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Neue Erfolge mit altem Getreide im Flachgau

Eine Familie rettet in Anthering alte Biosorten. Die Ernte des ersten Jahres fiel gut aus. Das nächste Projekt, eine Obstbaumschule, läuft gerade an.

Sie sind zufrieden mit der Ernte: Christine und Alexander Diethard mit Tochter Emilia und Altbauer Gottfried Weilbuchner.
Sie sind zufrieden mit der Ernte: Christine und Alexander Diethard mit Tochter Emilia und Altbauer Gottfried Weilbuchner.
Alexander, Emilia und Christine Diethard.
Alexander, Emilia und Christine Diethard.
Das Oberwaldgut wird weiterhin bewirtschaftet.
Das Oberwaldgut wird weiterhin bewirtschaftet.
Haunsberger Weizen ist wieder gefragt.
Haunsberger Weizen ist wieder gefragt.
Im Produkt steckt viel Arbeit.
Im Produkt steckt viel Arbeit.
Der Fuhrpark ist historisch.
Der Fuhrpark ist historisch.

Der Antheringer Altbauer Gottfried Weilbuchner ist ein Pionier für die Erhaltung alter, fast schon vergessener heimischer Getreidesorten. Nun führt eine junge Familie sein Erbe fort. Ihr Start verläuft erfolgreich und vielversprechend.

Alexander und Christine Diethard, beide 39 Jahre alt, leben mit ihren drei Kindern auf dem Bauernhof in der Ortschaft Wald. Sie bewirtschaften den Hof, weil der 77-Jährige die Arbeit nicht mehr selbst schafft, und retten damit alte Sorten. "Wir konnten heuer im Sommer rund drei Tonnen Haunsberger Weizen ernten", sagt der Neo-Landwirt, der ein Quereinsteiger in diesem Beruf ist, wohingegen seine Frau auf einem Bauernhof in Seeham aufwuchs. Die Ernte wertet der Landwirt als großen Erfolg, "vor allem auch deshalb, weil wir den Anbau mit alten Kleinmaschinen selbstständig durchgeführt haben". "Wir sind sehr zufrieden und total happy." Der Weizen sei auf knapp einem Hektar angebaut worden. "Besonders gefreut hat uns, dass der Weizen - für eine alte Sorte - sehr buschig und dicht gewachsen ist." Der Roggenanbau startete heuer nur auf zwei kleinen Versuchsfeldern. Er soll auf gut einen Hektar ausgedehnt werden. Diese Woche steht die Aussaat auf dem Programm. Der Anbau des Hafers, einer Sommerform, komme dann im Frühjahr nächsten Jahres dran. "Angebaut wird er im April, geerntet Ende August oder September."

Flachgauer Getreide-Pionier hat seinen Hof übergeben

Der Altbauer gilt unter Kennern als Flachgauer "Getreidepapst". "Gottfried hat uns seinen Betrieb im Sommer dieses Jahres übergeben und lebt inmitten unserer Familie weiterhin am Hof. Wir dürfen dieses Paradies fortan gestalten", sagen die beiden.

Auf ihrem Biogut Oberwald haben sie unter dem Titel "Hof der alten Sorten" den Anbau von drei alten Haunsberger Sorten (Weizen, Roggen und Hafer) zu ihrem zentralen Thema gemacht.

Das Bioland Salzburg sei auf dem Weg zur Region der biologischen Vielfalt. "Es hat sich zu einem Zentrum für alte Sorten entwickelt. Wir denken, dass wir am Haunsberg einen Beitrag dazu leisten können."

Neben dem wichtigsten Standbein, dem Getreide, haben die Diethards zudem, ebenfalls am Hof, "eine Obstbaumschule der alten Sorten" ins Leben gerufen. "Ab Ende Oktober werden wir Bäume veredelter alter Sorten zum Verkauf anbieten können." Dazu zählen Äpfel, Birnen, Zwetschken und "Kriecherl", Kirschen und Mispeln. Laut Alexander Diethard ist es "die erste Bioobstbaumschule Salzburgs". "Wir konzentrieren uns auf Sorten, die es schon vor ungefähr 1930 gegeben hat - bevor chemische Pflanzenschutzmittel so richtig aufgekommen sind."

Weiters haben die Jungunternehmer eine Obstpresse. Sie stellen Apfelsaft, Most und Mostessig her und verkaufen diese Produkte. Außerdem haben sie gerade einen Ofen aufgestellt. Er soll im Herbst fertig werden, sodass die Familie backen kann, wobei der Roggen vor allem für Sauerteig verwendet werde.

Die drei alten Sorten haben die jungen Bauersleute bei der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, angemeldet - als so genannte Erhaltungssorten. "Damit nicht ein großer Agrarkonzern das Saatgut zum Patent anmelden kann", erklärt Alexander Diethard. "Wir haben Saatgut abgegeben, dieser Prozess läuft." Das Getreide werde bei der AGES versuchsweise angebaut. Genau genommen sind Pflanzen wie auch Tiere aus konventioneller Züchtung in der Europäischen Union eigentlich nicht patentierbar. Aber in der Praxis scheint es doch immer wieder Schlupflöcher zu geben.

Diese Aktivitäten des Antheringer Getreidebetriebs für die alten Sorten laufen über den Verein Adam und Eva. Dieser Name steht für "Anbau durch alte Methoden und Erhalt von alten Sorten". Den Verein hat das Ehepaar gegründet. Inzwischen gehören auch schon ein paar andere Interessierte dazu. Sie können Getreide vom Hof beziehen. Eine der wichtigsten Zielgruppen sind Menschen, besonders Familien, die selbst backen. Auch Kooperationen mit Bäckern und der Gastronomie, aber nicht mit großen Abnehmern, sind geplant. Die Direktvermarktung der Produkte, vom Getreide bis zum Essig, steht erst am Anfang. Es geht vor allem in Richtung Vorbestellungen.

Maschinen von anno dazumal leisten gute Dienste

Auch die Geräte und der Fuhrpark am Biogut Oberwald in Anthering entsprechen der langen Tradition des Getreideanbaus im Flachgau. So arbeitet das Landwirtehepaar weiterhin mit einem roten Mähdrescher der Marke Massey Ferguson aus dem Jahr 1960 sowie einer alten Petkus-Getreidereinigungsmaschine, die früher für das Lagerhaus in Elixhausen im Einsatz war.


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