Mauthaus Alte Wacht
Das Mauthaus "Alte Wacht" in der Marktgemeinde Großarl im Pongau ist eine der letzten im Bundesland Salzburg erhalten gebliebenen historischen Maut- und Talsperren. Seit 2001 wird das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, als Außenstelle des Hüttschlager Talmuseums genutzt.
Beschreibung
Die Maut- und Talsperre "Alte Wacht" steht am Eingang des Großarltals in der Katastralgmeinde Au, oberhalb des Stegbachgrabens, wenige Meter nördlich der Großarler Landesstraße auf 880 m ü. A..
Die 1566 direkt in den Fels geschlagene (alte) Großarler Straße führte direkt durch das Bauwerk hindurch. Seit dem Bau der modernen Stegbachbrücke in den 1990er-Jahren liegt die Alte Wacht taleinwärts gesehen links der Brücke.
Nach Sanierungen in den Jahren 1802 und 1835 zeigt sich das Gebäude seither als zweigeschossiger, rechteckiger Holzblockbau mit Walmdach. Das Untergeschoss ist talseitig gemauert und verputzt. Die letzte Sanierung 1990 hatte keinen bauveränderlichen Einfluss auf das Haus.
Geschichte
Der Name "Steg" wurde urkundlich erstmals 1330 erwähnt. Späteren Datums sind die Bezeichnungen "Stegenwacht" und "Wachtstegen". Zurückführen lässt sich der Name auf einen schmalen Holzsteig, über den der Weg in das Tal um den Felsen herum führte, an dem das heutige Wachtgebäude steht.
Die Wacht wurde im Zuge des durch Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy angeordneten Baus einer schmalen Straße ins Großarltal im Jahr 1566 als Maut- und Ausfuhrkontrollstation errichtet. Der Straßenbau war bedingt durch den Goldbergbau in Hüttschlag, der damals eine der wichtigsten Einnahmenquellen des Erzbistums Salzburg darstellte, notwendig geworden um die Versorgung der Bergleute und die Ausfuhr der Abbauprodukte zu gewährleisten. Zuvor war das abgelegene Tal nur über einfache Saum- und Gehwege erreichbar.
Die Alte Wacht hatte ursprünglich die Funktion die Warenein- und Ausfuhr zu überwachen und den Warenschmuggel einzudämmen. Doch schon 1655 wurden der Wacht Soldaten zugeteilt um die Ausbreitung der Pest zu verhindern. Etwa um 1680 wurde das alte Gebäude abgetragen neu errichtet. Ab 1682 wurde ein ständiger Wachtposten im Gebäude stationiert.
Während der Protestantenvertreibung (1731–1733) unter Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian hatte die Wacht erneut eine militärische Funktion zu erfüllen, da ein Aufstand der vielen Anhänger des lutherischen Glaubens aus Großarl und Hüttschlag befürchtet wurde.
Im 19. Jahrhundert fungierte die unweit der Gemeindegrenze zwischen Großarl und St. Johann gelegene Alte Wacht als Gaststätte für die zwischen den beiden Orten verkehrenden Pferdefuhrwerke. 1905 übertrug der Wachtwirt und spätere "Moarbauer" Alois Promegger die Konzession auf die etwa 400 Meter entfernt liegende "Neue Wacht". 1912 verkaufte er das Wachtgebäude an den Landesausschuss des Herzogtums Salzburg. Bis 1946 diente das Gebäude schließlich als Dienstwohnung für den Wegmacher der Großarler Straße.
Aufgrund des wachsenden Autoverkehrs und der geringen Durchfahrtshöhe des inzwischen unbewohnten und funktionslosen Gebäudes wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer öfter über eine Schleifung der Alten Wacht nachgedacht. Bis Ende der 1980er-Jahre zwängte sich der gesamte Verkehr des Großarltals durch die Tordurchfahrt der Alten Wacht. Abhilfe brachte erst in den frühen 1990er-Jahren mit dem politischen Beschluss der Bau der neuen Umfahrungsbrücke, der Stegbachbrücke. So konnte die Zerstörung des Baudenkmals verhindert werden.[1]
Der Salzburger Landesfonds schenke das historische Gebäude 2001 dem Nationalparkverein Hohe Tauern – Hüttschlag im Großarltal. Seither findet es als Dependance des Hüttschlager Talmuseums Verwendung. Dargestellt wird in der Alten Wacht die Geschichte des Gebäudes, der Großarler Landesstraße und die umfangreiche Sagenwelt des Großarltales. Zudem wurde das Angebot durch wechselnde Sonderschauen erweitert. 2014 Jahren die Unterschutzstellung des Holzgebäudes am Fuß der Wachterwand, ein Verdienst des Vereinsmitbegründers Martin Rohrmoser.[1]
2020 beschädigte eine Mure das Gebäude.[2]
Der Nationalparkverein Hohe Tauern, Hüttschlag im Großarltal hatte sich 2023 dann aufgelöst und die Wacht solle zurück ins Eigentum des Landes, sagt Bürgermeister Johann Toferer (ÖVP). Die Erhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes überfordere einen lokalen Verein, auch die Gemeinde könne sich die Arbeit und die Kosten nicht aufhalsen. Christian Pucher, Sprecher des ressortzuständigen Landeshauptmannes Wilfried Haslauer junior (ÖVP), erklärte, dass man erst eine konkrete Anfrage abwartet. Denn "dass wir Immobilien zurücknehmen sollen, ist jedenfalls selten und ungewöhnlich."
Ein weiterer Grund, weshalb die Gemeinde das Mauthaus nicht behalten möchte, liegt darin, dass es ungünstige Voraussetzungen für größere und dauerhafte Ausstellungen sowie andere Veranstaltungen aufweist. Es gebe keine Trinkwasserversorgung, keinen Anschluss an den Kanal, kaum Parkmöglichkeiten und darüber hinaus ein nicht unbeträchtliches Gefahrenpotenzial, wenn ein Bus auf der Straße halten muss, um Gäste aussteigen zu lassen. Denn es gibt viele Verkehrsteilnehmer, die ungeachtet solcher Situationen mit unvermindert hoher Geschwindigkeit diese Stelle passieren. Versuche mit Ausstellungen gab es, etwa zur Geschichte der Großarler Straße. Die Gegebenheiten hätten dies jedoch nur im kleinen Rahmen zugelassen und dann hatten die Besuche in 15 Minuten alles gesehen.[2]
Im Juni 2024 waren die Übergabeverhandlungen abgeschlossen und der Vertrag unterschrieben. Nun sollen das Denkmal und seine Umgebung wieder gepflegt werden, da die Spuren der Vernachlässigung und des Verfalls sind nicht mehr zu übersehen sind. Auch das alte Straßenstück hinter dem Haus bis zum Stegbach, das im Sommer 2020 von einer Mure beschädigt wurde, soll saniert werden. Die frühere Nutzung der Alten Wacht oder Stegenwacht als Mautstelle und Talsperre ist nur verständlich, wenn der ehemalige Straßenverlauf sichtbar - und auch begehbar - bleibt.[1]
Literatur
- Laireiter, Michael: "Heimat Großarl." Großarl, 1987, Seiten 51–55.
- Schlegel, Walter; Zaisberger, Friederike: "Burgen und Schlösser in Salzburg. Pongau, Pinzgau und Lungau." Seiten 30–31. Wien 1978.
Weblinks
Quellen
- Nationalparkverein Hüttschlag
- Manfred Fischer, Christian Dirninger, Roman Höllbacher; Fritz Lorber: "Historische Wirtschaftsarchitektur in Salzburg. Bauten – Einrichtungen – Werkzeuge." Verlag Anton Pustet. Salzburg 1997. ISBN: 3-7025-0354-4.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 www.sn.at, 13. Juni 2024, ein Beitrag der "Kulturklauberin" Daniele Pabinger
- ↑ 2,0 2,1 www.sn.at, 17. Juli 2023