Thaddaeus Ropac

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Thaddaeus Ropac

Thaddaeus Ropac (* 1960 in Klagenfurt, Kärnten) gilt als einer der erfolgreichsten Galeristen weltweit. Seine Galerie Thaddaeus Ropac betreibt ein Stammhaus in der Villa Kast am Salzburger Mirabellplatz und im Zentrum von Paris (Frankreich) eine 800 Quadratmeter große Galerie auf drei Stockwerken.

Leben

Ursprünglich wollte Thaddaeus Ropac nach eigenen Angaben selbst Künstler werden. Bei Karl Prantl habe der 1960 in Klagenfurt als Thaddäus J. (Josef) Ropač geborene Galerist Skulpturen aus Stein bearbeitet. Aber Joseph Beuys, bei dem er 1982 als Helfer arbeitete und seither Kontakt hatte, habe ihm damals das Künstler-Sein endgültig ausgeredet[1] (Anmerkung: Ausgerechnet jener Joseph Beuys, von dem der Leitspruch "Jeder Mensch ist ein Künstler" stammt[2]). Aber das seither erwiesene Händchen von Thaddaeus Ropac als Mittler zwischen Künstlern und ihren Kunden dürfte sich angesichts seines weltweiten Erfolgs als Galerist als tatsächlich besser erwiesen haben, als seine möglichen Beiträge für die Kunst selbst.

In den frühen 1980er-Jahren hat Thaddaeus Ropac als Galerist in Lienz (1981-1985, ab 1983 als "Forum für Avantgardekunst") und dann in Salzburg (ab 1983 als "Galerie Thaddäus J. Ropač") ganz klein angefangen. Trotzdem gelang es ihm schon damals, bekannte Künstler, wie Alfred Klinkan[3], Oswald Oberhuber[4], Herbert Brandl[5], Joseph Beuys[6], Andy Warhol[7] und andere nach Lienz und Salzburg zu holen.[8]

Wirklich erfolgreich geworden ist Thaddaeus Ropac nicht zuletzt durch typische Kunstmarkt-Reaktionen auf den Tod von Künstlern, wie von Andy Warhol. Keith Haring, Joseph Beuys, Robert Rauschenberg, deren Nachlässe er teilweise bis heute exklusiv verkauft. Heute betreibt Ropac neben dem Stammhaus in Salzburg im Zentrum von Paris eine 800 Quadratmeter große Galerie auf drei Stockwerken. Das Salzburger Stammhaus der Galerie befindet sich seit 1989 in der Villa Kast am Salzburger Mirabellplatz. Aber auch dieser repräsentative Jugendstilbau platzt aus allen Nähten. Während ein guter Teil der Kunstszene den Gürtel enger schnallen muss, baute Thaddaeus Ropac 2010 eine insgesamt 2 600 Quadratmeter große Kunsthalle in der Salzburger Vorstadt.

2005 wurde Thaddaeus J. Ropac vom damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac als "Offizier" in den Orden der "Arts et Lettres" aufgenommen. Ihm gehört auch das Schloss Emslieb an der Hellbrunner Allee.

2017 eröffnete er eine Galerie in London, wo auch seine Asien-Direktorin Kyu Jin Hwang stationiert war. Mit dieser ist im Oktober 2021 die Eröffnung einer vierten Galerie in Seoul (Südkorea) geplant.[9]

Vorgestellt: Akzente zur Biografie

"Andy Warhol war entsetzt"

"Als Andy Warhol 1984 in meine Mini-Galerie nach Salzburg gekommen ist, war er entsetzt. Meine erste Galerie in der Kaigasse 40 war wirklich provinziell, ich habe mir nicht einmal passende Rahmen leisten können. Auch Joseph Beuys, der meinen Lebensweg so nachhaltig beeinflusst hat, rümpfte die Nase. Ich war wirklich künstlerischer Underground. Ich habe damals so gut wie nichts verkauft. Aber wichtige Leute waren da", sagte Ropac im APA-Gespräch im November 2009.

Betritt man heute seine Galerien in der Kastvilla in Salzburg oder an der Rue de Debelleyme in Paris, klingt das ein wenig kokett. Hier ist die Kunst im Hochglanz. Käufe erscheinen so sicher wie die Aufnahme von Blue-Chip-Aktien ins Portefeuille.

Per aspera ad astra: Vom Untergrund zum Establishment

Thaddaeus Ropac hat sich, so seine Biografen, "vom Maulwurf im Untergrund zu einem wundersamen Flugwesen in der Stratosphäre" gewandelt. Nun sei er mit Künstlern wie Louise Bourgeois und Jasper Johns und dem Sammler Charles Saatchi zwar nicht an der Spitze, doch immerhin im achten Zehntel der 100 Mächtigsten der Kunstwelt, wie sie das britische Magazin "Art Review" zuerst für das Jahr 2009 in seiner November-Nummer aufgelistet hat. Thaddaeus Ropac wird dort auch 2015 als "one of Europe's foremost blue-chip gallerists" beschrieben. Er ist übrigens der einzige Österreicher, den die "Art Review" seither kontinuierlich als "ästhetische Weltmacht" (2015 als Nr. 84) eingereiht hat [10].

Mäzenatentum

Mitte November 2009 setzte er eine Geste als Mäzen: Er schenkte dem Museum der Moderne (MdM) in Salzburg 25 Werke von Künstlern wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Gerwald Rockenschaub, Sylvie Fleury, Markus Schinwald und Erwin Wurm im Wert von 860.000 Euro. Das ist die größte Schenkung an das MdM seit der Gründung.

Derartige Gaben werden nicht aus blanker Selbstlosigkeit gewährt. Werden Werke in einem Museum gesammelt und ausgestellt, steigert dies meist den Marktwert des gesamten Oeuvres eines Künstlers. In der Sphäre, in der Thaddaeus Ropac sich bewegt, dürfte das MdM in Salzburg zwar nicht die wichtigste Adresse sein. Doch auch das Belvedere und die Albertina in Wien, beide ebenfalls von ihm beschenkt, sind beachtliche Unterkünfte für zeitgenössische Kunst.

Die Salzburger Nachrichten stellten den Galeristen im Dezember 2009 als "Lichtmensch" vor, weil er als Geschäftsmann "vif" sei: Er denke über den Rand seines Jahresumsatzes hinaus; er wisse, dass die Welt nur jemand zu erobern vermag, wer im Heimmarkt – diesfalls Salzburg – stark und präsent ist; und ihn begeistert die Substanz seiner Ware weit mehr als Äußerlichkeiten wie ihr Preis.

Zudem seien einige Charakterzüge rühmenswert: Er sei großzügig: So habe er dem Direktor des Salzburger Museums der Moderne, Toni Stooss, freie Hand bei der Auswahl der zu schenkenden Werke aus dem Bestand der Galerie oder den Ateliers der Künstler gelassen.

Gesellschaftliches Engagement

Ropac wird als gesellschaftlich engagiert beschrieben: Ist seine Unterstützung erforderlich, stehe Thaddaeus Ropac zur Verfügung oder melde sich zu Wort. Seit Jahren ist er demgemaäß in der Jury des "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele. Er war in der Findungskommission für den Festspielintendanten ab 2011 und ist Präsident des künstlerischen Beirates der Salzburg Foundation. Als er von der Salzburger Wirtschaftskammer als "Kunst- und Kulturpreis" 7.000 Euro erhielt, spendete er diese für die Kollegienkirche und engagiert sich weiterhin für deren Renovierung.

Er beweise auch Zivilcourage: Ohne ihn hätte das Zaudern um das Anselm-Kiefer-Haus, das wochenlang im Gatsch des zur Umgestaltung aufgegrabenen Furtwänglergartens stand, mit einer Blamage für Salzburg geendet. Thaddaeus Ropac sagte 30.000 Euro zu und besorgte von Gleichgesinnten weitere 70.000 Euro, um das Kunstwerk vom Grünlandfleck wegzusetzen.

Anlässlich seiner Schenkung ans MdM ging er auch mit Politikern ins Gericht. Da werde ein tolles Museum gebaut, "dann lässt man den Direktor und sein Team verhungern", kritisiert Thaddaeus Ropac. "Es ist eine Schande, dass meine Schenkung so viel wert ist wie das Ankaufsbudget des Museums für zehn Jahre." In seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung empörte er sich zudem, dass Salzburger Politiker Zweifel an den Osterfestspielen aufkommen haben lassen und dass Gespräche mit den Berliner Philharmonikern "in Vorzimmern abgehandelt" worden seien. Äußerungen von Salzburger Politikern über Kunst und Mäzene – wie Gabi Burgstallers Vergleich von privatem Engagement mit dem Verzicht auf die "dritte Jacht" – seien "abschätzig", "ungemein arrogant" und "kontraproduktiv". Drei Tage nach seiner Rede auf dem Mönchsberg formierten einige Bürger die Initiative "Kulturstadt Salzburg". Sie forderten Bekenntnisse von Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller zu den Osterfestspielen und versicherten den Berliner Philharmonikern per Brief, dass diese "für Salzburg unverzichtbar sind". Thaddaeus Ropacs Rede und deren Folgen waren vermutlich jenes "Eitzerl", das in den entscheidenden Sitzungen in Berlin die Waagschale für Salzburg um zwei Millimeter über jene von Baden-Baden steigen ließ.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Artikel "I have a Dream" in der Zeitschrift "Kunst", 2011, abgefragt am 25. 7. 2016.]
  2. Joseph Beuys: Jeder Mensch ein Künstler – Auf dem Weg zur Freiheitsgestalt des sozialen Organismus (FIU-Verlag), ISBN 3-928780-52-2
  3. siehe Alfred Klinkan
  4. siehe Oswald Oberhuber
  5. siehe Herbert Brandl
  6. siehe Joseph Beuys
  7. siehe Andy Warhol
  8. Artikel "I have a Dream" in der Zeitschrift "Kunst", 2011, abgefragt am 25. Juli 2016.
  9. SN vom 14. Mai 2021, S. 8: Neue Galerie in Seoul: Ropac erweister den Radius (Bernhard Flieher)
  10. Ranking der Zeitschrift "Art Review" 2015 unter den "This year's most influential people in the contemporary artworld", abgefragt am 25. Juli 2016.