Bei der Aktion gegen ein international tätiges Dopingnetzwerk waren am Mittwoch unter anderem die beiden ÖSV-Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke festgenommen worden. Sie haben laut Staatsanwaltschaft Innsbruck das Eigenblutdoping gestanden und umfangreiche Angaben gemacht. Gegen sie besteht der Verdacht des Sportbetrugs. Das Strafmaß beträgt bis zu drei Jahre. Der deutsche Sportmediziner, der als zentrale Figur in dem Netzwerk gilt, sowie dessen Komplizen können bis zu zehn Jahre Haft ausfassen.
Der ehemalige Sportmanager Stefan Matschiner, selbst einst als Doping-Drahtzieher verurteilt, wundert sich im Interview über die Naivität der Sportler und des Arztes. Matschiner sagt, er könne sich Spitzensport ohne Doping nur schwer vorstellen.
Blutdoping ist kein Massenmittel, doch auch im Alltag greifen tausende Menschen zu harmlosen oder gar gefährlichen Substanzen, um ihre Leistung zu steigern. Der erhoffte Gewinn fällt meist gering aus, denn Wunderpillen für Gehirn oder Körper gibt es nicht. Dafür können die langfristigen Folgen umso schlimmer sein.
Doping selbst sei nach österreichischer Rechtslage nämlich nur strafbar, wenn man es bei jemand anderen anwendet. Wenn man sich als Sportler selbst dopt, sei das nach dem Dopinggesetz nicht strafbar. "Es gibt aber eben das Vergehen des Sportbetrugs", erklärte Mayr.
Das Ermittlungsverfahren gegen die Sportler werde jedenfalls von der Staatsanwaltschaft Innsbruck durchgeführt. Es sei aber möglich die Verfahren gegen die ausländischen Athleten an ihre jeweiligen Heimatländer abzutreten. Ob dies geschehen werde, stehe aber noch nicht fest, so Mayr. Für den Sportmediziner und seine Komplizen, auch für jene beiden, die in Seefeld festgenommen wurden, sei die Staatsanwaltschaft München I zuständig.
Der Sportmediziner und seine Komplizen könnten nach deutscher Rechtslage entweder nach dem Arzneimittel- oder dem Dopinggesetz angeklagt werden. 2015 habe es nämlich eine Gesetzesänderung gegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, Anne Leiding, zur APA. Ihnen könnten bis zu zehn Jahre Haft drohen.
Weitere Sportler, die mit dem Netzwerk in Verbindung stehen könnten, seien bisher noch nicht ausgeforscht worden. Es gebe auch noch keine weiteren Festnahmen, hieß es sowohl von der Staatsanwaltschaft Innsbruck, als auch aus München. Jener Sportler, der auf frische Tat ertappt worden war, wurde jedenfalls nicht, wie zunächst fälschlich behauptet, in der Unterkunft der Österreicher ertappt, sondern im Apartment der in Seefeld festgenommenen Komplizin des Sportmediziners, betonte Mayr.
Vonseiten des Bundeskriminalamts hieße es am Donnerstag gegenüber der APA, dass man vorerst keine weitere Auskünfte erteilen werde. Es gehe nun erst mal darum, sich einen Überblick über die sichergestellten Materialien und Gegenstände zu verschaffen, sagte BK-Sprecher Vincenz Kriegs-Au. Zudem müssten auch die Vernehmungen der Beschuldigten ausgewertet werden.
Der Präsident von Italiens Olympischem Komitee (CONI), Giovanni Malago, erkärte sich nach der Doping-Razzia in Seefeld "schockiert". "Es ist unglaublich und ein Trauma. Als ich gestern davon erfahren habe, war ich sprachlos", sagte Malago nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Der CONI-Chef erklärte sich "entmutigt und erschüttert". Zugleich müsse man froh sein, dass eine Untersuchung zur Klärung des Skandals eingeleitet worden sei, sagte er. "Diese Razzia erinnert uns an die Olympischen Winterspiele in Turin. Auch damals war die österreichische Mannschaft verwickelt", sagte Malago. Italien könne man nichts vorwerfen. Die Kontrollen seien in Italien sehr rigoros, versicherte der CONI-Chef.