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Hochwasser - Video: Polizei fliegt die ersten Eingeschlossenen in Rauris aus

Am Tag nach den schweren Regenfällen samt Überflutungen in Salzburg kommen nun immer mehr Schäden und weitere Folgen der Elementarereignisse ans Tageslicht.

Evakuierung Eingeschlossener mit dem Polizeihubschrauber.
Evakuierung Eingeschlossener mit dem Polizeihubschrauber.
Mittersill, Ortsteil Felben: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft.
Mittersill, Ortsteil Felben: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft.
Mittersill: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft.
Mittersill: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
Straßensperre im Gasteiner Tal: Die Landesstraße war am Montagabend nur mehr einspurig befahrbar. In Großarl war die Bundesstraße zeitweise komplett gesperrt.
Straßensperre im Gasteiner Tal: Die Landesstraße war am Montagabend nur mehr einspurig befahrbar. In Großarl war die Bundesstraße zeitweise komplett gesperrt.
Das Rote Kreuz hat seine Dienststelle ins Ortszentrum von Bad Hofgastein verlegt.
Das Rote Kreuz hat seine Dienststelle ins Ortszentrum von Bad Hofgastein verlegt.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
Der braune Wasserfall – extreme Lage in Bad Gastein am Montag.
In St. Johann im Pongau ist die freiwillige Feuerwehr seit den Mittagsstunden am Montag im Dauereinsatz.
In St. Johann im Pongau ist die freiwillige Feuerwehr seit den Mittagsstunden am Montag im Dauereinsatz.
In St. Johann im Pongau ist die freiwillige Feuerwehr seit den Mittagsstunden am Montag im Dauereinsatz.
In St. Johann im Pongau ist die freiwillige Feuerwehr seit den Mittagsstunden am Montag im Dauereinsatz.

In Rauris-Bucheben ist die Straße noch gesperrt und das wird sie wohl noch länger bleiben. Denn dort ist der Krumlbach über die Ufer getreten und hat Teile der Straße schwer beschädigt.

Bis zuletzt waren im Talschluss bei Kolm-Saigurn rund 50 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. "Ihre Versorgung ist aber durch die Bergrettung gesichert. Wir arbeiten an Notfallwegen, die mittels Quad befahren werden können. Wenn es sein muss, werden die Personen ausgeflogen", informiert Bürgermeister Peter Loitfellner.

Video: Polizei fliegt Eingeschlossene per Helikopter aus

Laut Bezirkshauptmannschaft Zell am See wurden Dienstagabend bereits zehn der 50 von der Außenwelt abgeschnittenen Personen aus dem Raurisertal ausgeflogen. Es handelte sich bei den meisten um Gäste des Hotels Ammererhof. Es gehe allen gut, die Stimmung sei trotz der Unannehmlichkeiten durchwegs positiv, hieß es aus dem Beherbergungsbetrieb.

Der Ammererhof selbst liegt sicher und ungefährdet, sagt Hotelier Helmut Tomasek-Mühlthaler, aber: "Die Straße, die 150 Meter unterhalb verläuft, ist ein einziger Bach. Bei einem Neubau wird man sie höher legen müssen." Auch die erst vorigen Herbst neu gebaute Wasserleitung sowie die Festnetztelefonleitungen seien zerstört. Die Naturgewalten seien extrem: "Häusergroße Steine sind da heruntergekommen."

Der Rest der eingeschlossenen Personen könne jederzeit zu Fuß oder in Begleitung der Bergrettung auch mit einem Quad abreisen. Eine Notfahrbahn ist in Vorbereitung und soll bis zum Abend fertiggestellt sein.

"Alle sind versorgt und wohlauf"

Ein Großteil der im Bereich Kolm-Saigurn von der Außenwelt abgeschnittenen Personen will laut dem Rauriser Bürgermeister Peter Loitfellner mit den dort geparkten Autos abreisen. "Das ist aufgrund der komplett zerstörten Straße aber nicht so schnell möglich. Daher versuchen wir, als Erstes eine Notfahrbahn für diese Ausfahrten zu errichten", so Loitfellner. Das Wichtigste sei aber: "Alle sind gut versorgt und wohlauf, Nachschubprobleme gibt es auch keine und es besteht durchgehender Kontakt."

Ausfahrt ab dem Abend

"Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Errichtung dieser Notfahrbahn. Heute am Abend wird es dann möglich sein, dass die Pkw vom Parkplatz in Kolm-Saigurn wieder rausfahren können", so Gebhard Neumayr, Gebietsbauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV). Gleichzeitig arbeitet die WLV daran, die Rauriser Ache wieder in ihr Bachbett zurückzubringen. "Die Zerstörung im Raurisertal ist unvorstellbar, sowas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen", fasst Neumayr zusammen.

  • Die Notfahrbahn ist eine Notmaßnahme, die Zufahrt nach Kolm-Saigurn ist bis auf Weiteres gesperrt, eine Zufahrt nicht möglich. Die Einsatzkräfte und der Bürgermeister sowie der Katastrophenschutzreferent des Pinzgaus appellieren eindringlich, sich daran zu halten.
130 Liter Wasser - in 15 Stunden

Neumayr hatte nach einem Lokalaugenschein (Befliegung und Begehung) am Dienstag gesagt: "Es gibt teilweise massive Verwerfungen der Rauriser Ache, es sieht aus wie eine Mondlandschaft. Hunderte Meter an Straßen wurden weggerissen. Die Straße bei Kolm Saigurn muss neu komplett neu gemacht werden, dort ist alles zerstört." Grund für das Ausmaß der Vermurung war die extreme Niederschlagsmenge von 130 Litern Wasser, die binnen 15 Stunden in Saigurn niedergingen. Dadurch konnte der untere Teil eines großen Kartrichters bis zu 100 Meter tief erodieren, wodurch sich das Gestein in Bewegung setzte. Der Almboden in Kolm-Saigurn ist großteils verschüttet und wohl verloren.

Überflutet: Die neue Trasse der Pinzgaubahn bei Niedernsill sollte eigentlich hochwassersicher sein.
Überflutet: Die neue Trasse der Pinzgaubahn bei Niedernsill sollte eigentlich hochwassersicher sein.
Verlegt, zerstört: Die Zufahrt in Richtung Kolm-Saigurn im Raurisertal ist hier nicht möglich.
Verlegt, zerstört: Die Zufahrt in Richtung Kolm-Saigurn im Raurisertal ist hier nicht möglich.
Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.
Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.
Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.
Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.

In Niedernsill hat das Hochwasser auch die Pinzgauer Lokalbahn wieder getroffen und hinterließ Schäden. Diese Nahverkehrsstrecke, die über viele Kilometer auch auf der Dammkrone der Salzach verläuft, wird derzeit wieder einmal mit enormem Aufwand saniert. Die Trasse war zuletzt am 14. Juli 2021 von Überflutungen und Vermurungen heimgesucht worden. Dramatisch waren die Bilder aus dem Bahnhof Vorderkrimml (Wald), die eine tief im Schlamm und Geröll versunkene Triebwagengarnitur zeigten.

Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.
Bild aus Kolm-Saigurn vom Dienstag, 29. August.

Bis Herbst 2023 sollte eigentlich der Streckenabschnitt zwischen Niedernsill und Mittersill wieder befahrbar sein. Die Sanierung dieses Abschnitts allein kostet rund zwölf Millionen Euro. Manfred Höger, Katastrophenschutzreferent der BH Zell am See: "Der derzeit neu gebaute Bahndamm zwischen den Gemeinden Uttendorf und Niedernsill wurde unterspült. Dort sind massive Schäden aufgetreten, die begutachtet werden."

Wasserfall donnerte als braune Sturzflut in Bad Gastein hinunter

Der Wasserfall im Zentrum von Bad Gastein war schon das Motiv vieler Maler und Dichter. Doch jene Wassermassen, die am Montag die 340 Meter hinunterdonnerten, dürften zumindest in jüngster Zeit von niemandem so festgehalten worden sein.

"In den vergangenen 30 Jahren kann ich mich bei Weitem nicht daran erinnern, dass der Wasserstand schon einmal so hoch war", sagte der Gasteiner Bürgermeister Gerhard Steinbauer am Montagvormittag. Der Ortschef behielt recht: Am Nachmittag klassifizierte der Hydrographische Dienst des Landes das Hochwasser im Gasteiner Tal als HQ30 - ein Ereignis, das statistisch gerade einmal alle 30 Jahre auftritt.

Überflutete Felder, aufgenommen am Montag, 28. August 2023, in Uttendorf.
Überflutete Felder, aufgenommen am Montag, 28. August 2023, in Uttendorf.
Überflutete Felder, aufgenommen am Montag, 28. August 2023, in Uttendorf.
Überflutete Felder, aufgenommen am Montag, 28. August 2023, in Uttendorf.

Überflutungen auch in St. Johann und Bischofshofen

In den Pongauer Gemeinden St. Johann und Bischofshofen waren die Feuerwehrleute die ganze Nacht im Hochwassereinsatz. Die Salzach trat in den beiden Stadtgemeinden über die Ufer. Zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden. Allein in St. Johann und Bischofshofen kämpften mehr als 200 Einsatzkräfte gegen die Wassermassen. Besonders stark betroffen war der St. Johanner Ortsteil Urreiting, wie der Salzburger Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker gegenüber dem ORF sagte. Auch ein Gewerbegebiet war in St. Johann von den Überflutungen betroffen. Feuerwehrleute und Mitarbeiter eines Entsorgungsbetriebs konnten verhindern, dass Wasser eindrang und Schadstoffe in die Salzach gelangen.

Aufbau des Hochwasserschutzes in der Stadt Salzburg (Josefiau) am Montag.
Aufbau des Hochwasserschutzes in der Stadt Salzburg (Josefiau) am Montag.
Aufbau des Hochwasserschutzes in der Stadt Salzburg (Josefiau) am Montag.
Aufbau des Hochwasserschutzes in der Stadt Salzburg (Josefiau) am Montag.

KOMMENTARE (10)

Walter Redni

anstelle warten bis das wasser zurückgeht, pulvert man heutzutage millionen hinaus um spektakuläre hubschrauber einsätze als grünwerbung zu bekommen.
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Wolfgang Brugger

Meiner Meinung nach ist es dringend notwendig, den freiwilligen Feuerwehrmännen und -frauen endlich Entgelt für ihren unermüdlichen Einsatz für die Allgemeinheit in Katastrophen Fällen und Brandereignissen zuzugestehen. Anstatt den Tourismusbetrieben Millionen in den Rachen zu werfen, könnte man eine Fixpauschale pro Einsatz festlegen. Herr Haslauer, Sie sind gefragt. Gerade in den letzten Tagen haben wir wieder gelernt, diese Hilfe schätzen zu lernen. Eine Jause und ein Händedruck sind ja ganz erfreulich , aber eindeutig zu wenig.
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Walter Redni

vorsicht! eigendynamik wie üblich entwickelt sich sicher. reicht eh schon.

Elisabeth Moser

Absolut richtig, bitte umsetzen. Herr Haslauer, kommen Sie aus Ihrer Deckung und nehmen Sie den Vorschlag von Herrn Brugger auf. Elisabeth Moser

Elisabeth Moser

Tja, im Jahre 1966 war die Welt noch in Ordnung ! Fast 60 Jahre später schaut es schon anders aus. Die Welt hat sich weiter entwickelt und leider nicht zum Gunsten der Natur. Dass wir heute mit solchen Dimensionen zu kämpfen haben, haben wir uns selber zuzuschreiben. Vielleicht sollten wir der letzten Generation etwas Toleranz entgegen bringen, schließlich ist es ja unsere Generation, die zerstört. Und die moderne Kommunikation hilft heute ungemein, woher sollten wir Warnmeldungen bekommen und wie sollten wir mit der Verwandtschaft und Freunden Kontakt aufnehmen, ob eh alles in Ordnung ist. Elisabeth Moser
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Hans-Robert Kreutz

Zustimmung!
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Martin Tippel

Die Unwetter von 1966 war um ein Vielfaches schlimmer. Auch wenn es die letzte Generation vielleicht nicht hören will. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Wir dachten damals jedenfalls nicht an den Weltuntergang, auch wenn die Gesamtsituation unheimlich entrisch war. Es hat auch niemand die Apokalypse postuliert. Es gab auch keine sozialen Medien, damals. Dennoch war uns nicht langweilig. Unsere Füße steckten halt für ein paar Tage in Gummistiefeln, wenn wir per pedes in die Schule gingen oder im Wald Pilze sammelten, oder auf den Feldern Kukuruz stibitzten. Und wir kannten auch noch kein Handy. Wir waren quasi unerreichbar. Herrlich!
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Eva Schwaiger

Hr. Tippel zustimmung ! Wollen die nicht hören ..))

Gertraud Wolf

Es klingt ganz so als wären sie 1966 steckengeblieben. Erstens zeigt der Artikel lediglich auf wie dramatisch der Wasserstand isr, zweitens war 1966 das Siedlungsgebiet bei Weitem nicht so groß wie heute und drittens war die Infrastruktur nicht so massiv beeinträchtigt weil nicht in diesem Ausmaß vorhanden. Und es war relativ wurscht ob man erreichbar war oder nicht

Georg Öller

mögen doch mehrere wie sie den Mut haben solche Kommentare zu verfassen!!

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