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"Natur ist für uns wichtiger als die Konjunktur"

Wetterextreme und der Borkenkäfer setzen dem Wald zu. Warum Österreichs Bundesforste 2023 dennoch ein Rekordergebnis erzielt haben.

Wetterextreme wie starke Stürme nehmen zu und richten im Wald großen Schaden an.
Wetterextreme wie starke Stürme nehmen zu und richten im Wald großen Schaden an.

2023 sei das bisher wärmste Jahr in der Geschichte gewesen, der Temperaturanstieg sei aber kein Ausreißer, sondern "die neue Normalität", sagt Georg Schöppl, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Für das zu 100 Prozent im Staatsbesitz stehende Unternehmen bedeutet das steigende Ausgaben für die Waldpflege und einen zuletzt wieder gestiegenen Anteil von Schadholz an der Holzernte. 1,9 Millionen Festmeter Holz haben die ÖBf 2023 aus den von ihnen verwalteten 510.000 Hektar Wald geholt, 55 Prozent oder rund eine Million Festmeter davon waren schadhaft. Davon entfielen 730.000 Festmeter auf Borkenkäferschäden und 300.000 Festmeter auf Windwurf. Finanziell summieren sich die Schäden auf 32 Mill. Euro. 20,8 Mill. Euro macht der entgangene Deckungsbeitrag aus, 7 Mill. Euro kostet das Bekämpfen des Borkenkäfers. Die Schäden an der Infrastruktur beliefen sich auf 3,7 Mill. Euro, weiters fielen 500.000 Euro zusätzliche Lagerkosten an, sagt ÖBf-Vorstand Andreas Gruber. Im langjährigen Durchschnitt lägen die Schäden bei rund 14 Mill. Euro.

Holzpreis ist gestiegen

Dass es 2023 dennoch gelungen sei, den Durchschnittspreis pro verkauftem Festmeter auf 94 Euro (nach knapp 88 Euro 2022) zu steigern, habe neben der Nachfrage vor allem damit zu tun, dass man für die Kunden ein verlässlicher Lieferant sei. 56 Prozent der von den ÖBf verkauften Holzmenge sind Sägerundholz, ein knappes Drittel Industrieholz und elf Prozent werden für die Energieerzeugung verwendet. Auch wenn man als Unternehmen stark vom Holzpreis abhänge, sei langfristig "die Natur für uns wichtiger als die Konjunktur", sagt Schöppl.

Erhaltung des Waldes kostet Bundesforste viel Geld

Der Wald bleibe für die ÖBf das Kerngeschäft, aber ihn zu erhalten und an den Klimawandel anzupassen koste Geld. 120 Mill. Euro habe man in den vergangenen zehn Jahren in die Waldpflege gesteckt. Um diese Investitionen aus eigner Kraft zu stemmen, setzen die ÖBf seit Jahren auf die Einnahmen aus zusätzlichen Geschäftsfeldern. Das ertragreichste sind seit Jahren die Immobilien, die mit 64,1 Mill. Euro rund ein Fünftel zur Gesamtbetriebsleistung von 344,7 Mill. Euro beitragen, aber der größte Gewinnposten sind. Vom 2023 erzielten Vorsteuerergebnis von 56 Mill. Euro entfiel mit 27 Mill. Euro fast die Hälfte auf die Sparte Immobilien/Tourismus. Seit 2014 habe man 24 Projekte umgesetzt, vier seien im Bau, darunter ein Objekt in Gablitz mit 52 Mietwohnungen in Holzbauweise. Heuer werde man mehr als 20 Mill. Euro im Immobiliensegment investieren.

Ein stark wachsendes Geschäftsfeld ist auch die Energieerzeugung. Die ÖBf betreiben in der Steiermark einen Windpark, der heuer erweitert wird, und planen gemeinsam mit der oberösterreichischen Energie AG im Innviertel einen mit 19 Windrädern. Dazu kommen neun Kleinwasserkraftwerke, 2025 soll im Tiroler Hopfgarten ein weiteres dazukommen. Insgesamt erzeugten die Anlagen im Vorjahr 305 Gigawatt Strom und 176 Gigawatt Wärme, das entspreche dem Bedarf von 87.000 Haushalten. Der Beitrag zum Vorsteuerergebnis lag laut Schöppl 2023 bei 12 Mill. Euro.

Umstieg auf hitzeresistente Baumarten nötig

Auch wenn der Holz- und Forstbereich 2022 nach drei Verlustjahren wieder ins Plus gedreht habe - im Vorjahr lag der Vorsteuergewinn bei 16,1 Mill. Euro -, bleibe der Wald der Zukunft "unsere große Herausforderung", sagen Schöppl und Gruber. Das bedeute den Umstieg auf hitzeresistentere Baumarten - der Bestand an Fichten soll langfristig von 60 auf 40 Prozent sinken - sowie die Verjüngung des Waldes, verstärkt durch natürlichen Nachwuchs. Zur nachhaltigen Bewirtschaftung gehöre aber auch die laufende Entnahme von Holz, daher werde man die Erntekapazitäten verdoppeln. Der Mitarbeiterstand soll heuer von 994 auf 1035 Vollzeitäquivalente steigen. An die Republik gehen 10 Mill. Euro Dividende und 17 Mill. Euro Fruchtgenussentgelt.

In Österreich wächst der Wald

Zur EU-Entwaldungsverordnung sagt Gruber, die Zielsetzung, das Abholzen von Regenwald zu verhindern, sei richtig. Österreich sei aber ein Land, in dem der Wald wachse, seit den 1960er-Jahren seien 330.000 Hektar Wald dazugekommen. Als ÖBf habe man auch kein Problem mit dem von der EU verlangten Erfassen des Baumbestands, "wir können die Nachweise liefern", sagt Schöppl. Allerdings habe sich das von der EU bereitgestellte Datenbanksystem, das die ÖBf getestet haben, als untauglich erwiesen, weil es keine Schnittstellen zu den ÖBf-Daten gab. Es soll nun einen zweiten Anlauf mit einem neuen System geben.

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