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Wandertipps aus dem Magazin "Auf da Roas"

Wenn im Herbst die Temperaturen sinken, sich die Blätter verfärben und sich die bunten Wälder in den heimischen Flüssen und Bergseen spiegeln, dann zieht es viele raus in die Natur. Doch nicht nur in Österreich finden sich attraktive Wanderziele, auch unsere Nachbarländer haben für Naturliebhaber einiges zu bieten.

Für Ausblick ist gesorgt: Spitzstein in Bayern.
Für Ausblick ist gesorgt: Spitzstein in Bayern.

Bester Ausblick von spitz bis flach

Auch Deutschland hat richtige Berge - zumindest nahe der österreichischen Grenze. Im südlichsten Bayern, wenige Kilometer von Tirol, verspricht in den Chiemgauer Alpen der Spitzstein (1598 Meter) beste Aussicht vom Flachland unseres Nachbarn zu den imposantesten Gipfeln der Alpen. Wie eine Loge bietet der überraschend schroffe Gipfelaufbau (samt kleiner Kapelle) einen unverstellten Fernblick: Im Süden und Westen beeindrucken Rofan- und Kaisergebirge sowie Kitzbüheler, Tuxer und Zillertaler Alpen; ostwärts die Loferer Steinberge und Berchtesgadener Alpen. Gen Norden schließt eine schmächtige Hügelkette der bayerischen Voralpen an - und dann wird's ohne Übergang palatschinkenflach (pardon: pfannkuchenflach). Sehr überraschend.
Dank Panoramalage und zwei empfehlenswerten Einkehrmöglichkeiten (Spitzsteinhaus und Altkaseralm, beide sind - wenn nicht gerade Corona - ganzjährig geöffnet) ist der Spitzstein eine sehr beliebte Bergwanderung. Wir nehmen den längeren, dafür weniger begangenen Weg vom bayerischen Sachrang aus (772 Meter). Entlang Futterwiesen voller Löwenzahn und durch den Wald geht es bergauf zum idyllischen Weiler Mitterleiten, weiter durch ein steiles Wandstück zu sanften Wiesen- und Weideflächen rund um die Steinmoosalm, das Spitzsteinhaus (1252 Meter) und die Altkaseralm (1279 Meter). Ab hier braucht es etwas Kondition - für rund eine Stunde steilen Gipfelsturm: Steinige Felspfade und Latschengassen wechseln mit abschüssigen, teils rutschigen Waldpassagen ab. Trittsicherheit ist gefragt. Beim Gipfelkreuz wird der verschwitzte Wanderer mit dem Panorama reichlich belohnt. Retour auf demselben Weg.
Wanderung Sachrang-Spitzstein: mittelschwer, 8,5 Kilometer, 860 Höhenmeter, 4 bis 4,5 Stunden Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.chiemsee-alpenland.de

Almwanderung das Wasser entlang

Der Tiroler Achensee mit seinem intensiv smaragdgrünen Wasser, tief in das Karwendel- und Rofangebirge eingeschnitten, wird oft Fjord der Alpen genannt. Am Westufer, nördlich von Pertisau, fallen die Felswände nahezu senkrecht ab, hier ist kein Platz für eine Straße. So führt die schönste Wanderung am 9,4 Kilometer langen und einen Kilometer breiten Achensee völlig frei von Autoverkehr auf schmalem Pfad von Pertisau über die entzückende Gaisalm (normalerweise bewirtschaftet und sehr empfehlenswert) ans Nordende. Die Tour beginnt auf einer kleinen Forststraße, doch rasch wird der Steig handtuchschmal. In den Fels geschlagen, verläuft er stets am Wasser: mal unmittelbar daneben, mal in luftiger Höhe. Zwischendurch passiert der Wanderer Holztreppen, wenige Tunnel, winzige Felsbuchten, kleine Wasserfälle, Brücken und sogar einige kurze, seilversicherte Passagen. Stets funkelt von unten das Wasser. Für kleine Kinder ist die Tour nur bedingt geeignet, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind Voraussetzung.
Vor der Gaisalm (nur zu Fuß oder per Schiff erreichbar) sorgen Schotterhalden und Schwemmkegel für einen etwas breiteren Ufersaum. Gut für Badenixen, die Wassertemperatur bleibt auch im Hochsommer erfrischend. Von hier kann man mit dem Linienboot der Achensee-Schifffahrt nach Pertisau zurückschaukeln. Wir aber empfehlen den Weitermarsch nordwärts, entlang des immer romantischer werdenden Steigs. Der Schein des nahen Nordufers trügt, denn der beträchtliche Umweg rund um Kuhweiden bis zur Schiffsanlegestelle Scholastika zieht die Tour in die Länge. Die anschließende Panorama-Bootsfahrt über den See zurück nach Pertisau lässt alle Strapazen vergessen.
Wanderung Pertisau-Gaisalm-Achenkirch: 8,8 Kilometer, 160 Höhenmeter, 2,5 bis 3 Stunden Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.achensee.com

Rundweg mit Gourmetstationen

Schon der Eingang liegt an einem legendären Haltepunkt für Feinschmecker jeder Art: Am Pogusch, quasi direkt beim Wirtshaus Steirereck, beginnt - und endet - der Bründlweg. Hier, auf 1054 Metern Seehöhe, mitten in der landschaftlich reizvollen Hochsteiermark, liegt der Einstieg zu diesem leichten, das ganze Jahr über begehbaren Rundwanderweg. Auch mit Kindern lässt sich dieser gut bewandern, nur für Kinderwagen eignet er sich nicht. Abwechslung bietet er für kleine wie auch große Wanderer, neun Jausenstationen und Almhütten als Labestellen - Steirereck inklusive - warten auf hungrige und durstige Gesellen. Den meist beeindruckenden Panoramablick gibt's gratis dazu.
Für Gaudi ist ebenfalls gesorgt, etwa bei den Wasserrädern mit ihren Schöpfkellen, der längsten Bürgermeisterbank, die aus einem einzigen halbierten Stamm besteht, und dem kleinsten Wildtiermuseum der Welt, wo sich die Fauna der Umgebung, von der Wildsau bis zum Eichhörnchen, lebensecht ausgestopft bewundern lässt. Auch ein "Karlsplatz" liegt am Weg sowie, gleich bei der Köhlerhütte, ein Schlammpfad - einfach die Wanderschuhe ausziehen und die Füße den weichen Boden spüren lassen.
Ganz besonders lustig wird's beim Barfußweg, gleich zu Beginn: 2013 wurde ein 40 Meter langer Unterwassersteg im rund sechs Meter tiefen Teich mit natürlichem Quellwasserzufluß angelegt. Der Steg ist mit Schotter, Sand und Holz ausgelegt und kann "wadltief" begangen werden. Für noch mehr Genuss ist in der Mitte des Teichs oder Stegs eine kleine Insel mit Sitzgelegenheit eingerichtet.
Und das Allerbeste: Verirren geht nicht, der Bründlweg ist unverwechselbar mit Flaschen als Wegweisern markiert.
Rundwanderung Bründlweg: 11,4 Kilometer, rund 3,5 Stunden Gehzeit.
Autorin: Barbara Hutter
Info: www.bruendlweg.at

Aufstieg zum Wasser

Lange Zeit waren die Finsterbach-Fälle ein Geheimtipp, vor allem weil der Weg ein wenig gefährlich und teilweise sogar gesperrt war. Nun ist dieses Naturerlebnis - nur ein paar Gehminuten vom Seeufer entfernt - auch einem breiteren Publikum zugänglich.
Auch wenn das Wetter mal nicht so mitspielen sollte: Diese kleine Wanderung geht immer. Der Anstieg ist etwas anstrengend - sagen wir, mittlerer Schwierigkeitsgrad. Jedoch bei jedem der drei Wasserfälle wird man für die Mühe belohnt. Und weil gute Ausrüstung immer hilft, vorab ein paar Tipps. Was man braucht, sind feste Schuhe, da man nach dem ersten Wasserfall immer wieder Steigungen mit hohen Wurzelstufen überwinden muss. Der erste, der 23 Meter hohe Finsterbach-Fall, ist jedoch sehr leicht in ein paar Minuten vom Parkplatz aus zu erreichen - für Groß und Klein inklusive Kinderwagen! Dort gibt es auch einen Tisch mit Bänken für ein gemütliches Picknick. Vorsicht: Proviant sollte mitgenommen werden, da es am Weg keine Hütte oder Gaststätte gibt!
Danach wird's etwas anspruchsvoller, durch die erwähnten Wurzelstufen, der Weg wird steiler. Langsam gehen zahlt sich aus, da links und rechts zahlreiche schöne Farne und Moose zu bewundern sind. Und wer sich gelegentlich umdreht, erhascht immer wieder einen wunderbaren Ausblick auf den Ossiacher See. Nach dem zweiten, dem Kesselfall mit immerhin 21 Metern, geht es weiter durch die recht feuchte Schlucht (Rutschgefahr!) bis zum letzten und mit 34 Metern auch höchsten Schleierfall. Und mit ganz viel Glück ist dort der eine oder andere Feuersalamander zu sehen. Auch ein schöner Ausblick.
Finsterbachklamm: 1,5 Kilometer, 427 Höhenmeter, 45 Minuten Gehzeit.
Autorin: Daniela Magaña Mendoza
Info: www.visitvillach.at

Ein Prosecco in Prosecco

Mit herrlichem Panorama rund 350 Meter hoch über dem Meer verläuft zwischen Triest-Opicina und der Spumante-Ortschaft Prosecco die "Strada Napoleonica" oder auch "Strada Vicentina". Sonnenreich und schattenarm (vor allem am Nachmittag) lädt sie speziell in der kalten Jahreszeit ein. Der Kunstname "Strada Napoleonica" beruht auf der Legende, Napoleons Truppen seien hier 1797 marschiert. Richtig hingegen ist "Strada Vicentina" nach Ingenieur Giacomo Vicentini, der die Trasse 1821 für Fuhrwerke anlegte, um Prosecco und das Karstplateau mit Triest zu verbinden (Luftlinie vier Kilometer). Entsprechend breit und flach verläuft der autofreie Kiesweg.
Start ist in Triest-Opicina in 342 Metern Höhe, erreichbar mit Bus Nr. 3 ab Bahnhof Trieste Centrale oder Linie 4 ab Piazza Oberdan. Sehr bequem und flach geht es dahin, tief unten liegen der Golf von Triest, Schloss Miramare und die glitzernde Adria. Ein kurzer Abstecher durch den Wald führt hinauf zu einer Aussichtsplattform und weiter zur modernen Wallfahrtskirche Monte Grisa - wie ein gigantisches Kartenhaus aus Beton und dennoch sehenswert. Weiter geht's auf der Strada zunächst am Fuß wildromantischer Kalkfelsen mit zahlreichen Sportkletterern, bald darauf in eine befahrene Nebenstraße. Alternativ und schöner - allerdings unmarkiert - führen schmale Waldpfade zwischen Straße und Klippe über Prosecco-Contovello ins Ortszentrum des Weinorts. Unbedingt einkehren!
Ab nun erfordert die Wegfindung pfadfinderische Fähigkeiten, da kaum Markierungen vorhanden sind. Wander-Apps helfen hier weiter. Waldsteige und verwitterte Treppen führen hinab zur Bahnstation Miramare, per Zug geht's nach Triest. Gehzeit rund 2,5 bis drei Stunden.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.discover-trieste.it, www.turismofvg.it

Bildschöner See, gewaltige Felsen

Eine schönere Naturkulisse als die türkis leuchtenden Laghi di Fusine (Weißenfelser Seen) vor sattgrünen Wiesen und aufragenden Felsen der Julischen Alpen und des Mangart (2679 Meter) gibt es kaum. Dieses Naturjuwel im italienischen Friaul ist rund 15 Kilometer von der Grenze Arnoldstein entfernt. Am unteren Lago verbleiben die Sandalentouristen in den Gaststätten, Wanderer hingegen zieht es zum Lago Superiore - und mehr noch auf die "erste Etage" unterhalb der (überaus anspruchsvollen) Kletterrouten der Mangart-Nordwände. Ein Muss ist die rund einstündige Umrundung des oberen Sees: schmale Waldpfade und Stege, zahlreiche "Findlinge" und schönste Aussichten. Badenixen, Vorsicht: Das glasklare Wasser ist auch im Sommer eiskalt!
Hinter dem Parkplatz führt eine Forststraße in langen Serpentinen - oder besser noch der schön angelegte Waldweg 513 - hinauf zum Rifugio Zacchi. Hier gibt's mit Blick auf die Julischen Alpen köstlich Friulanisches wie Polenta con Funghi. Wer nach der gemütlichen Rast nicht im schwierigen Kletter-Terrain enden will, muss genau auf den Weg achten: Für die herrliche Rundwanderung nicht die dominanten Wege 513a und 513b höher steigen, sondern zunächst der Hüttenzufahrt ein Stück abwärts folgen. Nach wenigen Minuten weist ein Schild 513 nach links. Ein sachtes Auf und Ab, lichte Wälder und Almen, dann die Abzweigung von Weg 517. Statt des Abstiegs hier empfiehlt sich die Verlängerung links steigend über Geröllfelder zu Füßen der Felswände. In einer Felspassage geht es geradeaus zum Mangart-Biwak weiter; unser Rückweg zweigt hier rechts ab und führt sehr steil über Almgebiet und durch Buchenwälder zum Parkplatz zurück.
Rundtour: mittelschwere bis schwere Rundtour, 15 km, 4,5 Stunden Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.discoveralpigiulie.eu/de/natura/laghi/laghi-di-fusine

Helle Wälder und Wiesenkämme

Direkt vor den Toren Wiens lädt das Kieneck als Wanderziel ein. Der 1107 Meter hohe Gipfel zählt zu den Gutensteiner Alpen und damit zu den niederösterreichischen Voralpen. Auf dem Programm: weite Blicke auf die Ausläufer der Ostalpen, vom Gipfel aus auch auf Hohe Wand, Schneeberg, Rax, Veitschalpe, Ötscher und viele Wiener Hausberge mehr.
Die Anfahrt über die A2-Südautobahn, weiter über Pernitz, Richtung Unterberg - nach dem ehemaligen Gasthaus Leitner links - endet gleich nach der Ortstafel Thal und einer Brücke auf dem Parkplatz. Die Tour folgt dem Schild "Kieneck - Enzianhütte" und stets der blauen Markierung. Der Steig durch schattige Buchenwälder ist schmal, steinig, dann sanfter, quert breite Wege. Wir erreichen Schwarz- und Rotföhrenwälder, teils von den hier typischen Kalkfelsen durchsetzt. Auf einem lichten Kamm wogt Gras im Sonnenschein, dazwischen sorgt Erika für rosa Tupfen. Von hier ist bereits die Hütte in Sicht, doch dahin ist es noch ein gutes Stück. Der Gipfelhang geht in einen feuchten Buchenwald über, die letzten Höhenmeter führen über steile, teils lehmige Serpentinen - insgesamt erstaunlich abwechslungsreich.
Nach gut zweieinhalb Stunden ist zunächst das Gipfelkreuz, knapp danach die Enzianhütte erreicht. Bänke laden zur Rast ein, in holzumrandeten Beeten wachsen Gemüse und Kräuter. Wer hier nicht einkehrt, hat etwas versäumt! Auf der Terrasse genießt der Wanderfreund nicht nur regionale Spezialitäten, sondern auch einen schönen Ausblick.
Der Rückweg führt über den flacheren Mareschsteig (gelbe Markierung) und den Viehgraben. Auf sanft abfallenden Wiesen geht es an einem einsamen Gehöft vorbei und über den Weidegraben (Weg 231) zum Parkplatz zurück.
Leicht bis mittelschwer, 13 km, 600 Höhenmeter, knapp vier Stunden Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.kieneck.at, www.wieneralpen.at

Von Alm zu Alm im tiroler Wipptal

Das Navistal zweigt zwischen Matrei am Brenner und Steinach ostwärts vom Wipptal in die Tuxer Alpen ab und ist trotz seiner Nähe zu Innsbruck noch recht untouristisch. Wandern vor grandioser Gebirgskulisse, kombiniert mit kulinarischen Genüssen: Die Naviser Almenrunde reiht fünf urige Einkehrmöglichkeiten aneinander - die Peer-, Klamm-, Poltn- und Stöcklalm sowie die Naviser Hütte.
Vom Parkplatz Schranzberg geht es sanft bergauf entlang des Bachs, vorbei am Fitnessparcours Richtung Talschluss. Nach Überquerung des Navisbachs führt der Steig sehr steil am Waldrand über die Wiese (Vorsicht, nicht leicht zu finden!) zum Alpengasthof Peeralm (1663 m) hinauf. Alternative: die Forststraße, flacher, aber viel weiter. Bei der Peeralm grüßt das glückliche Grunzen der Freiland-Almschweine. Doch wer jetzt schon einkehrt, gerät in Hüttenstress … Der Steig führt weiter über grüne Matten mit Almrosenteppichen, Bäche und kleine Wasserfälle rauschen unter den Felszacken des Lizumer Reckners. Die Klammalm (1980 m) ist der höchste Punkt, auf der riesigen, 1000 Hektar großen Almfläche im Besitz des Österreichischen Bundesheers weiden im Sommer rund 300 Rinder, 120 Schafe und 50 Pferde. Milch, Butter und Käse werden auf der Klammalm gemacht.
Nun wechselt die Rundtour auf die andere Talseite. Im sanften Auf und Ab geht's über blühende Wiesen zur Poltn- und Stöcklalm (Schwammerlgerichte!), mit vollem Bauch dann abwärts zur Naviser Hütte (1767 m). Für den finalen Abstieg bieten sich der lange Güterweg oder der kürzere, aber steile Waldsteig an. Die Naviser Almentour ist auch für (E)-Mountainbikes ausgeschildert. Die Biker bleiben (meist) auf den Forst- und Güterstraßen, auf den Wald- und Wiesenpfaden finden die Fußgänger ihre himmlische Ruhe.
Naviser Almenrunde: 13,5 Kilometer, 830 Höhenmeter, 3,5 bis 4 h Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.wipptal.at

Grasige Kuppen mit Aussicht

Die Turracher Höhe, der 1760 Meter hohe Pass zwischen Steiermark und Kärnten, ist mit Skiliften sowie Luxushotels am See und Chaletdörfern fest in touristischer Hand. Gleich hinter dem Trubel aber findet der Wanderer Ruhe in den sanft geschwungenen Wiesenrücken der Nockberge. Keine schroffen Felsgipfel also, dennoch führen die Almtouren bis auf knapp 2400 Meter Höhe. Eine aussichtsreiche Rundroute führt zu drei Seen und zwei bis drei Gipfeln: Schoberriegel, Gruft und auf Wunsch Kaserhöhe. Von der Passstraße zweigt der Wanderweg nach Osten ab. Durch helle Zirbenwälder, vorbei an schicken Chalets, geht es über den bildschönen Grünsee zur Oberen Vastlhütte am Sam des Hotels Hochschober. Nun führt ein steiler Wiesenpfad - der Schönebennock bleibt rechts liegen - auf die "Gruft" (2232 m), und wirklich, knapp unterhalb des Gipfels öffnet sich unerwartet eine tiefe Felsspalte im Wiesenhang.
Weiter geht es über Graskamm und Senke auf den Schoberriegel (2208 m). Am tiefsten Punkt der Senke jedoch heißt es wählen. Ostwärts lockt die Verlängerung zu einem dritten Gipfel: über den Weitentalsattel auf die Kaserhöhe (2318 m) zu gigantischen Aussichten, im Süden die Karawanken, die Seetaler Alpen im Osten, Niedere Tauern und Dachsteinmassiv im Norden und dazu die Hohen Tauern mit verschneiter Hochalmspitze. Darunter liegen verstreut kleine Bergseen. Retour geht es vom Weitentalsattel nordwärts hinunter, über den Kärntner Grenzweg und das Schwarzsee-Moor zur Passhöhe zurück. Vorsicht beim Abstieg direkt vom Schoberriegel: Der Weg ist anfänglich steil und verlangt Trittsicherheit. Bald ist der Turracher See wieder erreicht. Rundtour Turracher See - Gruft - Schoberriegel: 10 km, zirka 520 Höhenmeter, 3 bis 3,5 h Gehzeit (ohne Kaserhöhe).
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.turracherhoehe.at, www.biosphaerenparknockberge.at

drei nockgipfel, drei hütten

Von der Obermillstätter Landesstraße zweigt östlich von Laubendorf beim Weiler Tschierweg die mautpflichtige Millstätter Almstraße ab, ihre Serpentinen bringen Autofahrer auf 1623 Meter zur Schwaigerhütte (samt Parkplatz). Den meist flachen, familientauglichen Weg zur Alexanderhütte überlassen wir anderen, wir nehmen den Kaisersteig sowie Nockhöhensteig (Nr. 193/194/191) Richtung Millstätter Hütte und statt der Almstraße den alten, direkter verlaufenden Almweg. Nach Wald und dann freiem Weidegelände lassen wir die Millstätterhütte (1876 m) zunächst links liegen und gehen weiter zum Millstätter Thörl (1906 m), dem weiten Sattel zwischen Hochpalfennock und Kamplnock. Kurz folgen wir dem Kaisersteig Richtung Millstätter Almkreuz, zweigen beim Wegweiser scharf links ab und marschieren über den Westkamm zum Kamplnock. Der Vorgipfel (2053 m) trägt ein weithin sichtbares Kreuz, der eigentliche Gipfel (2101 m) nur ein kleines. Die Aussicht reicht über Millstätter See, Nockberge, Niedere Tauern, Ankogel- und Reißeckgruppe bis zu den Julischen Alpen.
Zurück beim Thörl gibt es nun mehrere Möglichkeiten: Retour zur urigen Millstätterhütte und über den Weg Nr. 194 den Wiesenhang leicht bergab zur Alexanderhütte (1786 m). Viel schöner und einsamer (doch deutlich länger) ist die Wiesenkamm-Wanderung über Hochpalfennock (2099 m, Weg Nr. 191) und Tschierweger Nock (2010 m, Weg Nr. 1931) - stets mit herrlicher Aussicht über den See Richtung Süden. Über die Alexanderhütte - mit schönstem Ausblick - geht es zurück zur Schwaigerhütte. Übrigens: Alle drei Hütten sind bewirtschaftet und definitiv empfehlenswert.
Kaiserweg - Kamplnock - Nockhöhensteig (Millstättersee, Kärnten): zirka 700 Höhenmeter, leicht bis mittelschwer, 3,5 bis 4 h Gehzeit.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.millstaettersee.com

Im Rücken der Skipisten

Wo im Winter Ski gefahren wird, sind im Sommer neuerdings Wanderer unterwegs: Der neue Weitwanderweg Arlberg-Trail umrundet in drei Tagen das gesamte Arlbergmassiv, verbindet die fünf Wintersportorte St. Anton, Stuben, St. Christoph, Zürs und Lech und baut die vorhandene Infrastruktur wie Hotels und Bergbahnen geschickt ein. Eine der drei Teiletappen führt von St. Anton über St. Christoph und den Berggeistweg nach Stuben - also von Tirol nach Vorarlberg. "Offiziell" startet diese Etappe mit einer Bergbahnfahrt auf den Galzig und dem Abstieg nach St. Christoph. Empfehlenswerter aber ist, mit dem öffentlichen Bus nach St. Christoph zu fahren und von hier aus direkt südwärts ins Albona-Gebiet zu starten. So bleiben die Hotelkästen und Hochspannungsleitungen von St. Christoph aus dem Blick.
Über grüne Almwiesen führt der Anstieg auf einen Sattel zum gut markierten "Berggeistweg" und auf die Westflanke des Bergrückens von Wirt (2339 m), Peischlkopf (2412 m) und Knödelkopf (2400 m) und so auf die "Rückseite" des Skigebiets. Statt des Blicks auf die Skibauten genießen die Wanderer unberührte Almflächen und Berge, so weit das Auge reicht. Im sanften Auf und Ab, stets mit herrlichem Blick über Maroital, auf Kaltenberg-Gruppe und Patteriol (3056 m, das "Wahrzeichen" von St. Anton), geht es vorbei an den tiefblauen Maroiseen. Keine Menschenseele weit und breit! Nach vier Stunden ist die Kaltenberghütte (2089 m) erreicht, von hier gibt's einen schönen Blick ins Vorarlberger Klostertal. Der Abstieg nach Stuben ist steil und knackig: Der Wiesenweg führt teils durch einen Bach und wird nach unten zu immer steiler. Der öffentliche Bus (Fahrzeiten checken!) bringt die Wandersleut' nach St. Anton zurück.
Berggeistweg Albona-Gruppe (Tirol-Vorarlberg): 13 km, zirka 5,5 h Gehzeit, Aufstieg 675 hm, Abstieg 1100 hm.
Autorin: Claudia Jörg-Brosche
Info: www.arlbergtrail.com