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Ansturm auf E-Auto-Prämie: Topf ist bald leer

Noch ist weiter unklar, ob der private E-Auto-Kauf in Österreich weiter gefördert wird. Der aktuelle Geldtopf könnte in einer Woche leer sein. Gleichzeitig purzeln die Preise.

Bei den E-Autos purzeln die Preise.
Bei den E-Autos purzeln die Preise.

Auf den ersten Blick sieht es nach wundersamer Vermehrung aus. Lagen vergangene Woche im staatlichen Fördertopf für den privaten E-Auto-Kauf nur noch 6,4 Mill. Euro, waren Mitte dieser Woche wieder 8,2 Mill. Euro verfügbar. Laut Klimaschutzministerium ist die Aufstockung über im Vorjahr reservierte, aber nicht abgeholte Gelder entstanden, oder Anträge seien falsch gestellt worden. Nach Aktualisierung sei nun wieder Fördergeld frei geworden. Dichtgemacht dürfte dennoch viel früher werden als zuletzt erwartet.

Täglich eine halbe Million Euro gehe derzeit weg, heißt es, "in ein bis zwei Wochen" dürften die Fördermittel damit ausgeschöpft sein. Ursprünglich war eine Förderperiode bis Ende März 2025 vorgesehen, wegen des flauen E-Auto-Absatzes im Vorjahr - mit 44.622 Neuzulassungen wurden um 6,3 Prozent weniger E-Autos neu zugelassen als noch 2023 - wurde die Förderaktion aber auf Ende Mai 2025 verlängert. Mit der von den Koalitionsverhandlern FPÖ und ÖVP angekündigten "Redimensionierung" der E-Mobilitäts-Förderung und der Ungewissheit, ob es weiterhin eine E-Auto-Kauf-Prämie geben wird, zog die Nachfrage nach E-Autos spürbar an.

Ansturm auf Fördergelder

Im Klimaschutzministerium wird nun ein Ansturm auf die Fördergelder betont, wer sich erfolgreich registriert habe, dem sei die Kaufprämie auch sicher. Voraussetzung: Der Antrag muss danach innerhalb von 36 Wochen gestellt werden, die Rechnung darf zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht älter als neun Monate sein. Wobei 2000 Euro die Automobilimporteure bereitstellen und die Händler die Summe sofort von der Rechnung abziehen. Mit einer Fördersumme von 3000 Euro stockt der Staat die private E-Auto-Kauf-Prämie auf dann in Summe 5000 Euro auf.

"Es ist wie beim Klopapier", erklärt Kfz-Handels-Sprecher Klaus Edelsbrunner den derzeit "kleinen E-Aufschwung": "Wenn es knapp wird, dann kaufen alle." Eventuelle Sorgen, dass ein bestelltes E-Auto nicht fristgerecht geliefert werden könnte, seien unbegründet, betont er. "In zwei Monaten geht sich das normalerweise aus", Produktionsverzögerungen seien kein Thema mehr, "außer ein Modell kommt ganz neu heraus und es gibt noch kein Lager". Wegen des stotternden E-Auto-Absatzes im Vorjahr sei auch Ware sofort verfügbar. Und alle Autohersteller würden heuer in ihren Absatzstrategien das E-Auto ohnehin klar bevorzugen und den Verbrenner hintanstellen.

Strafzahlungen könnten anfallen

Der Hintergrund ist vieldiskutiert: Die verschärften CO₂-Flottenziele, die seit Jahresanfang in der EU gelten, zwingen die Hersteller dazu, beim E-Auto-Absatz so erfolgreich wie möglich zu sein. Andernfalls wird es mit Jahresende teuer. Wird der Flottenverbrauch überschritten - es gelten nun 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer statt bisher 116 Gramm -, drohen den Herstellern Strafen von 95 Euro pro Gramm und verkauftem Auto. Einem internen Papier aus der europäischen Autobranche zufolge könnten Strafzahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe anfallen.

Experten und Branchenkenner erwarten deshalb eine saftige Rabattschlacht bei den E-Autos, gleichzeitig kommen nun auch viele günstige Modelle um die 20.000 Euro auf den Markt. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält für Konsumenten "ein doppeltes Schnäppchen" vorstellbar, in der Vergangenheit eingestampfte Prämien sieht er in den EU-Ländern zurückkehren. Am Donnerstag startete unter anderem dazu ein Dialog zur Zukunft der Autoindustrie auf EU-Ebene. "Es gibt auf alle Druck, dass das Elektroauto erfolgreich wird", sagt Dudenhöffer.

Die Preise dürften ordentlich purzeln. "Verbrennerautos könnten sogar teurer werden als Elektroautos, zumindest aber preislich gleichgestellt", glaubt Klaus Edelsbrunner, selbst Autohändler in Graz. Auswirken würden sich einerseits die Rabatte und Preissenkungen vonseiten der Hersteller, andererseits zielten viele Aktionen rein auf elektrische Modelle ab. So werde für sie bereits mit 0-Prozent- oder 0,99-Prozent-Leasingraten geworben, sagt Edelsbrunner, für Benziner würden dagegen weiterhin Raten von drei bis fünf Prozent gelten. Damit würden Verbrenner teurer, ohne in den Preis eingreifen zu müssen. Mit Preisabschlägen ist auch bei den Plug-in-Hybriden zu rechnen, auch sie helfen dabei, die CO₂-Flottenwerte zu senken - wenn auch zu einem geringeren Teil als ein E-Auto, das mit 0 Gramm CO₂-Ausstoß bewertet wird.

Gebrauchte E-Autos werden günstiger

Günstiger wird es für E-Auto-Käufer auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Die Onlineplattform Auto-Scout24 berichtet von einer bereits im Vorjahr "ausgeprägten Preisreduktion". Der beliebteste Elektro-Gebrauchtwagen war der Tesla Model 3 mit einem Durchschnittspreis von 33.437 Euro, eine Reduktion im Jahresvergleich um 9173 Euro. Der Tesla Model S war mit 39.863 Euro um 11.389 Euro günstiger.

Für gebrauchte Elektroautos bedeute die erwartete Rabattschlacht bei den Neuwagen freilich einen Wertverlust. Selbst ein Vorführwagen, der nur drei Monate angemeldet war, werde da zum Verlustgeschäft, so Edelsbrunner, der auf seine Branche ein "sportliches Jahr" zukommen sieht - "es kann aber auch grauslich werden". Alles hänge davon ab, "ob das E-Auto anspringt oder nicht". Der österreichische Automarkt sei seit 2019 um gut 100.000 Fahrzeuge auf 230.000 verkaufte Autos im Jahr geschrumpft, die Zahl der Pleiten bei den Handelsbetrieben sei zuletzt um 22 Prozent gestiegen, bei den Reparaturbetrieben um 14 Prozent.

Für die Autohersteller wird 2025 zum kalkulatorischen Stress. Kampfpreise, die Verkäufe ankurbeln sollen, bedeuten nicht zwingend Erfolg. So stieg der US-Autobauer Tesla von Elon Musk bereits im Vorjahr in die Rabattschlacht ein. Im letzten Quartal konnte damit zwar der Absatz um gut 36.000 Fahrzeuge auf knapp eine halbe Million gesteigert werden, gleichzeitig erzielte Tesla aber nur noch eine dünne Gewinnmarge von 6,2 Prozent.


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