Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos

Bau des Druckstollens, hier ein Mineur, der einen Bohrwagen steuert.
Mineur bei der Verkabelung der Sprengkabel in die Bohrlöcher.
Baustart Kraftwerk Tauernmoos 05:45 min Video

Das Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos ist ein in Bau befindliches Wasserkraftwerk der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im Stubachtal in den Hohen Tauern im Pinzgau. Es wird mit zwei Turbinen eine Leistung von 170 Megawatt liefern. Die Gesamtkosten betragen 360 Mill. Euro (Stand 2023).

Lage des Pumpspeicherkraftwerks

Das Pumpspeicherkraftwerk befindet sich im Felsen des Vorderen Schafbichls zwischen den Stauseen Weißsee (2 250 m ü. A. und dem Tauernmoossee (2 023 m ü. A.).

Geschichte

Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts waren die beiden Stauseen Tauernmoossee und Weißsee im hinteren Stubachtal in der Gemeinde Uttendorf im Nationalpark Hohe Tauern als Teil der Kraftwerksgruppe Stubachtal errichtet worden. Schon damals plante man nach den damals drei errichteten Kraftwerksstufen irgendwann ein Kraftwerk im Felsen des Schafbichls zu errichtet. Der Tauernmoossee wurde seither von den ÖBB mit dem Kraftwerk Enzingerboden zur Stromgewinnung (Leistung 80 MW) genutzt, der um 220 Meter höher gelegene Weißsee aber nicht. Und diese Fallhöhe soll nun für das neue Pumpspeicherwerk mit zwei 65-MW-Turbinen ausgenutzt werden. Zum Vergleich: Das Kraftwerk Kaprun hat eine Leistung von 353 MW (2012).

2012 erzeugten die ÖBB nur 34 Prozent der benötigten Energie selbst, ein weiteres Viertel kam aus Partnerkraftwerken. Der Rest musste zugekauft werden, und zwar zum jeweiligen Zeitpunkt und Preis, wann der Strom benötigt wird. Beim Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos - es wird das größte Wasserkraftwerk der Bundesbahnen - kann mit billigem Strom in verbrauchsarmen Zeiten Wasser nach oben gepumpt, gespeichert und später bei Bedarf - etwa zu den Verbrauchsspitzen - damit wieder Strom erzeugt werden.

Bereits im Frühjahr 2012 starteten die Vermessungs- und Bodenerkundungsarbeiten. Nach einer europaweiten Ausschreibung rechneten die ÖBB dann mit dem Start der Bauarbeiten für den Frequenzumrichter und das Umspannwerk im Frühjahr 2013. Die Bauarbeiten für das Kraftwerk selbst könnten nach Vorliegen aller ÖBB-internen Beschlüsse ab Herbst 2013 anlaufen. Die Inbetriebnahme war für 2018 vorgesehen, sagte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Allerdings fand dann der tatsächliche Baubeginn erst 2020 statt.

Das geplante ÖBB-Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos war schon im April 2012 von der UVP-Behörde genehmigt worden. Die ÖBB hatten für ihr geplantes Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos (Pinzgau) seit 30. April 2012 alle Bewilligungen auf dem Tisch. Nach der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) lag nun ein positiver Bescheid des Landes Salzburg vor. Der UVP-Bescheid beinhaltete laut Aussendung neben Wasserrecht und Naturschutz alle erforderlichen Genehmigungen, speziell die des Eisenbahngesetzes.

Im Herbst wollten die ÖBB aber eine Änderungsbewilligung beantragen. Denn das Unternehmen hatte groß umgeplant. Die ÖBB wollten jetzt alle Anlagen des Kraftwerks mit einem Tunnelsystem erschließen. Der Haupttunnel soll vom Enzingerboden, wo die Landesstraße endet, über den Grünsee und den Tauernmoossee zur Kraftwerkskaverne und weiter zum Weißsee auf 2 250 m ü. A. Höhe führen. ÖBB-Projektleiter Walter Kühner sagte, die Stollen seien etwa acht Kilometer lang. "Die Kosten betragen rund 25 Mill. Euro."

Laut Kühner hat der Tunnel mehrere Vorteile. "Ohne den Tunnel müssten wir für die Errichtung des Kraftwerks einen oberirdischen Weg ausbauen, der nicht wintersicher wäre. Der Tunnel ist auch aus Naturschutzgründen besser. In ihn würden auch die Stromleitungen verlegt. Und wir können zur Wartung die Anlagen das ganze Jahr unabhängig von der Witterung bequem erreichen. Bisher mussten die Leute teilweise mit Tourenski hinauf, wenn die Seilbahn bei einem Sturm nicht fahren konnte." Durch den Tunnel wird die Seilbahn überflüssig. Kühner: "Wir gehen davon aus, dass wir sie abtragen und die Trasse renaturieren. Die Bahn würde nur Kosten verursachen."

Durch den Tunnel wäre auch die Rudolfshütte erreichbar, etwa für Einsatzkräfte im Notfall. Öffentlichen Verkehr wird es nicht geben. Die parallel zur ÖBB-Seilbahn verlaufende Weißsee Gletscherbahn zur Rudolfshütte bleibt natürlich bestehen.

Im Oktober 2012 stellte das Bundesdenkmalamt nach einer Prüfung fest, dass die 1948 errichtete ÖBB-Seilbahn nicht erhaltenswürdig ist. Lediglich die Bergstation bleibt stehen und wird für eine Nationalparkausstellung zum Thema Wetter und Klima umgebaut[1].

Das Kraftwerk mit einer Leistung von 130 Megawatt (MW) soll im Jahr dreizehn Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugen, was dem Bedarf von 1 400 Reisezügen für die Strecke von Wien nach Bregenz entspricht.

Anfang Juli 2025 teilten die ÖBB mit, dass sie ihr erstes Pumpspeicherkraftwerk im Uttendorfer Stubachtal statt Ende 2025 voraussichtlich erst im Sommer 2028 in Betrieb nehmen. Ursache für die Verzögerung sind wichtige Bauteile, die nicht genau passten. Dabei handelt es sich um die zwei jeweils 35 Tonnen schweren Turbinenspiralen. Die Verbindung zwischen den Triebwasserstollen und den Turbinen bilden dabei die Turbinenspiralen. Sie ähneln einem Schneckenhaus und sollen bis zu 40 000 Liter Wasser pro Sekunde, das mit hohem Druck aus den Stollen einströmt, gleichmäßig auf die Turbinen lenken. Die Spiralen wurden im Sommer 2024 vom US-amerikanischen Hersteller per Schiff zum Donauhafen Linz und von dort mit Spezialtransportern auf der Straße weiter nach Uttendorf gebracht. Weil die jeweils 35 Tonnen schweren Spiralen fast acht Meter Durchmesser haben, musste man sie in vier Teilen anliefern. Diese sollten erst in der Kraftwerkskaverne zusammengeschweißt werden.

Beim Zusammenbauen wurde festgestellt, dass die Form der Spiralen nicht genau passt. ÖBB-Sprecher Robert Mosser sagt: "Um eine hohe Lebensdauer des Kraftwerks zu gewährleisten, wurde mit dem US-amerikanischen Hersteller vereinbart, die beiden Bauteile erneut produzieren zu lassen." Die Spiralen müssen enormen Belastungen standhalten und sollen 100 Jahre halten. Sie werden einbetoniert. Wenn es in ein paar Jahren zu einem Schaden kommen würde, wäre eine Reparatur mit enormem Aufwand verbunden.

Solche Kraftwerksteile sind immer Sonderanfertigungen und nicht von der Stange zu haben. Mosser sagt, die Fertigung der neuen Spiralen werde noch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Dann müssen sie wieder nach Uttendorf gebracht und zusammengeschweißt werden. Erst dann können die Turbinen eingebaut werden. In der Zwischenzeit werden, wenn möglich, andere Arbeiten wie die Tunneleinrichtung vorgezogen. Ob es Mehrkosten für die ÖBB gebe, werde geprüft.[2]

Zwischenfall

Der Brand eines Muldenfahrzeugs in der ÖBB-Tunnelbaustelle auf dem Enzingerboden in Uttendorf hatte am Donnerstagabend, den 10. Juni 2021 einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. Gegen 18:45 Uhr war das Baustellenfahrzeug in Brand geraten, wie Florian Schett, der stellvertretende Einsatzleiter der Feuerwehr Uttendorf, berichtete. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich sechs Arbeiter sowie der Fahrer des Fahrzeugs in dem Tunnel, der für das Großprojekt des Pumpspeicherkraftwerks Tauernmoos vorangetrieben wird. Entgegen ersten Meldungen mussten jedoch keine Personen länger in einer Rettungskapsel der Tunnelbaustelle Schutz suchen: "Sie konnten sich selbst aus dem Tunnelbereich in Sicherheit bringen", berichtete der Einsatzleiter. Verletzt wurde niemand. Für die Feuerwehrmannschaften aus Uttendorf, Mittersill und Stuhlfelden war der Einsatz dennoch schwierig: Die Brandstelle lag rund 1,6 Kilometer im Inneren des Tunnels, eine Steigung von zwölf Prozent erschwerte den Zugang. Zum Einsatz sei ein spezielles Tunnellöschfahrzeug gekommen, berichtete Schett. Weil das brennende Fahrzeug auch große Mengen an Betriebsflüssigkeiten verlor, stand am Abend noch die Überprüfung an, ob Diesel und Öl in die Umgebung gelangt sind. Unklar sei vorerst die Ursache für den Brand, der im Zuge der Vortriebsarbeiten ausgebrochen sei, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser.

Daten

Pumpspeicherkraftwerk
50-Hz-Anlage
Leistung 170 Megawatt (MW)
Jahresenergieerzeugung 460 Gigawattstunden (GWh)
Hohe Technik- und Umweltstandards

Meilensteine

2007: Start der Projektbearbeitung
2012: positiver UVP-Bescheid
2013: Vortrieb Erkundungstunnel zur Kaverne Tauernmoos
2014: Eröffnung Infocenter "Gletscher, Klima, Wetter" in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern
2017: positiver UVP Änderungsbescheid mit Erschließungstunnel Stubachtal
2018: Umsetzungsbeschlüsse ÖBB-Infrastruktur AG und ÖBB Holding
2019: Ausschreibungen, Vergaben
2020: Baubeginn
2025: Geplante Inbetriebnahme

Weblink

Quellen

Einzelnachweise

  1. "Salzburger Nachrichten", 27. Oktober 2012
  2. www.sn.at, 1. Juli 2025