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"Ich liebe Ziegen, sie sind intelligente und sensible Tiere"

Johanna Wallinger und ihre Familie haben sich ganz den Ziegen verschrieben. Deren Milch verarbeitet die Landwirtin zu Topfenbällchen, bei denen sie ihrer Kreativität freien Lauf lässt.

Johanna und Christian Wallinger haben ihre Leidenschaft für Ziegen seit der ersten Stunde der Neubewirtschaftung des Fischhofs entdeckt.
Johanna und Christian Wallinger haben ihre Leidenschaft für Ziegen seit der ersten Stunde der Neubewirtschaftung des Fischhofs entdeckt.

Alles begann mit Bärli und Schwänli - zwei Ziegen, die Johanna und Christian Wallinger zu ihrer Hochzeit geschenkt bekamen. "Wir hatten damals schon den Plan, den Fischhof wieder zu besiedeln und das haben unsere Freunde gewusst", erzählt Johanna Wallinger und lacht. Denn in den Fischhof, ein im malerischen Lammertal gelegenes Gebäude im Besitz der Familie, hatte sich das Paar bereits rettungslos verliebt. Als es 1996 damit begann, den Hof wieder zu besiedeln, hatte es eigentlich zunächst die Rinderhaltung im Sinn. "Da hätten wir allerdings gleich einmal in einen Stall und eine Güllegrube investieren müssen", erinnert sich Johanna Wallinger, "es war einfacher für uns, mit Ziegen anzufangen. Den Stall für kleine Wiederkäuer kann man auch aus Holz bauen, mein Mann hat mit Unterstützung von meinem Vater viel selbst gemacht."

Topfenvariationen in Form von Ziegenbällchen

Bärli und Schwänli bekommen bald Nachwuchs, nach und nach wächst der Viehbestand am Hof und mit ihm die Leidenschaft der Wallingers für ihre Ziegen. "Es sind sehr intelligente und sensible Tiere", schwärmt Johanna Wallinger, "mit ihnen zu arbeiten ist herausfordernd, macht aber auch Spaß." Heute hält die Familie mit drei erwachsenen Kindern 140 Milchziegen, 15 Jungziegen, 60 Kitze und einen Bock. Täglich melkt Johanna Wallinger die Tiere, durchschnittlich 200 Liter Milch springen dabei am Tag heraus. Aus der Milch gewinnt die Landwirtin Käse - vor allem Topfenvariationen, mit denen sie sich in der Region einen Namen gemacht hat. "Ich vermenge den Topfen mit Paprika, Schnittlauch und anderen Gewürzen und stelle so bunte Ziegenbällchen her", berichtet Johanna Wallinger, "die sind schon seit 17 Jahren meine Verkaufsschlager."

Ihre Topfenbällchen stellt Johanna Wallinger aus Ziegenmilch und verschiedenen Gewürzmischungen her.
Ihre Topfenbällchen stellt Johanna Wallinger aus Ziegenmilch und verschiedenen Gewürzmischungen her.

Um den Topfen zu produzieren, pasteurisiert Johanna Wallinger die Milch, kühlt sie herunter und säuert sie für zwei Stunden ein. Nachdem sie ein wenig Lab hinzugefügt hat, wartet sie 16 Stunden ab und schöpft im Anschluss den Topfen mit einem Tuch in einer Lochwanne ab. Als letzten Schritt presst sie die Molke heraus. Das Endresultat, den Topfen, vermengt Johanna Wallinger schließlich mit unterschiedlichen Gewürzen und Gewürzmischungen. Dabei lässt sie ihrer Kreativität freien Lauf: "Im Frühling mache ich auch Topfenbällchen mit Bärlauchpesto oder ich gebe ein anderes Würzöl dazu." Ziegenmilch zu verarbeiten stelle eine spannende Aufgabe dar, "die Inhaltsstoffe sind anders als bei der Milch einer Kuh oder eines Schafes, das Fett ist von Natur aus homogenisiert und die Gallerte ist viel feiner, zieht sich nicht so fest zusammen. Dadurch muss man beim Verarbeiten viel sensibler vorgehen."

Auf Kreislaufwirtschaft gesetzt

Sehr am Herzen liegt den Wallingers der Kreislauf ihrer Arbeit: "Wir machen alles am Betrieb selber", erklärt Johanna Wallinger, "wenn ein Kitz bei uns geboren wird, ziehen wir es auf, und wenn wir es nicht halten können, schlachten wir es selbst." Das Fleisch komme im Anschluss zum Metzger, die Reste und die Knochen wiederum werden zu Hundefutter verarbeitet, die Felle lasse die Familie gerben. "Aus diesen habe ich mir letztes Jahr selbst ein Dirndlkleid genäht." Auch die Altziegen schlachten die Landwirte direkt am Hof und lassen deren Fleisch beim Metzger verwursten. "Bei uns gibt es keinen Lebendtiertransport und darauf sind wir stolz." Ihre Produkte verkauft die Familie Wallinger ab Hof sowie an regionale Geschäfte des Lammertals.

"Ich vermenge den Topfen mit Gewürzen und bin dabei gerne kreativ."
Johanna Wallinger
Landwirtin

In den kalten Monaten steht den Ziegen ein immer offener Laufstall zur Verfügung, der ihnen täglich Auslauf ermöglicht. In den warmen Monaten grasen sie auf der Weide. "Wir sind ein Bio-Heumilch-Betrieb, auch das ist uns wichtig." Jede Ziege höre auf einen eigenen Namen und habe durchaus ihren eigenen Charakter. Mit der Zeit hat sich die Familie Wallinger ein großes Wissen über die Tiere angeeignet. "Man muss sie gut beobachten und sich auskennen. Die Ziegenhaltung ist bei uns in der Gegend nicht so üblich, ich kann nicht mal eben beim Nachbarn nachfragen", erklärt Johanna Wallinger. Das Beobachten sei Teil ihrer Leidenschaft. "Ich sitze gerne einfach da und sehe zu, wie sie genüsslich grasen. Das ist sehr beruhigend."