Alles begann für die Schweinzgers mit dem Traum ihrer Tochter, auf eine Modeschule in der großen Stadt zu gehen. Um das teure Internat zu finanzieren, suchte die Bauernfamilie im südsteirischen Labuttendorf nahe Leibnitz nach einer Zuverdienstquelle - und kam dadurch auf das Huhn. "Meine Eltern haben einen kleinen landwirtschaftlichen Selbstversorgerbetrieb geführt mit ein paar Schweinen, Kühen und Hennen", berichtet Nina Schweinzger. "1989 haben sie sich dann dazu entschieden, 250 Freilandhennen zu halten." Die Familie schaffte die Infrastruktur, um die Hühner möglichst artgerecht zu halten: Einstreunester mit Spelzen in den Ställen, die natürlichen Nestern im Wald nachempfunden sind, und mehrere Hektar Freilauffläche.
Die ersten Nudeln der Region
Die Idee wiederum, aus den Eiern Nudeln herzustellen und zu vermarkten, entsteht erst 13 Jahre später: "Wir haben bei uns im Ort einen Greißler, der verschiedenste Produkte aus unserer Region anbietet - nur keine Nudeln." Die Familie Schweinzger machte sich daran, die Marktlücke zu schließen. Aus den hofeigenen Eiern stellt sie nun Kreationen unterschiedlicher Art her und ist dabei experimentierfreudig: Zu den klassischen Nudeln gesellten sich nach und nach Bärlauch-, Knoblauch-, Steinpilz-, Kürbis-, Aronia- und viele weitere Nudeln.
Die Teigwaren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. 2012 beschließt die Familie, neben dem Anbau von Getreide, Kürbis und Mais nur mehr auf Hühner zu setzen, und gibt die Schweinezucht auf. Heute sind es 6000 Hennen, die auf knapp sechs Hektar Grünfläche herumlaufen, scharren und picken. Aus den 300 Eiern pro Henne und Jahr stellt die Familie jährlich insgesamt vier bis fünf Tonnen Nudeln her. Auch die weiteren Zutaten für die mittlerweile 25 Sorten stammen entweder aus der Region "oder zumindest aus Österreich", sagt Nina Schweinzger. "Hartweizengrießmehl beziehen wir zum Beispiel aus Ober- und Niederösterreich, dafür ist die Steiermark kein Anbaugebiet." Das meiste Mehl stamme von Mühlen in der Umgebung, so beispielsweise das Kamut- und das Buchweizenmehl.
Viel Handarbeit
Die Arbeit in der Landwirtschaft mache kreativ für eigene Nudelvarianten, erklärt Nina Schweinzger. "Für die Kürbisnudeln verwenden wir die Kürbiskerne aus unserem eigenen Anbau, den Bärlauch für die Bärlauchnudeln pflücken wir selbst. Wir setzen immer wieder neue Ideen um." Eine Nudelmaschine unterstützt die Familie bei der Herstellung der Teigwaren, knetet den Teig und presst die Nudeln heraus. Vieles machen die Schweinzgers jedoch noch von Hand, so beispielsweise das Abschneiden der Spaghetti und Bandnudeln. Die Abnehmer ihrer Nudeln seien hauptsächlich Geschäfte der Region, sagt Nina Schweinzger. "Es kommen aber auch Kunden in unseren Hofladen oder sie kaufen online bei uns ein." Die 33-Jährige kehrte dem elterlichen Hof zunächst den Rücken zu, um Pädagogik und Erwachsenenbildung zu studieren und in diesem Bereich zu arbeiten. Vor drei Jahren kam sie zurück - und kombiniert seither den Beruf der Landwirtin mit dem der Pädagogin.