Der Klimawandel und seine Folgen setzen Österreichs Wäldern schon jetzt enorm zu. Stürme, Trockenheit, Spätfrost, Insektenplagen, Muren, Schneebrüche, Hochwasser. "Ein gutes Viertel der heimischen Waldfläche ist hochgradig gefährdet", sagt Felix Montecuccoli, Präsident der Österreichischen Land- und Forstbetriebe. Das sind immerhin 10.000 Quadratkilometer, also mehr als die Bundesländer Salzburg und Vorarlberg zusammen. Der Anteil an Schadholz hat sich seit 2010 vervierfacht. 2022 waren es fast acht Millionen Festmeter.
Klimawandel gestaltet die Baumlandschaft des Waldes neu
Ein Blick in die Zukunft des Waldes ist zuerst einmal trügerisch. Denn: 6000 Hektar kommen pro Jahr dazu. Es wächst immer noch mehr nach, als abgeholzt wird. Die Nutzungsintensität liege aktuell bei 90 Prozent, sagt Montecuccoli. "Der Wald wird sich deutlich verändern. Die Baumarten werden sich anders zusammensetzen." Zirben und Latschenkiefern in höheren Lagen werden "nicht gänzlich verschwinden, aber sich zurückziehen". Weil ihnen von anderen Arten, die aufgrund steigender Temperaturen nach oben wandern, der Platz genommen wird. Von 1990 bis 2020 gab es im Vergleich zu 1960 bis 1990 elf Vegetationstage mehr. Dieser Prozess werde sich weiter beschleunigen. Die europäische Esche ist aufgrund eines Pilzes, mit dem sie nicht umgehen kann, gefährdet. "Und es werden neue Baumarten aus Südeuropa hinzukommen." Roteichen und Kiefern aus Amerika würden ebenfalls sichtbarer werden. Oder die gegen Trockenheit und Hitze gut gewappnete Robinie.
Zukunft des Waldes: Gesellschaftliche Herausforderungen bewältigen
Der 59-Jährige sieht jedoch auch "intensive gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen auf uns zukommen". Stichwort Freizeitnutzung. Die Lockdowns in der Coronapandemie wären ein Vorgeschmack gewesen, sagt Montecuccoli. "Die Menschen arbeiten weniger, sind immer mobiler. Sie werden überall sein." Das Ökosystem Wald benötige dafür umfassendes Management. "Die Digitalisierung wird Lösungen bringen. Tickets für Skitourengeher gibt es ja mittlerweile auch." Was wird folgen? Benützungsgebühren auch für Wanderer und Mountainbiker? Montecuccoli verweist darauf, dass 80 Prozent der heimischen Wälder in privater Hand seien.
EU-Gesetze erhöhen Risiken für Waldbesitzer
Für Waldbesitzer steige das Risiko von Schadereignissen. Hinzu kämen EU-Gesetze, denen der Land-&-Forst-Präsident "völlig verständnislos gegenübersteht". "Die Spielregeln ändern sich laufend. Und es gibt keine Instanzen mehr." Viele kleine Waldbesitzer müssten aufgrund überbordender Bürokratie kapitulieren. "Die hören einfach auf." Mit der Konsequenz, dass kein Holz mehr entnommen und der Wald nicht mehr gepflegt wird. Was vor allem in Schutzwaldzonen enormes Gefahrenpotenzial birgt. 42 Prozent des heimischen Bestandes sind als Schutzwälder ausgewiesen. Sie sollen vor allem Erosion vorbeugen. Was hinzukommt: "Wir haben schon jetzt sehr viel alte Wälder", sagt Montecuccoli. Und die seien anfälliger, nicht so widerstandsfähig wie junge. "Das sehen die Naturschützer anders, die wollen alte Wälder. Da spießt es sich."
Felix Montecuccoli gibt Amt auf und widmet sich Gut Mitterau
Felix Montecuccoli wird in Kürze nach 19 Jahren sein Amt als Präsident der Land- und Forstbetriebe niederlegen, um sich dem Gut Mitterau bei St. Pölten zu widmen. Seinem Nachfolger rät er, "laufend zu beobachten und auf wissenschaftliche Grundlagen zu reagieren". Es werde eines flexiblen Managements ebenso bedürfen wie der Eigenverantwortung der Eigentümer. All dieser Aufwand habe natürlich seinen Preis. "Man wird ernsthaft über faire Bezahlung reden müssen."
