Angehörige, die weinend vor einem Bürgermeister sitzen, weil es trotz Pflegestufe 5 keinen Platz im Seniorenheim gibt - und die Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause niemand mehr stemmen kann. Der Bürgermeister, der zwar ein modernes Pflegeheim mit 70 freien Betten (von 144 gesamt) hat, aber kein Personal dafür findet. Das ist keine frei erfundene Geschichte, sie ist längst Realität. In diesem Fall spielt sie sich in Hallein ab.
Verzweifelte Maßnahmen: Gemeinden und Spitäler holen Personal aus Übersee
Mittlerweile ist die Gemeinde ob des Personalmangels derart verzweifelt, dass eine externe Agentur angeheuert wird, die in 10.000 Kilometern Entfernung in Kolumbien oder auf den Philippinen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden soll. Etwas, das die Salzburger Landeskliniken seit heuer ebenfalls mittels Agentur versuchen. Gemeinden und Spitäler probieren also auf eigene Faust, wie sie Personal in Südamerika oder Asien rekrutieren können. Und so kocht jeder inzwischen sein eigenes Süppchen, weil es seit Jahren keine einheitlichen und fruchtenden Strategien auf Bundes- und Landesebene dafür gibt.
Nach Pflegebereich nun auch öffentlicher Verkehr von Personalmangel betroffen
Der Pflegebereich ragt zwar stets als Beispiel heraus. Der Personalmangel ist aber längst auch beim öffentlichen Verkehr angekommen - siehe Obus-Fahrplan. Eine Rückkehr zum 10-Minuten-Takt ist nach wie vor nicht absehbar. Andere Betriebe sperren samstags zu, weil nicht ausreichend Personal vorhanden ist. Dabei war es seit Langem abzusehen, welche Herausforderungen eines Tages schlagend werden. Die Alterspyramide log schon 2012 nicht, als die ÖVP im Salzburger Landtag erste zarte Vorschläge machte, man möge doch in Spanien auf Fachkräftesuche gehen. Das Arbeitsmarktservice und die Wirtschaftskammer sind in diesen Märkten seit einigen Jahren aktiv auf der Suche, können die Lücken aber bei Weitem nicht füllen. Die österreichische Bürokratie erledigt den Rest, warum die Suche in vielen Fällen nicht erfolgreich ist und Unternehmer verzagen.
Anwerbezentrum geplant trotz politischer Spannungen
Seit wenigen Wochen ist Haslauers designierter Nachfolger Stefan Schnöll für die Wirtschaftsagenden im Land zuständig. Nun soll - spät, aber doch - ein Anwerbezentrum geschaffen werden, dessen Aufgabe es ist, alle bisher gesetzten Maßnahmen zu bündeln und gezielt Fachkräfte ins Land zu holen. 1000 an der Zahl im nächsten Jahr, lautet die Devise. Klingt ja vielversprechend, ist aber noch weitgehend unausgegoren und momentan nicht mehr als eine reine Ankündigung. Aber eine, die so ganz und gar nicht zu einer schwarz-blauen Landesregierung passen will. Genauso wie Schnölls Ziel, das Potenzial bei Asylberechtigten für den Arbeitsmarkt zu steigern. Schließlich bedient die FPÖ auf Bundesebene erfolgreich das Ausländer-raus- oder besser gesagt Ausländer-erst-gar-nicht-rein-Thema. Dazu haben die Freiheitlichen eine eigene "Festung Österreich"-Tour samt Petition im Sommer gestartet. Bis zur Nationalratswahl in einem Jahr lässt sich auf dem Asylthema genüsslich weiter herumreiten.
Während die einen also versuchen, sie möglichst gar nicht ins Land zu lassen, probiert Salzburg, sie schnellstmöglich einzufliegen. Man darf gespannt sein, wie der argumentative Spagat gelingt, wenn der Wahlkampf so richtig anläuft.