Windhager Zentralheizung GmbH
Windhager Zentralheizung GmbH ist ein Unternehmen in der Flachgauer Stadt Seekirchen am Wallersee, das Anfang 2024 den Konkurs anmelden musste und Anfang Februar 2024 von Best Water Technology (BWT) aus Mondsee übernommen wurde.
Geschichte
1921 machte sich der gelernte Schmied und Schlosser Anton Windhager in Seekirchen selbständig. Er spezialisierte sich auf die Erzeugung von selbstentwickelten Herden, das waren Druckschiffherde, Elektroherde und Brotbackherde.
Anfang der 1930er-Jahre war Windhager mit neun Mitarbeitern schon der drittgrößte Betrieb im Ort. Und 1945 bis 1961 stieg die Zahl der Beschäftigten von 23 auf 144. 1955 beschäftigte Windhager dann 55 Personen.
Werner Windhager übernahm 1969 das Familienunternehmen. Mit einem Baukastensystem für Öl-, Gas- und Festbrennstoffkessel sowie Warmwasserboilern übernahm das Unternehmen in den 1980er-Jahren die Marktführung in Österreich. Es kam zu Gründungen von Niederlassungen in der Schweiz in Genf (St. Prex) und Luzern (Sempach) zu einer deutschen Vertriebsniederlassung in Augsburg (Meitingen). 1991 folgte eine weitere in Leipzig.
Die Zertifizierung nach dem Qualitätssicherheitssystem ISO-Norm 9001 erfolgte 1994.
Einen Quantensprung in der Ölverbrennungstechnik gelang Windhager 2001 mit dem Niedrigenergie-Ölkessel MIRA, einem weltweit patentierten Perpetum-Brenner.
2020 führte der 51-jährige Enkel Gernot Windhager des 1969 verstorbenen Firmengründers Anton Windhager das Unternehmen mit 420 Mitarbeitern. In diesem Jahr investierte das Unternehmen 5,5 Mill. Euro in eine "World of Windhager" sowie in ein vollautomatisches Lager.
Am Dienstag, den 4. Juli 2023 von dem für Pelletheizungen spezialisierten Unternehmen 179 Mitarbeitende der rund 400-köpfigen Belegschaft in Österreich im Zeitraum zwischen Juli und September für die Kurzarbeit angemeldet. Bei den Pellets seien demnach die Umsätze im deutschsprachigen Raum um 40 Prozent eingebrochen. Weitere Gründe seien Einbrüche beim Neubau, verschärfte Regeln für die Immobilienfinanzierung und die anhaltende Preisrallye bei Pellets während der Coronapandemie. Windhager stehe allerdings nicht vor dem Konkurs, betonte Firmenchef Stefan Gubi gegenüber den SN.
Windhager hatte 2022 einen Rekordumsatz von mehr als 160 Millionen Euro erzielt. Zugleich investiert das Unternehmen rund 100 Millionen Euro in den Hauptsitz im Salzburger Flachgau und in ein neues Werk für Wärmepumpen und ein Logistikzentrum im oberösterreichischen Pinsdorf (Bezirk Gmunden).
2024: Konkursantrag
Windhager musste am Freitag. den 5. Jänner 2024 am Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen. Wie das Unternehmen mitteilte, sind konkret die Windhager Zentralheizung Technik GmbH wie auch die Windhager Zentralheizung GmbH betroffen, angestrebt werde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Auslandsbeteiligungen Windhager Schweiz, Deutschland und Italien seien von dem Antrag nicht betroffen.
Bereits im Sommer 2023 hatte Windhager 179 seiner knapp 400 Österreich-Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit geschickt, nachdem das Arbeitsmarktservice (AMS) einen entsprechenden Antrag des Unternehmens bewilligt hatte. Der Umsatz beim auf die Herstellung von Pelletheizungen spezialisierten Unternehmen war damals massiv eingebrochen. Das Unternehmen verlängerte die Kurzarbeit im Winter um weitere zwei Monate. Vom AMS gab es aber beim zweiten Mal kein grünes Licht - und keine Förderung. Auch diese Entscheidung traf das Unternehmen schwer. Zu schaffen machte Windhager auch die lange Debatte um das neue Heizungsgesetz in Deutschland, das bei Kunden Verunsicherung auslöste. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht Windhager im Export, der Hauptmarkt ist Deutschland. Hinzu kommen hohe Investitionen: Nahe Gmunden errichtet Windhager derzeit um rund 100 Millionen Euro ein neues Werk für Wärmepumpen. Eröffnet werden soll es - so waren bislang die Pläne - im Sommer 2024.[1]
Am 8. Jänner wurde am Salzburger Landesgericht das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über zwei Windhager-Gesellschaften eröffnet. Über eine Logistikgesellschaft wurde ein Konkursverfahren eröffnet. Die Zentralheizung-Technik-Gesellschaft weist laut dem "Kreditschutzverband von 1870" Passiva in der Höhe von 78,2 Millionen Euro aus. Aktiva von 21,4 Millionen Euro stehen dem gegenüber. Auf die Windhager-Zentralheizung-Gesellschaft entfallen Passiva in der Höhe von 8,2 Millionen Euro und Aktiva von 2,2 Millionen Euro. Den über 500 Gläubigern[2] wurde ein Sanierungsplanvorschlag unterbreitet: 20 Prozent binnen zwei Jahren.
Bei Windhager hofft man weiterhin auf einen Investor - laut einem Branchenkenner sei das schwierig: "Jetzt mit einem neuen Werk auf die Produktion von Wärmepumpen zu setzen ist, wie wenn man auf einen fahrenden Zug mit 100 km/h aufspringen möchte", sagt der Unternehmer. Windhager sei mit der Erschließung des neuen Wärmepumpen-Geschäftsfelds zehn Jahre zu spät dran. Für die internationalen Absatzmärkte sei das Werk in Oberösterreich viel zu klein dimensioniert.
Was überrascht: Das Jahr 2022 hat Windhager noch erfolgreich abgeschlossen. 5,4 Millionen Euro blieben in der Zentralheizung- und 13,2 Millionen in der Zentralheizung-Technik-Gesellschaft als Bilanzgewinn übrig.[3] "Im Mai wurde noch empfohlen keine Gewinne zu entnehmen. Im September 2023 wurde entgegen dieser Empfehlung dennoch eine Ausschüttung in der Höhe von 3 Mio. Euro beschlossen", heißt es in einer Aussendung der Gewerkschaft GPA am 10. Jänner.[4]
Februar 2024: Übernahme durch BWT
Am Donnerstag, 1. Februar 2024, wurde bekannt, dass Best Water Technology (BWT) aus Mondsee das Unternehmen übernimmt. Der Name soll erhalten bleiben. Ziel sei, so viele Beschäftigte wie möglich zu übernehmen, heißt es. Andreas Weißenbacher, BWT-Chef, wolle mit BWT auch das zu 90 Prozent fertiggestellte neue Werk in Pinsdorf bei Gmunden in Oberösterreich übernehmen, in dem Wärmepumpen produziert werden sollen.[5]
Kontakt
- Windhager Zentralheizung GmbH
- Anton-Windhager-Straße 20
- 5201 Seekirchen am Wallersee
- E-Mail: info@at.windhager.com
- Telefon: (0 62 12) 2341 - 0
- Telefax: +43 06212 4228
Weblink
Quellen
- Die Geschichte des Unternehmens
- www.sn.at, 15. Oktober 2020
- SALZBURG24 vom 5. Juli 2023
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, APA-Meldung in den "Salzburger Nachrichten" am 5. Jänner 2024
- ↑ 354 Gläubiger in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Quelle www.sn.at, 7. Jänner 2023
- ↑ www.sn.at, 9. Jänner 2023
- ↑ SALZBURG24 vom 10. Jänner 2024
- ↑ www.sn.at, 1. Februar 2024