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Alarmierende Zahlen: Psychische Gesundheit von Studierenden

Mental-Health-Barometer: So steht es um heimische Studentinnen und Studenten. Fast jeder zweite Studierende stuft seine psychische Gesundheit als weniger gut oder schlecht ein. Die positive Nachricht: Die Lebensqualität befindet sich auf einem neuen Höchststand.

Nahezu jeder zweite Studierende sieht seine psychische Gesundheit kritisch.
Nahezu jeder zweite Studierende sieht seine psychische Gesundheit kritisch.

Überforderung, Tabus, Wohlbefinden und Lebensqualität: Das Ergebnis des aktuellen Mental-Health-Barometers von Instahelp und Studo zeigt kein allzu positives Bild, wenn es um die psychische Gesundheit der heimischen Studentinnen und Studenten geht. Demnach ist es um den Gemütszustand der Studierenden nämlich nicht gut bestellt - fast jeder beziehungsweise jede Zweite stuft die eigene psychische Lage als weniger gut oder gar schlecht ein. Besonders weibliche Studierende nehmen sich als stark belastet wahr. Befragt wurden dafür rund 9640 Hochschülerinnen und Hochschüler in Österreich und Deutschland.

Psychologische Onlinetherapie verbessert Studierendenleben

Doch: Es gibt auch Gutes zu vermelden. Die Lebensqualität der Studierenden erreicht aktuell den höchsten Wert seit Beginn des Mental-Health-Barometers im Jahr 2021 - und das Tabu, sich bei psychischen Problemen professionell helfen zu lassen, nimmt stetig ab. Die Einführung psychologischer Onlinetherapie mit Jänner könnte diese Situation weiter verbessern, ist man beim Studienurheber Instahelp, einem Anbieter psychologischer Onlinetherapie und -beratung, überzeugt: "Die Hälfte der Studierenden ist psychisch belastet - das ist alarmierend", sagt CEO Bernadette Frech. Und weiter: "Ab heuer ist erstmals psychologische Onlinetherapie in Österreich mit Kostenzuschuss der Krankenkassen möglich - ein entscheidender Fortschritt zur Gleichstellung von psychischer und physischer Gesundheitsversorgung. Doch wir müssen mehr in Prävention und Aufklärung investieren, besonders für Kinder und junge Erwachsene.""Das Leben ist kein Ponyhof" gilt in vielerlei Hinsicht auch für Studierende: Hohe Studienanforderungen, Zukunftsängste und dergleichen belasten die Psyche. Der größte Stressfaktor im Leben der Studentinnen und Studenten bleibt die Überforderung - rund 83 Prozent der Befragten fühlen sich deswegen gestresst. Nach Arbeitsaufwand und Prüfungsstress werden Zukunftsängste und mentale Probleme als größte Belastungsfaktoren genannt. Zudem wirken sich globale Krisen und Themen wie die Inflation ebenfalls stark auf das mentale Wohlbefinden der Hochschülerinnen und Hochschüler aus: Rund 56 Prozent fühlen sich dadurch belastet, ein Drittel sieht die eigene Studienleistung beeinträchtigt. "Die Ergebnisse zeigen deutlich, unter welchem Druck die Studierenden stehen. Hier braucht es dringend flächendeckende Unterstützung", meint Eva Egger, Kooperationsmanagerin bei Studo.

Studierende bewerten Lebensqualität positiv

Wie erwähnt, gibt es auch Positives zu vermelden: Trotz der Belastungen bewerten mit rund 72 Prozent über zwei Drittel der Studierenden ihre Lebensqualität als gut bis ausgezeichnet - ein Hinweis auf sich langsam stabilisierende Lebensumstände nach den Jahren rund um Corona. Im Gegensatz dazu berichten allerdings knapp 30 Prozent weiterhin von weniger guter oder schlechter Lebensqualität.

Tabu um mentale Gesundheit schwindet

Und auch das gesellschaftliche Tabu um mentale Gesundheit hat in den letzten Jahren abgenommen: Während 2021 noch 75,5 Prozent der Studierenden mentale Gesundheit als Tabuthema erlebten, sind es in diesem Jahr rund 62 Prozent. Das heißt dennoch, dass zwei Drittel mentale Probleme weiterhin als nicht gesellschaftsfähig sehen, lediglich 38 Prozent sprechen offen darüber. Die meisten Befragten investieren dabei nur wenig Zeit, um für ihr psychisches Wohlbefinden zu sorgen - maximal eine Stunde pro Woche. Rund 73 Prozent der Interviewten gaben an, dass sie eine wachsende Gleichwertigkeit von mentaler und körperlicher Gesundheit festgestellt haben. Somit wachsen generell auch Bereitschaft und Akzeptanz, sich psychologische Hilfe zu suchen. "Die wachsende Bereitschaft, Hilfe zu suchen, ist positiv, aber es braucht Taten", so Frech. 86 Prozent der Studierenden würden bei Bedarf oder präventiv professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Knapp 46 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass sie sich in mentalen Belangen aktiv Beistand suchen werden. Natürlich spielt hier der Kostenfaktor eine Rolle - ein Grund dafür, dass viele Hochschülerinnen und Hochschüler bei psychischen Problemen in erster Linie auf Selbsthilfe und Selbstrecherche zurückgreifen. Spielten Kosten keine Rolle, würden die heimischen Studentinnen und Studenten sehr wohl vermehrt psychologische Beratung oder Therapie nutzen - ob online oder vor Ort.