Diplodoma adspersella
Diplodoma adspersella Heinemann, 1870: 34 ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Psychidae (Sackträger).
Diagnose
Die Abgrenzung von D. adspersella gegenüber D. laichartingella (Goeze, 1783) und der Status als eigene Art ist nach Hauser (2014) ungeklärt. Arnscheid & Weidlich (2017) behandeln beide zwar als valide Arten, räumen aber ein, dass es auch nur Formen einer Art sein könnten. Nach genetischen Daten gibt es vier Cluster (BINs), die mehrere Arten vermuten lassen, zwei davon auch in Österreich (P. Huemer, pers. Mitteilung). Sowohl die Falter, als auch die Säcke von Diplodoma adspersella sind jedenfalls signifikant größer als jene von D. laichartingella.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
D. adspersella ist in Salzburg aus den Zonen I (Alpenvorland und Flyschzone: St. Georgen, Thalgau), Ia (Stadt Salzburg: Kapuzinerberg, Kühberg), II (nördliche Kalkalpen: Schober nördlich des Ortszentrums von Fuschl am See, zwischen Niederalm und St. Leonhard) und IV (Zentralalpen; Jägersee bei Kleinarl; Zoneneinteilung nach Embacher et al. 2024) bekannt, allerdings nur von relativ wenigen Fundorten. Zudem liegt ein Sackfund aus dem Weißpriachtal im Lungau vor, der auf Grund seiner geringeren Größe ein Jugendsack von D. adspersella, aber auch ein Sack von Diplodoma laichartingella sein könnte. Obwohl die Artberechtigung von D. adspersella zweifelhaft ist, zählen wir unsere Funde zu diesem Taxon, da die vorliegenden Tiere und Säcke signifikant größer als der Größenbereich für die in weiten Teilen Europas verbreitete D. laichartingella sind.
Lebensraum der Art sind meist warmtrockene, felsdurchsetzte Laub- und Mischwälder, sowie Kiefernbestände in 450 bis 1 200 m Höhe (Kurz & Kurz 2024). Die Imagines erscheinen im Juni, die Raupen dürften auf Basis von Zuchtversuchen mindestens zwei Jahre für ihre Entwicklung benötigen.
Nachbarfaunen
Huemer (2013) gibt die Art in Österreich aus Nordtirol, Osttirol, Kärnten, der Steiermark, Salzburg und fraglicherweise auch aus Oberösterreich an. Die letzte Angabe beruht auf Klimesch (1990), der Tiere von Diplodoma laichartingella aus dem Alpengebiet als zur größeren D. adspersella gehörend vermutet. Ein aktueller Fund liegt zudem von Weißenbach am Attersee am Aufstieg zum Schoberstein vor (Kurz & Kurz 2024). In Bayern ist das Taxon nur aus dem voralpinen Hügel- und Moorland und den Alpen bekannt, allerdings nur mit Funden vor 1935. Die Art gilt hier und somit auch in ganz Deutschland als verschollen (Haslberger & Segerer 2016, Lepiforum 2024).
Biologie und Gefährdung
Über die Biologie der Imagines ist nur wenig bekannt. Die Weibchen fliegen sehr wenig und warten frühmorgens, kopfüber mit nach unten weggestrecktem Abdomen, auf ein Männchen zur Begattung. Die Raupen leben sehr versteckt in Felsspalten, unter Felsüberhängen oder in Höhlungen im Wurzelbereich von Bäumen. In Zuchtversuchen verlassen sie oft monatelang ihr Gehäuse nicht, welches an einem kurzen Seidenfaden hängend angesponnen wird. Dies geschieht besonders bei Trockenheit. Nahrung der Raupen sind Flechten und Moose, aber auch tote Insekten werden gerne verzehrt, wobei Teile des Chitinpanzers dann am Sack außen angesponnen werden.
Wegen relativ weniger Fundorte und begrenzter Lebensräume betrachten wir D. adspersella in Salzburg zur Zeit als potentiell bedroht, obwohl bei entsprechender Nachsuche sicherlich noch weitere Vorkommen entdeckt werden können (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
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Quellen
- Arnscheid W. R. & M. Weidlich 2017 Psychidae. Microlepidoptera of Europe, Band 8. Brill, Leiden, 421pp.
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Hauser E. 2014. Die „Seelchen“ Oberösterreichs mit Angaben zur Determination und Taxonomie (Lepidoptera, Psychidae). Linzer biologische Beiträge 46(2): 1041–1086.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Ent. Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.12.09].
- Lepiforum e.V. [Hrsg.] 2008-2024: Diplodoma adspersella Heinemann, 1870. URL: https://lepiforum.org/wiki/ [online 2024.12.09].
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie