Georg Nikolaus Nissen
Georg Nikolaus Nissen (* 22. Jänner 1761 in Hadersleben, dänisch Haderslev, Dänemark; † 24. März 1826 in der Stadt Salzburg)[1] war dänischer Diplomat, zweiter Ehemann von von Mozarts Witwe Constanze und Verfasser einer Mozart-Biographie.
Leben
Georg Nicolaus (Nikolaus) Nissen wurde am 22. Jänner 1761 im dänischen Hadersleben geboren und starb am 24. März 1826 in Salzburg; begraben wurde er auf den Sebastiansfriedhof (Grab seiner Frau Constanze, verwitwete Mozart).
Nissens Vater, Jens Nissen (* 1729; † 1768) war Kaufmann in Hadersleben. Er heiratete am 17. März 1758 in Vilstrup (wenige Kilometer südlich von Hadersleben) Anna Elisabeth Zoëga (* 1723 in Vilstrup; † 20. Februar 1784 in Hadersleben). Ihre Mutter war Cäcilia Fabricius (* 1. Mai 1693 in Loit, dänisch Løjt; † in Vilstrup am 1. Mai 1755).
Die Vorfahren von Jens Nissen sind nicht bekannt, aber diese dänische Familie aus Südjütland stammt nicht aus dem Adel (siehe Nissens Adelstitel). Allerdings entstammt Nissens Mutter einer interessanten Familie. Ihr Vater (also G. N. Nissens Großvater mütterlicherseits) war Georg Jürgen (Jørgen) Arten Zoëga (* 1. April 1693 in Vilstrup; † 5. November 1755 ebenda). Die Zoëgas waren eine aus Italien stammende Familie, wohl adelig, die in Dänemark hoch angesehen war[2]. Über einen berühmten Vetter, den Naturwissenschaftler und Archäologen Georg (Jørgen) Zoëga (* 1755; † 1809), hatte Nissen Material zu einer Biographie gesammelt.
Nissen als Diplomat
Nissen studierte in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen Rechtswissenschaft. Bald wurde er dänischer Gesandter in Regensburg, dem damaligen Sitz des Reichstags. Ab 1793 lebte er in Wien als dänischer Legationssekretär. Er sprach fließend Griechisch und Latein, als Diplomat auch Französisch, Italienisch, Englisch und natürlich Deutsch und seine Muttersprache, Dänisch. Vom Wesen her wird er als akribisch bis pedantisch, aber ungeheuer fleißig beschrieben.
Nissen und Constanze
Bereits 1793 lernte er die Witwe W. A. Mozarts, Constanze Mozart, kennen. Doch erst 16 Jahre später, 1809, heirateten sie im Dom von Pressburg, slowakisch Bratislava (Ungarn) - Nissen war evangelisch und konnte daher nicht im katholischen Wien heiraten. In der Zwischenzeit war er ihr Sekretär. Er half Constanze bereits bei der Ordnung des Nachlasses Mozarts und schrieb die gesamte Nachlasskorrespondenz für sie. Nur unterzeichnen musste sie selbst.
Bereits 1810 zog das Paar nach Dänemark, wo es bis 1820 blieb. Da beide kränklich waren, zogen sie in den Süden, nach Mailand in Lombardo-Venetien, wo auch Constanzes Sohn Karl lebte. Von Mailand zogen sie weiter nach Turin, der Hauptstadt des Königreichs Sardinien-Piemont, und kehrten aber wieder nach Mailand zurück. Erst im Frühjahr 1824 kamen sie nach Salzburg. Die Tafel in der Churfürststraße in der Salzburger Altstadt an der Seite des Cafés Tomaselli ist somit dreifach falsch, da sie als Datum 1820 anführt und den nicht vorhandenen Adelstitel führt. Und auch ihre Kinder haben darin nie gewohnt. Franz Xaver kam 1821 erstmals nach Salzburg und besuchte seine Tante Nannerl, seine Mutter hingegen erst Jahre später. Sein älterer Bruder Karl kam überhaupt erst Jahre später nach Salzburg[3].
Nissen als Mozart-Biograf
Nissen verfasste 1823/1824 eine umfangreiche Mozart-Biografie, die dann nach seinem Tod von Johann Heinrich Feuerstein, einem Arzt aus Pirna bei Dresden, 1828 fertig gestellt und bei Breitkopf & Härtel publiziert wurde. Für die Erstellung der Biographie investierte Nissen viel Zeit und auch Geld, da er andere Leute für Aufgaben bezahlte.
Nissens Adelstitel
Der Adelstitel war eine Erfindung seiner Frau Constanze. Vermutlich erhoffte sie sich dadurch einen besseren Verkauf der Mozart-Biographie. - G. N. Nissen war dänischer Diplomat; es war in seiner Zeit nicht unüblich, besonders mit einer höheren Stellung im Militär oder im diplomatischen Dienst, dem Familiennamen ein "von" hinzuzufügen. Immerhin war er dänischer Staatsrat und Ritter des Dannebrog-Ordens und wurde wahrscheinlich von anderen "dienstlich" durchaus mit "von" angeredet. Allerdings heißt es auch [in der dänischen Wikipedia.dk ], als Nissen nach 1790 seine erste Anstellung als einziger Mitarbeiter des dänischen Gesandten, dem Herzog von Holstein, beim deutschen Reichstag in Regensburg hatte, dass er nur geringen Lohn bekam (wie damals üblich für Diplomaten), aber eben als Nicht-Adeliger weitgehend mittellos war. 1793 wurde er dann Legationssekretär in Wien und 1805 dort selbst diplomatischer Vertreter Dänemarks. Es spielt vielleicht auch hinein, dass es (ohne nachweisbare Verbindung zu G. N. Nissen) eine dänische Familie Nissen oder Nissen-Benzon in Südjütland gab, die 1710 geadelt wurde. "Nissen" (Sohn des Nis, Niels) ist in Südjütland ein häufiger und verbreiteter Name.
Werk
- Biographie W. A. Mozarts. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen, mit vielen neuen Beylagen, Steindrücken, Musikblättern und einem Facsimile (Vierter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1828 ISBN 3487045486; Neuherausgabe: Hildesheim, 1986)
- Biographie W.A. Mozarts. Mit einem Vorwort von Rudolph Angermüller. Georg Olms Verlag, Hildesheim Zürich New York, 1991. 4. unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1828
- Biographie W.A.Mozarts – Kommentierte Ausgabe. Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Rudolph Angermüller. Georg-Olms-Verlag, Hildesheim 2010. ISBN 978-3-487-08493-0
Ehrungen
Georg Nikolaus Nissen war königlich dänischer Staatsrat und Ritter des Dannebrog-Ordens.
Die Georg-Nikolaus-von-Nissen-Straße in Salzburg-Gneis wurde 1948 nach ihm benannt.
Literatur
- Berger, Ludwig: Die unverhoffte Lebensreise der Constanze Mozart: aus den verlorenen Aufzeichnungen des Königlich-Dänischen Wirklichen Etats-Raths Georg Nikolaus von Nissen. Tübingen 1955.
- Carstens, Carsten Erich: Nissen, Nicolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Leipzig 1886, S. 703 f.
Quellen
- aeiou Österreich
- Salzburger Nachrichten, 21. Jänner 2011, Gespräch mit Mozartforscher Rudolph Angermüller
- ↑ Sterbebuch der Dompfarre Salzburg, Band V, S. 52.
- ↑ siehe Hinweise auf der Diskussionsseite
- ↑ Quelle Leserbrief in den SN vom 1. Februar 2011 von Horst Erwin Reischenböck, Stadtführer in Salzburg