigbar", schildert der Salzburger, der im Haus der Natur überdies die Arbeitsgemeinschaft Astronomie leitet - ebenso ehrenamtlich wie die Sternwarte. Im Brotberuf arbeitet der gelernte Elektrotechniker bei der ÖBB Infrastruktur. Als Leiter der Region Mitte ist er für fast 800 Mitarbeiter verantwortlich. Sehr viel mehr Zeit für seine Leidenschaften Familie und Astronomie wird er ab Herbst haben, wenn er in Pension geht.
Astroabende für Jugendliche und Erwachsene
Schon seit der Kindheit hat er sich für den Weltraum begeistert. "Mit zehn Jahren war ich beim ersten Astroabend des Hauses der Natur dabei", berichtet er. Die Astroabende gibt es nach wie vor, jeden letzten Freitag im Monat um 19.30 Uhr auf der Sternwarte. An jedem letzten Donnerstag im Monat trifft sich die astronomische Jugendgruppe Albedo zum Jugend-Astroabend, bei dem astronomische und technische Themen aufbereitet werden. Eine Anmeldung ist jeweils erforderlich. Spezialführungen für Schulen oder private Gruppen sind ebenso möglich wie Veranstaltungen samt Führung.

Neben dem großen Teleskop, das in einer All-Sky-Kuppel steht, die sich vollständig öffnen lässt und im geschlossenen Zustand wie ein überdimensionierter Astronautenhelm aussieht, gibt es ein zweites, kleineres. Erst im Mai wurde das alte 40-Zentimeter- durch ein 60-Zentimeter-Teleskop ersetzt. Als Dauerleihgabe dient es hauptsächlich wissenschaftlichen Zwecken, wie Spektroskopien. "Durch Zerlegen des Lichts kann man so herausfinden, welche Stoffe beim beobachteten Objekt vorhanden sind, oder auch Exoplaneten finden. Mittels Doppler-Effekt lässt sich auch die Drehgeschwindigkeit von Planeten errechnen", erklärt der Astronom.

Einige Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben sich auf die enorm aufwendige Astrofotografie spezialisiert, die sie mit Ehrgeiz und Ausdauer betreiben. Mit einer besonders leistungsstarken Kamera und einem tiefgekühlten Sensor, damit länger belichtet und das Farbrauschen vermindert werden kann, werden viele Bilder gemacht, oft über mehrere Tage. "Die unscharfen werden aussortiert und dann die guten mit jeder Farbe separat übereinandergelegt. So kann man genau alle Farben abbilden, die da sind. Das können einige Hundert Bilder sein und die Nachbearbeitung kann bis zu eine Woche dauern", erklärt Windhager den aufwendigen Prozess. Die Ergebnisse können sich allerdings anschließend sehen lassen.
Ob er selbst glaubt, jemals Außerirdische oder Ufos zu beobachten? "Es gibt jede Menge Phänomene am Himmel, die ungewöhnlich sind. Etwa 90 Prozent davon klären sich sehr rasch auf. Ich bin jedoch der Meinung, dass es Leben gibt da draußen, denn sonst wäre das ganze Weltall ja eine Riesenverschwendung", merkt er mit Augenzwinkern an. Nachdem die Gesetze der organischen Chemie überall gelten, hält er Leben in Form von Bakterien oder Einzellern für wahrscheinlich.
Woran er nicht glaubt? "Dass mögliche intelligente Besucher einfach nur kurz vorbeischauen und dann wieder verschwinden. Sollte es eine derart hoch entwickelte Kultur geben, die solche Reisen unternimmt, dann stellen sie bestimmt auch ökonomische Überlegungen an, nämlich Ausbeutung von Rohstoffen zum Beispiel. Andererseits ist da angesichts dieser Entfernungen noch die zeitliche Komponente - wir müssten uns auch zeitlich treffen. Das Universum ist mehr als zehn Milliarden Jahre alt.
Vielleicht hatten wir vor 300.000 Jahren ja schon einmal Besuch? Da war jedoch noch niemand auf der Erde in der Lage, das aufzuzeichnen." Immerhin sind bisher 9000 Exoplaneten entdeckt. "Aber wer weiß, was noch passiert, der Wissensstand ändert sich ja dauernd."

Haus der Natur Sternführungen
Bei den Sternführungen gibt es je nach Jahreszeit die Highlights der Saison viele Ereignisse zu beobachten. Termine werden auf der Homepage veröffentlicht.
Anmeldung über www.hausdernatur.at bzw. per Mail: vega-sternwarte@hausdernatur.at