Wie denken Eltern MI(N)T? Bildungs- und Berufsorientierung für Töchter aus der Perspektive von Eltern" heißt die Studie der MINTality-Stiftung, die sich ihrerseits mit den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik auseinandersetzt.
Nun wurde österreichweit erstmals der Part der Eltern unter die Lupe genommen, wenn es darum geht, Töchter mit den MINT-Fächern vertraut zu machen und die elterlichen Vorstellungen zur beruflichen Zukunft der weiblichen Sprösslinge abzubilden. "Mädchen und Frauen sind in MINT-Ausbildungen und -Berufen in Österreich weiterhin unterrepräsentiert. Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich bereits bei den Ausbildungs- und Berufswünschen im Jugendalter", sagt Therese Niss, Gründerin der MINTality-Stiftung: "Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle. Daher ist es wichtig, die Rolle der Eltern sowie deren Einstellungen und Verhalten besser zu verstehen, um diese gezielter bei der beruflichen Orientierung miteinbeziehen zu können." Im Rahmen der Studie haben die Universitäten Bozen und Stavanger sowie die Wirtschaftsuniversität Wien über 1300 Eltern in Österreich mit mindestens einer Tochter zwischen 10 und 19 Jahren befragt.
Zentrale Rolle der Eltern bei Interesse an MINT
Die Rolle der Eltern spiegelt sich laut Studie wie folgt wider: 57 Prozent sind aktiv in die Bildungs- und Berufsorientierung ihrer Tochter eingebunden und fühlen sich grundsätzlich in der Lage, ihre Tochter dabei zu unterstützen. Dazu werden vor allem klassische Informationsquellen wie Websites, Veranstaltungen und persönliche Treffen genutzt. In Bezug auf MINT geben etwa 40 Prozent der Erziehungsberechtigten fehlende eigene Kompetenz oder fehlendes Wissen über MINT-Angebote als Herausforderung an.
Eltern haben geschlechtspezifische Stereotype bei MINT
Geschlechtsspezifische MINT-Stereotype sind bei Eltern nach wie vor vorhanden. Das heißt: 76 Prozent der Erziehungsberechtigten empfinden Buben als geeigneter für MINT-Bereiche als Mädchen - das wiederum bedeutet, dass Eltern mit starken diesbezüglichen Stereotypen signifikant weniger Geld in mögliche MINT-Aktivitäten ihrer Tochter investieren.
Wenn es um den künftigen Beruf der Tochter geht, ploppen Vorbehalte gegenüber Jobs aus dem MINT-Bereich auf. So ist mit 94 Prozent für Eltern besonders wichtig, dass die Arbeit des Kindes interessant ist, gute Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen bietet (93 Prozent) und eine sichere Arbeitsstelle ist (85 Prozent) - gefolgt von genug Zeit für Familienverantwortung (84 Prozent). MINT-Berufe würden laut Angaben der Eltern wichtige Berufseigenschaften nicht erfüllen: Die Einschätzung von Arbeitsbedingungen, Jobsicherheit und Familienvereinbarkeit zählen als Hürden und sind ausschlaggebend dafür, dass Erziehungsberechtigte MINT-Berufe als nicht attraktiv für ihre Tochter empfinden.
Gezielte Information für Eltern
Des Weiteren offenbart die Studie, dass positive Narrative - wie kurze Videos zur Aufklärung von Vorurteilen gegenüber MINT-Karrieren - eine kurzfristige Wirkung zeigen: Die Eltern waren eher bereit, in MINT-Angebote für ihre Tochter zu investieren. Diese kurzen Impulse reichen jedoch nicht aus und müssten laut Forschenden mit konkreten Handlungsaufforderungen verknüpft sein, um langfristige Effekte zu erzielen.
Elisabeth Gsottbauer (Freie Universität Bozen) ist davon überzeugt, dass Eltern als Schlüsselakteurinnen und -akteure wirken und durch spezifische Information unterstützt werden können: "Ausgehend von bestehender Literatur, die zeigt, dass es nicht nur darum geht, Mädchen direkt zu fördern, sondern auch ihr Umfeld, insbesondere Eltern, gezielt einzubinden und zu sensibilisieren, ergänzt die aktuelle Studie, dass es möglich ist, das Verhalten von Eltern mit gezielter Information zu beeinflussen." Und: "Informationskampagnen, praxisnahe Beispiele und leicht zugängliche Angebote können helfen, Barrieren abzubauen. Erkennen Eltern, dass MINT-Berufe vielseitig, kreativ und gesellschaftlich relevant sind, können sie zu wichtigen Wegbereitern für starke Frauen in MINT-Bereichen werden."
