Für Andreas Rotter könnte sie mit der neuen, noch strengeren Gebäuderichtlinie der Europäischen Union ab 2026 kommen. Dann müssen Neubauten völlig emissionsfrei sein und es gelten verschärfte Sanierungsziele. Laut Rotter ist das für die Heizungsumstellung von Vorteil: "Der Wirkungsgrad etwa einer Wärmepumpe ist umso höher, je niedriger die Vorlauftemperatur ist. Muss ein Haus ohnehin energetisch verbessert werden, kann die Heizung auch kleiner dimensioniert werden und viel effizienter arbeiten. Statt einer Wärmepumpe mit 16 Kilowatt Leistung reicht dann eine mit 6 bis 8 kW, die Leitungen und die Heizkörper müssen nicht verstärkt werden. Die Investitionskosten für die Heizung sinken um ein bis zwei Drittel und natürlich werden auch die laufenden Kosten fürs Heizen deutlich günstiger."
Nummer 1 am österreichischen Heizungsmarkt: Wärmepumpen
Mit den Energiepreisschwankungen und Versorgungsunsicherheiten in den Coronajahren wurde die Wärmepumpe zum absatzstärksten System am österreichischen Heizungsmarkt. 50.000 Stück wurden laut Wärmepumpe Austria 2022 verkauft, gefolgt von 43.000 Stück im Jahr 2023 und 46.000 Stück im Vorjahr. Luftwärmepumpen sind die am häufigsten verbaute Art dieser Technologie. Sie saugen Außenluft über einen Wärmetauscher mit einem Ventilator an und bringen sie mithilfe von Strom auf ein höheres Niveau zum Heizen. "In 50 Prozent der Fälle können Luftwärmepumpen in der Stadt problemlos eingesetzt werden", meint Andreas Rotter, "außer der nachts vorgeschriebene 30-Dezibel-Schallpegel zum Nachbargrundstück kann aufgrund der Mindestabstände trotz Schalldämmhauben nicht eingehalten werden. Dann müssen wir uns als Installateure Speziallösungen einfallen lassen."
Auch aus Erdreich und Grundwasser kann Wärme gewonnen werden. In dem Fall kommen teilweise hohe Kosten für Verlegungs- und Bohrungsarbeiten dazu. Kollektoren für Erdwärmepumpen werden in 1,5 Metern Tiefe horizontal im Garten verlegt. Eine Tiefenbohrung braucht weniger Platz. Aber je nach erforderlicher Heizleitung muss mithilfe eines 16 Tonnen schweren Bohrturms 160 bis 320 Meter tief in die Erde gebohrt werden. Ist ein Brunnen im Garten vorhanden, ist eine Grundwasser-Wärmepumpe oft einfacher zu bewerkstelligen. Über sie wird konstant acht bis zwölf Grad warmes Grundwasser entnommen und nach der Nutzung über einen Schluckbrunnen zurück im Erdreich versickert.
Notwendige Infrastruktur für Wärmepumpen fehlt in einigen Bereichen
In manchen Fällen scheitert die Wärmepumpe derzeit an der Infrastruktur, erzählt Andreas Rotter: "Es gibt noch einige urbane Bereiche, in denen die Netzinfrastruktur nicht auf große Stromverbraucher ausgelegt ist. Mit 2,5 Kilowatt Anschlussleistung kann keine Photovoltaikanlage und auch keine Wärmepumpe betrieben werden. Manchmal reicht die Anschlussleistung auf einem Grundstück auch nicht für Wärmepumpen in allen Haushalten aus, wenn anstelle eines Einfamilienhauses heute Reihenhäuser stehen. Der Ausbau durch die Salzburg Netz GmbH wird noch Jahre dauern. Wer umstellen will, muss oft mit bis zu einem Jahr Wartezeit rechnen und für die Anschlussbereitstellung Gebühren zahlen."
Pelletsheizung für Bestandsbauten
Wenn ein Altbau aufgrund einer historischen Fassade nicht thermisch saniert werden kann, ist für Andreas Rotter eine Wärmepumpe ohnedies kein Thema: "Ohne gedämmte Fassade sind höhere Vorlauftemperaturen nötig, die nur eine Pelletsheizung erreicht." Dafür wird allerdings ausreichend Platz für das Heizmaterial benötigt. In Reihenhäusern scheitern solche Heizungen mitunter, weil der Keller als Wohnraum genutzt wird. Auch in den Hochwasserzonen Salzburgs sind Pelletsheizungen keine Option. "Da reichen auch Pelletssilos mit Hubfedern nicht aus, um die Bigpacks mit dem Brennmaterial immer über Bodenniveau zu halten und verlässlich vor Nässe zu schützen."
"Es gibt die Bereitschaft, auf nicht fossile Systeme umzusteigen."
Andreas Rotter
Innungsmeister
Grundsätzlich besteht bei der Mehrheit der Bevölkerung die Bereitschaft, auf nicht fossile Heizsysteme umzusteigen. Bei vielen Hausbesitzern fehlt allerdings das Wissen, welches Heizsystem in ihrer individuellen Situation machbar, wirtschaftlich sinnvoll und zukunftstauglich ist. Angesichts der vielen Parameter bei der Heizungsumstellung fällt den Installateuren vor allem bei Häusern mit mehreren Parteien oft eine schwierige Beratungsaufgabe zu, erzählt Andreas Rotter. "Einige haben eine noch intakte Brennwertanlage oder würden sich am liebsten wieder eine solche einbauen lassen, weil das System bekannt und gewohnt ist. Als Installateure müssen wir da einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Aber wir wissen schon, wie es geht."