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Die Kärntner Kasnudel neu erfunden

Alles begann mit einer kleinen Fleischerei. Heute verkaufen die Brüder Ellersdorfer erfolgreich ihre Variationen des traditionellen Gerichts.

Weil die Brüder Ellersdorfer die ursprünglichen Kärntner Kasnudeln in vielen Variationen anbieten, darunter viele ohne Käse, sprechen sie bei ihrem Produkt auch nur von Kärntner Nudeln. Zu diesen empfiehlt Andreas Ellersdorfer einen grünen Salat.
Weil die Brüder Ellersdorfer die ursprünglichen Kärntner Kasnudeln in vielen Variationen anbieten, darunter viele ohne Käse, sprechen sie bei ihrem Produkt auch nur von Kärntner Nudeln. Zu diesen empfiehlt Andreas Ellersdorfer einen grünen Salat.

Sie sind größer als die aus Italien bekannten Teigtaschen, wiegen zwischen 50 und 100 Gramm und können heutzutage mit unterschiedlichsten Füllungen erworben werden: Die Kärntner Kasnudeln blicken auf eine lange Geschichte zurück. "Sie gehören seit mindestens 200 Jahren zu den typischen Gerichten in Gasthäusern und beim Fleischer", berichtet Andreas Ellersdorfer. Der Kärntner übernahm 2016 gemeinsam mit seinem Bruder den Familienbetrieb Ellersdorfer. Das Produkt: Kärntner Kasnudeln in insgesamt 17 Variationen. Käse ist dabei keineswegs in allen Varianten enthalten, weshalb Andreas Ellersdorfer auch gerne nur von "Kärntner Nudeln" spricht. Von herzhaften Kärntner Fleischnudeln über süße Apfel- und Mohnnudeln bis hin zu saisonalen Kürbis- und Steinpilznudeln: Auswahl und Kreativität im Umgang mit den Teigtaschen sind groß.

Ursprünglich ein Produkt der Fleischhauer

Traditionell seien die Kärntner Kasnudeln, wie es der Name ja verrät, mit Käse gefüllt, erklärt Ellersdorfer. Dennoch seien sie im Lexikon der Lebensmittel, dem europaweiten Nachschlagewerk der Branche, unter Fleischwaren gelistet. "Nicht weil sie ursprünglich Fleisch enthielten, sondern weil sie zum klassischen Repertoire von Fleischhauern im südlichen Österreich zählten." Gewissermaßen verwandt seien mit der Kärntner Kasnudel auch der Schlickkrapfen, eine 20 Gramm schwere mit Fleisch gefüllte Suppeneinlage, sowie die süße Kletzennudel mit Birnenfüllung.

Auch sein Großvater habe, als er seinen Betrieb 1931 im beschaulichen St. Veit an der Glan gegründet habe, als Fleischermeister begonnen, berichtet Ellersdorfer weiter. "Er hatte die Möglichkeit, einen kleinen Fleischerbetrieb zu übernehmen, und war damit einer von 14 Fleischern in einer Kleinstadt mit etwa 10.000 bis 12.000 Einwohnern." Das klinge zwar zunächst nach viel, damals sei es jedoch für alle gut möglich gewesen, von ihrem Verkauf zu leben. "Es gab ja damals noch keinen Großhandel, keine Supermärkte. Jedes Gasthaus, jedes Hotel, jedes Krankenhaus, jeder Gutshof und alle, die Fleisch wollten, waren abhängig von den Fleischhauern."

Umzug in die Stadt und eine neue Firmenstrategie

Als sein Großvater schließlich in den Krieg habe ziehen müssen, habe die Großmutter den Betrieb geleitet. "Nach Ende des Kriegs sind die Engländer als Besatzungsmacht gekommen und haben die Hälfte des Betriebs in Beschlag genommen." Die Suche nach einer Ersatzliegenschaft habe die Großeltern schließlich mitten in die Stadt geführt - in der sich die Firma bis heute befindet und produziert. "Damit sind wir der größte gewerbliche Arbeitgeber innerhalb historischer Stadtmauern in Kärnten und verbauen keine Grünflächen."

"Wir haben schon immer auf Zutaten aus der Region gesetzt."
Andreas Ellersdorfer
Geschäftsführer Brüder Ellersdorfer

Als der Großvater den Betrieb 1968 an die nächste Generation, seine beiden Söhne, übergab, sei für beide rasch klar gewesen: Zwei Familien von einem reinen Fleischerbetrieb zu ernähren wird langfristig nicht möglich sein. Zu groß war bereits die Konkurrenz der wachsenden Supermärkte, die immer mehr auch Frischfleisch anboten und damit große Gastbetriebe versorgten. "Es gab dann mehrere Versuche mit anderen Produkten. Mit unseren Variationen von den Kärntner Kasnudeln und den Kärntner Nudeln haben wir als Erste den Einstieg in den Einzelhandel in Österreich geschafft", berichtet Ellersdorfer weiter, "mit Messen und Einzelkontakten ist dann alles so gewachsen, wie es jetzt ist."

Eine eigens entwickelte Kärntner-Nudel-Maschine

Heute arbeiten 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Firma Brüder Ellersdorfer, wie der Betrieb der zweiten Generation heißt. "Bei uns arbeiten Bäcker, Fleischer und Techniker", sagt Ellersdorfer. Die dritte Gruppe sei besonders seit der Umstellung von der händischen auf die maschinelle Produktion wichtig geworden. "Man kann nicht einfach in eine Maschinenfabrik fahren und eine Kasnudel-Maschine bestellen. Wir haben sie aus verschiedenen Modulen selbst zusammengebaut, die mit Kasnudeln kaum etwas zu tun haben."

Die Herstellung der Kärntner Nudeln hat Ellersdorfer schnell erklärt: "Wir stellen den Teig und die Füllung her, legen die Fülle auf den Teig und klappen dann wiederum Teig darüber. Das wird ausgestochen und im Anschluss gekocht, damit die Kärntner Nudeln nachher für unsere Kundinnen und Kunden leichter zubereitbar sind, und schockgefrostet, damit es leichter für die Tiefkühlung verpackt werden kann." In der Sekunde werden so drei Kärntner Nudeln hergestellt. Dass die Ellersdorfer-Brüder ihr Produkt nur tiefgekühlt verkaufen, hat seinen Grund. "Die Kasnudel hält, wenn man nicht entsprechende Konservierungsstoffe verwendet, nur drei Tage im Kühlschrank", erklärt Ellersdorfer, "daher setzen wir auf Einfrieren als natürliche Methode, um ein Produkt haltbar zu machen."

Regionale Zutaten und eine einfache Zubereitung

Ein besonderes Augenmerk liege bei den Ellersdorfer-Brüdern auf Zutaten aus der Region. "Das haben wir immer schon so gehandhabt. Einerseits machen wir das natürlich wegen der geringen Transportwege und weil wir unsere Lieferanten kennen, und andererseits, damit das Geld in der Region bleibt." Innerhalb eines Umkreises von 60 Kilometern seien bereits einige Produkte erhältlich. Nur bei Zutaten, die in der Umgebung nicht oder nicht in den entsprechenden Mengen zu bekommen seien, greife man auf Produkte in größeren Entfernungen zurück - beispielsweise bei Minze und Pfeffer.

Die Kärntner Nudeln sind übrigens eine Hauptspeise, nicht etwa nur eine Beilage. In kochendem Wasser, in der Mikrowelle oder im Dampfgarer ließen sich die Teigtaschen rasch zubereiten, nach Belieben auch noch einmal in der Pfanne herausbraten, berichtet Ellersdorfer. Abschließend empfiehlt er, die Nudeln mit brauner Butter zu übergießen und einen grünen Salat dazu zu servieren - fertig sind die Kärntner (Kas-)Nudeln!