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Equal Pay Day: Gehaltsschere schließt sich nur langsam

Um das Einkommen zu erzielen, das Männer bis zum 31. Oktober verdient haben, müssen Frauen noch bis Jahresende arbeiten.

Symbolbild.
Symbolbild.

Für die Arbeiterkammer ist der 31. Oktober kein guter Tag, zeigt sich doch einmal mehr, wie groß die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen immer noch sind. Die AK vergleicht die Einkommen ganzjährig Beschäftigter, die sind bei Frauen um 16,9 Prozent geringer als bei Männern. Die Differenz wird in Tage umgerechnet, heuer sind es 62 Tage - ein Tag weniger als 2022 -, das führt zum Equal Pay Day am 31. Oktober 2023.

Zweiter Equal Pay Day im Frühjahr

Es gibt einen zweiten Equal Pay Day im Frühjahr, der wird vom Frauennetzwerk Business & Professional Women auf Basis des Einkommensberichts der Statistik Austria berechnet und gibt den Tag an, bis zu dem Frauen statistisch betrachtet gratis arbeiten. Heuer war es der 16. Februar, somit betrug der Einkommensunterschied 12,7 Prozent.

Gender Pay Gap in der EU: Österreich mit anhaltend hohen Einkommensunterschieden

Für den EU-Vergleich wird der von Eurostat ermittelte Gender Pay Gap verwendet, bei dem der durchschnittliche Bruttoverdienst pro Stunde herangezogen wird. Laut den Zahlen von 2021 (aktuellere Daten liegen nicht vor) betrug die Lücke zwischen Männern und Frauen 18,8 Prozent, 2011 war sie noch fast fünf Prozentpunkte größer. Ungeachtet der Abweichungen infolge verschiedener Datenquellen hat sich die Lage für Frauen also verbessert. Aber Österreich gehört weiter zu den Ländern in Europa mit den größten Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen. Im EU-Durchschnitt lag der Gender Pay Gap 2021 bei 12,7 Prozent, in der Eurozone bei 13,6 Prozent.

Ursachen des Gender Pay Gap: Warum verdienen Frauen im Durchschnitt weniger?

Für den Unterschied im Einkommen von Frauen und Männern gibt es einige Erklärungen - dazu zählt beispielsweise, dass viele Frauen Jobs wählen, die schlechter bezahlt sind, etwa in der Pflege oder im Sozialbereich. Frauen sind häufiger als Männer in kleineren Unternehmen tätig, die im Durchschnitt niedrigere Löhne und Gehälter zahlen als Großbetriebe. Auch Auszeiten wie Karenzen für die Kinderbetreuung wirken sich nachteilig aus. Nach der Rückkehr in den Beruf müssen Frauen oft schlechter bezahlte und unter ihrer Qualifikation liegende Stellen annehmen, das drückt langfristig auf ihre Einkommen.

Kinderbetreuung als Schlüssel

Der Ausbau der Kinderbetreuung ist daher ein großer Hebel, den die Politik ziehen kann, um Frauen eine höhere Erwerbsbeteiligung und damit mehr Einkommen zu ermöglichen. Es bleibt aber ein unerklärbarer Teil des Einkommensunterschieds übrig, über dessen Grund nur gemutmaßt werden und dabei Diskriminierung von Frauen nicht ausgeschlossen werden kann.

Lohntransparenz und der Weg zur Gleichberechtigung: Die Arbeiterkammer setzt auf EU-Richtlinie

Die Arbeiterkammer setzt auf mehr Transparenz und erhofft sich Rückenwind durch die seit Juni in Kraft befindliche EU-Richtlinie zur Lohntransparenz, die Nationalstaaten binnen drei Jahren umsetzen müssen. Die sieht vor, dass es für alle Beschäftigten einen Rechtsanspruch gibt, zu erfahren, wie viel Männer und Frauen in Vergleichsgruppen verdienen. Zudem müssen Einkommensberichte erstellt und Maßnahmen ergriffen werden, wenn das geschlechtsspezifische Lohngefälle fünf Prozent übersteigt. Dass das Thema die nötige Aufmerksamkeit behält, dafür hat die Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises gesorgt. Der ging heuer an die US-Ökonomin Claudia Goldin, die den Preis für die Erforschung der Geschlechterunterschiede auf dem Arbeitsmarkt erhielt.

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