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Nudeln und ihre Formen

Wer hat sie erfunden? Die Chinesen oder doch die Italiener? Fix ist, es gibt unzählige Formen.

Roland Essl
Die Milch macht die Dampfnudeln süß und saftig!
Die Milch macht die Dampfnudeln süß und saftig!

Bei Ausgrabungen am Gelben Fluss in China wurde eine 4000 Jahre alte Schale mit Nudeln entdeckt. Die spaghettiähnlichen Nudeln waren aus Gerstenmehl bereitet, 50 Zentimeter lang und etwa drei Millimeter breit. Das ist der bisher älteste Fund einer Nudelspeise.

Nudelartige Gerichte sind im Grunde recht einfach herzustellen. Dazu braucht man nur gemahlenes, kleberhaltiges Getreide und Wasser. Doch keine Nudel ohne Kochtopf! Bei uns im europäischen Raum wurde zum Kochen geeignetes keramisches Geschirr schon seit dem Neolithikum vor etwa 7000 Jahren entwickelt; der Fund von Ötzi im Jahre 1991 hat uns ja gezeigt, welch technische Kenntnis die Alpenbewohner schon vor 5200 Jahren hatten. Nudelähnliche Gerichte könnte es auch bei uns sehr früh schon gegeben haben.

Unbestritten ist, dass die Italiener die Kunst der Pasta in all ihren Facetten, von den Capellini, den dünnsten Spaghetti, bis zu den dicken Cannelloni, zur Blüte brachten. Und natürlich eignete sich der Nudelteig auch zum Befüllen, etwas für Tortellini, Ravioli, Südtiroler Schlutzkrapfen, schwäbische Maultaschen oder für die kunstvoll "gerandelten" Kärntner Kasnudeln.

Im Alpenraum hat man viele Gerichte, die eine längliche Form haben, auch als Nudel bezeichnet, wie die Schupfnudel aus Erdäpfelteig. Auch die Bauernkrapfen hat man als Schmalznudeln bezeichnet.

Die Dampfnudel wurde 1564 in der Steiermark erstmals erwähnt. Da man damals noch auf offenem Feuer kochte, hat man kleine Germteigknödel eng in einer Schüssel aneinandergereiht, mit einem Deckel verschlossen und unter Dampf saftig gegart. Die Knödel konnten dabei nur nach oben aufgehen und bekamen daher ihre längliche Form.

Als am Ende des 19. Jahrhunderts die Sparherde mit integriertem Backrohr in den Küchen Einzug hielten, waren auch die Rohrnudeln möglich, welche wir als Buchteln lieb gewonnen haben.

Das Rezept
Dampfnudeln, fünf Portionen
Zutaten: 200 g glattes Mehl, 15 g Butter, Prise Salz, 15 g Zucker, 1/8 l Milch, 1 Eidotter, 15 g frische Germ (oder 5 g Trockengerm). Des Weiteren: 60 g Butter, 60 ml Schlagobers, 60 ml Milch, Zimt, Staubzucker.
Zum Anrichten: Vanillesoße, Schwarzbeer- oder Marillenmarmelade.
Zubereitung: Aus wenig Mehl, etwas lauwarmer Milch und Germ ein Dampferl ansetzen, mit Mehl bestauben und aufgehen lassen, bis sich an der Oberfläche Risse zeigen. Jetzt das Dampferl mit dem restlichen Mehl, flüssiger Butter, warmer Milch, Dotter, einer guten Prise Salz und Zucker zu einem Germteig schlagen. Zugedeckt aufgehen lassen. Kleine Knödel abstechen, zu Kugeln formen und noch einmal gehen lassen. In einer Kasserolle Milch und Butter erhitzen. Die Germteigkugeln darin einschlichten. Mit vorgewärmtem Deckel und nassem Tuch gut abschließen und im Backofen bei 150°C auf dem Backrohrboden etwa 50 Minuten backen. Jede Kugel soll eine blasige Haube und am Boden eine leicht braune Kruste haben. Mit Zimt und Zucker bestreuen und mit Marmelade oder Vanillesoße genießen.