ÖBB Seilbahn Weißsee
Die ÖBB Seilbahn Weißsee war eine Aufstiegshilfe, die parallel zur Weißsee Gletscherbahn vom Enzingerboden im Stubachtal im südlichen Gebiet der Pinzgauer Gemeinde Uttendorf hinauf zum Stausee Weißsee führte.
Geschichte
Diese Seilbahn führte zunächst leicht südöstlicher Richtung hinauf zum Tauernmoossee. Von dort wieder in leicht südwestlicher Richtung zum Stausee Weißsee, wo sie neben der Weißsee Gletscherbahn Bergstation ihre eigene Bergstation hat.
1936 wurde von den ÖBB eine Materialseilbahn errichtet, als die Errichtung der Weißseesperre in Aussicht gestellt worden war. Diese Materialseilbahn entsprach aber in keiner Hinsicht den Anforderungen der Errichtung einer Staumauer in dieser Höhe. In der Planungsphase bildeten sich zwei Projektgruppen. Die eine der Minimalisten argumentierte mit den niedrigeren Kosten für eine reine Betriebs- und Materialseilbahn. Die Gruppe der Maximalisten hingegen hoben die Vorteile einer auf kommerzielle Nutzung ausgerichtete Seilbahn nach Ende der Bauarbeiten hervor. Diese Gruppe setzte sich dann auch durch.
Doch erst 1948 erhielt die deutsche Maschinenbaufirma Pohlig den Auftrag zur Errichtung dieser Seilbahn. Die Bauausführung lag in den Händen der Firmen Rieser, Plana und der Arbeitsgemeinschaft Union-Baugesellschaft-Universale. Die Zweisektion-Führung der Seilbahn war durch den Knick notwendig, den die Trasse nimmt. Interessant dabei war die technische Lösung. Sowohl die Personen- als auch Güterwagen wurden in der Mittelstation von ihren Fahrgestellen gelöst und über Rollbahngeleise in die nächste Sektion gefahren.
Sie wurde dann in den Jahren bis 1951 gebaut und löste die einfachere Materialseilbahn ab. Mit dem Bau der Kraftwerksgruppe Stubachtal im Stubachtal hatten die ÖBB schon 1926 begonnen. Bis zum Tauernmoossee, auf rund 2 000 Metern Seehöhe bei der Mittelstation der Seilbahn, legte man einen Güterweg an, der aber nur im Sommer befahrbar war. Für den Rest des Jahres und den oberen Teil der Anlagen beim Weißsee (2 250 m ü. A.) war die Seilbahn die einzige Möglichkeit, dorthin zu gelangen und Material zu liefern. Vier Personengondeln und sechs Lastengondeln, die bis zu zwei Tonnen transportieren können, gab es. Als letzte Alternative - etwa wenn die Bahn wegen Sturms nicht fahren konnte - blieb der Fußweg - und im Winter die Tourenskier.
Bei ihrer Eröffnung war sie die längste Seilbahn Österreichs. 1952 wurden dann bereits 150 000 Fahrgäste gezählt werden. 1953 gab es im Sommer trotz des schlechten Wetters an manchen Tagen Rekordfrequenzen bis zu 1 100 Personen pro Tag. Zu diesem Zeitpunkt stand die alte Rudolfshütte bereits unter Wasser, da der Weißsee schon seine Vollstauhöhe erreicht hatte, und am Ufer stand nur eine Baracke bereit für Besucher.[1]
Die Weißsee-Bahn war in gewisser Hinsicht auch ein Aufholprojekt des Landes Salzburg gegenüber Oberösterreich, wo im Herbst 1951 das erste Teilstück der Obertrauner Dachsteinbahn in Betrieb genommen wurde. Die erste Sektion, die 1951 in Betrieb gegangen war, führte vom Enzingerboden zum Tauernmoossee hinauf und brachte Bergsteiger in das Gebiet der Granatspitzgruppe.
In den 1950er- und 1960er-Jahren, als dort oben auch im Sommer noch Schnee lag, trainierten die österreichischen Skistars um Toni Sailer und Anderl Molterer auf dem sogenannten Olympiahang südlich des Weißsees.[2] Als die Gemeinde Uttendorf 1982 parallel eine eigene Seilbahn für den Fremdenverkehr baute, wurde der öffentliche Verkehr mit der ÖBB-Seilbahn eingestellt. Sie musste aber aus betrieblichen Gründen erhalten werden und stets fahrbereit sein.
Bis 1982 war die Bahn die einzige öffentliche Seilbahn der ÖBB. Auch Bergsteiger und Skifahrer wurden Richtung Rudolfshütte am Weißsee transportiert. Dann wurde die Weißsee Gletscherbahn als rein touristische Seilbahn eröffnet.
Die legendäre Werksseilbahn der ÖBB zum Weißsee in Uttendorf hatte 2023 ausgedient. Am 31. August fuhr sie zum letzten Mal. Dann ersetzte sie ein rund 9,5 Kilometer langes Tunnelsystem, das im Zuge der Errichtung des ÖBB-Pumpspeicherkraftwerks Tauernmoos in den Berg gesprengt wurde. Der Betriebsleiter der Bahn Bernhard Buchholzer (45) sagt, das neue Tunnelsystem sei betrieblich eine große Erleichterung. Dennoch spiele bei ihm Wehmut mit, dass die Bahn wegkomme. Er ist schon als Kind mitgefahren, weil auch sein Vater beim ÖBB-Kraftwerk beschäftigt war. Nach einer Lehre zum Installateur und einigen Berufsjahren fing er 2008 selbst bei den ÖBB an. Buchholzer sagt, die Mittelstation und die Stützen würden abgebaut und die Flächen der Natur zurückgegeben. "Was mit der Talstation und der Bergstation bei der Rudolfshütte passiert, wissen wir noch nicht."
Die Bauarbeiten für das Kraftwerk und das Tunnelsystem haben 2020 begonnen und sollen 2025 abgeschlossen werden, sagt Projektleiter Christian Höss. Es sei das erste Pumpspeicherwerk der ÖBB. Damit könne man die starken Schwankungen beim Stromverbrauch ausgleichen. Die ÖBB brauchen in den Stoßzeiten in der Früh und am Abend am meisten Strom. Der Vortrieb bei den Tunneln war 2023 bereits abgeschlossen. Demnächst wurden die Fahrbahnen betoniert. Das Tunnelsystem wird in Zukunft auch von den Einsatzkräften und die Versorgung des Berghotels Rudolfshütte genützt.
Zahlen
- Zwischen Dezember 1978 und Mai 1979 wurden 9 644 Bergfahrten von Touristen gezählt.
- Zwischen Dezember 1980 und Mai 1981 wurden über 40 000 Bergfahrten von Touristen gezählt. Der Grund für den Anstieg lag in der Eröffnung des Alpincenters Rudolfshütte und der damit zusammenhängenden Skilifteröffnungen.[3]
Quellen
- Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte, Band 20, Peter Staudacher in Luft-Seilbahnen im Land Salzburg, 1995, Seiten 374ff
- "Salzburger Nachrichten", 20. September 2012 und 11. Juli 2023