Es war ein vorsichtiger erster Besuch der Brandermittler in der Ruine. In der Ostseite der alten Brauerei von Gut Guggenthal konnte der Brandsachverständige Walter Kittl am Dienstag eine erste Untersuchung vornehmen. "Hier gibt es einen guten Boden. Da kann ich mich gefahrlos bewegen." Für Kittl ist vor allem das erste und zweite Obergeschoß interessant. Zeugenaussagen deuteten darauf hin, dass der Brand am Sonntagmorgen in diesem Bereich ausbrach.
Nach einer ersten Besichtigung kann Kittl zumindest den Ausbruch des Feuers gut nachvollziehen. Tatsächlich dürfte der Brand im ersten Obergeschoß ausgebrochen sein. "Hier gibt es auch richtige Abplatzungen des Verputzes, das bedeutet, dass hier für eine längere Zeit Hitze auf die Wand eingewirkt hat." Ein Westwind dürfte dann den Rauch in den straßenseitigen Teil des Gebäudes gedrückt haben. Das Feuer selbst zog dann schnell auf den westseitigen Teil des Gebäudes. Das bestätigen auch die Aussagen von Feuerwehrleuten, die am Dienstag noch einmal am Brandort sind, um die Ermittlungen zu unterstützen. Um 5.40 Uhr ging der Alarm ein, kurz nach sechs Uhr hatte das Feuer das gesamte Gebäude erfasst.
Wie es zu dem Brand in der denkmalgeschützten Brauerei gekommen ist, lässt sich noch nicht so schnell klären. Eine technische Ursache kommt jedenfalls nicht infrage. Walter Kittl kann zudem weitere Varianten ausschließen. So habe es in der Nähe ein Sonnwendfeuer gegeben. "Ich habe die Distanz zu diesem Feuer abgemessen. Für einen Funkenflug war es zu weit weg."
Für die Suche nach Brandbeschleunigern stehen sogar mehrere Brandmittelspürhunde zur Verfügung: Wegen einer Schulung sind für den Einsatz besonders viele vierbeinige Ermittler am Brandort. Keiner von ihnen kann aber Spuren von Brandbeschleunigern finden. Das rundet das Bild für Walter Kittl ab. "Wäre ein Brandbeschleuniger zum Einsatz gekommen, hätte es auch ein anderes Brandbild gegeben. So ist es etwa nicht zu Verpuffungen gekommen."
Für andere Vermutungen lassen sich allerdings Spuren finden. So gibt es Zeugenaussagen, wonach sich zwischen zwei und drei Uhr morgens Personen in der Ruine aufgehalten haben. In der Vergangenheit war häufig im Gut Guggenthal illegal gefeiert worden. "Ich habe eine Getränkedose gesehen, die hatte als Ablaufdatum das Jahr 2019. Die war also noch nicht alt", sagt Kittl.
Für ihn sind jedenfalls noch weitere Untersuchungen nötig. Dazu muss aber erst der Schutt aus dem ersten Obergeschoß von einer Baufirma entfernt werden. Weitere Untersuchungen in Gut Guggenthal wird es also erst in einigen Tagen geben.
Sonntag in der Früh brach das Feuer aus
Am frühen Sonntagmorgen war der Großbrand ausgebrochen, mehr als 200 Einsatzkräfte bekämpften das Feuer. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass das Brauhaus bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Die Brandwache konnte erst Montagfrüh beendet werden. Trotz Regens waren in der Nacht im Brandschutt im Inneren des Gebäudes immer wieder Glutnester aufgeflammt. Das Gebäude war nach Information der Eigentümer nicht brandversichert.
Ob das ehemalige Brauereigebäude, das Kernstück des Areals, zumindest in Grundzügen noch zu retten ist, muss der Denkmalschutz entscheiden. Auch das wird noch einige Zeit brauchen. Experten müssen dazu die Bausubstanz erst prüfen.
Seit 2013 sind Salzburger die Gutsherren
2013 kauften drei Salzburger (rund um Gusswerk-Eigentümer Michael Mayer) das historische Gut, unzählige Besitzwechsel waren vorangegangen. Keinem war es gelungen, ein Sanierungskonzept für die alten Gewölbe umzusetzen. Viele Pläne wurden öffentlich präsentiert, alle sind wie Seifenblasen zerplatzt.
Die Vorbesitzer aus dem Wiener Raum teilten das Gut 2013: Das historische Ensemble kauften die drei Salzburger, das als Zweitwohngebiet gewidmete Professorfeld die Radstädter Baufirma Steiner & Wanner und Ex-Alpine-Chef Dietmar Aluta-Oltyan. Vorgesehen gewesen wäre bei der Raumordnungswidmung ursprünglich gewesen, die Einnahmen aus der Bebauung des Professorfeldes für die Sanierung des Industrieensembles zu verwenden. Das war aber nirgendwo festgeschrieben. Diese Raumordnungslücke nutzten die Ex-Besitzer: Jetzt stehen auf dem Professorfeld Luxus-Wohnungen wie eine Trabantensiedlung, das historische Ensemble mit Braugasthof und Ceconi-Villa sowie einigen Nebenbauten blieb weiter dem Verfall preisgegeben.
Vandalismus war nur eines der Probleme, immer wieder verschafften sich auch Unbefugte Zugang zu den Gebäuden. Erst im Februar wurde am helllichten Tag vom Jagdschloss ein wertvolles Wappen gestohlen.
Zur Geschichte des Industriedenkmals
Das Gut Guggenthal wurde erstmals 1272 urkundlich als ein "Gut unterm Nockstein bei Gukkental" erwähnt. Der Name Gugg kommt von der Bedeutung schau ins Tal, weil Guggenthal durch seine Lage auf einer Anhöhe einen ausgezeichneten Blick über das Salzachtal und das Salzburger Becken frei gibt. Zum historischen Ensemble mit der Kirche zum hl. Kreuz und zur hl. Elisabeth gehören das Brauhaus, die Villa, der Braugasthof Guggenthal und diverse Nebengebäude. Es ist eines der wenigen Industrieensembles im Land. Der Brauereibetrieb wurde vor 100 Jahren eingestellt.





















