SN.AT / Leben

Von klösterlicher Käsekunst und irdischem Genuss

Die Käserei Schlierbach weist eine fast 100-jährige Käsetradition auf. Am Anfang stand der Schlosskäse. Inzwischen umfasst das Sortiment Weich-, Schnitt-, Frisch- und Grillkäse.

Die Käserei Schlierbach ist auf Weichkäse spezialisiert, sei es auf Camembert (Bild) oder Rotkulturkäse.
Die Käserei Schlierbach ist auf Weichkäse spezialisiert, sei es auf Camembert (Bild) oder Rotkulturkäse.

Von Weitem sichtbar thront das Stift Schlierbach über dem Kremstal in Oberösterreich. Die klösterlichen Gemäuer beherbergen seit 1924 die Käserei Schlierbach. Dass die Brüder damals mit dem Käsemachen begonnen haben, ist nicht etwa auf eine göttliche Eingebung zurückzuführen. Vielmehr war es Leonhard Kitzler, ein gebürtiger Waldviertler, der sein Noviziat in der bayerischen Benediktinerabtei St. Ottilien absolvierte und von dort das Handwerk des Käsens und die Rezeptur des Schlierbacher Schlosskäses mitbrachte. Der original Schlierbacher, ein Weichkäse mit Rotschmiere, ist die älteste Käsesorte, die seit der Gründung der Käserei vor beinahe 100 Jahren ohne Unterbrechung hergestellt wird.

Von den rund 30 Brüdern, die heute noch im Stift wohnen, arbeitet keiner mehr in der Käserei. Seit 2012 ist die Vertriebsfirma Concept Fresh mit Geschäftsführer Friedrich Mitterhumer Mehrheitseigentümer an der Käserei Schlierbach. Mitterhumer ist gelernter Käser und Molker und wenige Kilometer vom Stift entfernt aufgewachsen. Er ist in der Käserei Chef von 45 Mitarbeitern. Ursprünglich verarbeitete diese nur Kuhmilch. Inzwischen liefern 150 Landwirte sowohl Kuhmilch als auch Schaf- und Ziegenmilch. Die Kuhmilch stammt aus dem Alm-, Krems-, Enns- und Steyrtal.

Größte Klosterkäserei Europas

Die Milch kommt zunächst ins Rohmilchlager. Sie wird zentrifugiert, pasteurisiert und für die Käserei vorbereitet. Nach der Zugabe von Lab wird die eingedickte Milch mit der "Harfe" in kleine Teile geschnitten. Diese werden in Formen gefüllt. "Anschließend findet eine natürliche Entmolkung ohne Druck statt. Das gilt für alle unsere Sorten", erklärt Mitterhumer. Je nach Sorte kommen die Käse unterschiedlich lange in ein Salzbad. Der Rest an Molke rinnt aus und der Käse nimmt Salz auf. Bevor der Weichkäse zu reifen beginnt, wird er mit Rotkulturbakterien oder einer Weißschimmelkultur besprüht. Oberstes Gebot: Rotkulturkäse und Camembert müssen strikt getrennt voneinander produziert werden. Zwischen den Räumen befindet sich eine Schleuse und es gibt zwei Belüftungssysteme.

In dieser Wanne wird Milch durch Labzugabe eingedickt.
In dieser Wanne wird Milch durch Labzugabe eingedickt.

Die Käserei Schlierbach ist Spezialistin für Weichkäse. Sie stellt inzwischen aber auch Schnittkäse, Frischkäse und Joghurt her. Jüngste Produktentwicklung ist ein Brat- und Grillkäse im Stil des Halloumi. Er besteht aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch. "Wir machen viele Produkte nur mit natürlichem Fettgehalt", erklärt Mitterhumer. Der Fettgehalt in der Milch unterliegt jedoch jahreszeitlichen Schwankungen. "Es ist die Kunst der Käser, die Schwankungen der Natur auszugleichen. Der Erfahrungsschatz der Mitarbeiter ist unbezahlbar." 2022 wurden rund 13 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet - 8 Millionen Kilogramm Kuhmilch, 1,5 Millionen Kilogramm Schafmilch und 3,5 Millionen Kilogramm Ziegenmilch. Daraus entstanden 2 Millionen Kilogramm Käse und Joghurt. Für heuer rechnet Mitterhumer mit der gleichen Milch- und Käse-/Joghurtmenge. Aufgrund der Produktionsmenge gilt Schlierbach als die größte Klosterkäserei Europas.

Das Käsebruch-Molke-Gemisch wird in Formen abgefüllt.
Das Käsebruch-Molke-Gemisch wird in Formen abgefüllt.

1999 erzeugte sie erstmals Weichkäse aus Biomilch. Drei Jahre später stellte sie vollständig auf Bioproduktion um. "Damals wurden wir belächelt", erzählt der Geschäftsführer. Der Markt habe sich aber inzwischen entwickelt. Regionalität der Lebensmittel und Reinheit der Zutaten seien den Konsumenten immer wichtiger. Aufgrund der Bioqualität ihrer Produkte stellt die Käserei hohe Anforderungen an ihre Milchlieferanten. Sie müssen zum Beispiel Naturland-zertifiziert sein, was laut Mitterhumer gerade für den deutschen Markt wichtig ist.

Schlierbach vertreibt seine Käsespezialitäten nicht nur unter dem eigenen Namen. Die Käserei produziert auch Eigenmarken für Lebensmittelkonzerne wie Spar, Rewe, Hofer oder Lidl. 30 Prozent des erzeugten Käses kommen unter der Marke Schlierbach auf den Markt, 70 Prozent als Eigenmarken. Es lohnt sich ein genauer Blick auf die Verpackungsetiketten. "Uns ist wichtig, dass Schlierbach auch auf den Private Labels steht", betont Mitterhumer.

"Ohne Umstieg auf Bio hätten wir keine Zukunft gehabt."
Friedrich Mitterhumber
Geschätsführer

Von den Spezialitäten aus Schlierbach lassen sich nicht nur Käsefans aus Österreich verführen. 50 Prozent der produzierten Ware gehen ins Ausland - das bezieht sich sowohl auf die Marke Schlierbach als auch auf die Eigenmarken. "Wir sind stolz auf diesen Exportanteil. Vor zehn Jahren lag er noch bei null", sagt Friedrich Mitterhumer. Diese Entwicklung sei auf die Umstellung auf Bio und auf neue Produkte zurückzuführen.

Weitere Neuheiten sind in absehbarer Zeit nicht geplant. Der Weg eines neuen Produkts von der Idee bis in die Kühltheke ist laut dem Geschäftsführer ein komplexer Prozess, der mit hohen Anforderungen an die Käserei einhergeht. Das Unternehmen will sich deshalb darauf konzentrieren, die Qualität ihrer Erzeugnisse hoch zu halten, Abläufe zu optimieren und die Vermarktung weiterzuentwickeln.