Das Thema Premiumstrategie ist bei Mercedes-Benz aktuell etwas heikel. Bei den Pkw musste man unlängst die eingeschlagene Luxus-Preispolitik mangels Marktakzeptanz wieder korrigieren. Bei den Vans der Marke sieht die Sache anders aus: Hier hält man den vor zwei Jahren eingeschlagenen Kurs, der vorsieht, die Flotte der mittelgroßen Busse noch mehr in Richtung Premiumsegment zu verschieben. Die jüngste Fahrzeuggeneration, bestehend aus V-Klasse, Vito, Sprinter sowie den jeweiligen Elektroablegern, wurde dabei spürbar aufgewertet. Vor allem in den Gesichtspunkten der Konnektivität und des Fahrkomforts hat sich seither eine Menge getan.
Der Mercedes Vito spielt alle Stückerl
Im Windschatten der luxuriösen V-Klasse rückt auch der Vito ein beträchtliches Stück nach oben. Als multifunktionales Bindeglied zwischen den Personen- und Nutzfahrzeugen spielt der Vito seit 25 Jahren eine Sonderrolle: Mit drei Fahrzeuglängen, zwei Radständen, verschiedenen Motorisierungen und Antriebsvarianten spielt er praktisch alle Stückerl. Der von uns getestete, zweitstärkste Diesel mit 190 PS und Heckantrieb reizt als Achtsitzer sein Potenzial als luxuriöser Personentransporter fast völlig aus (auf Wunsch gibt's Platz für neun, bei der V-Klasse sind es maximal acht). Generell lässt der Vito im Innenraum nichts vermissen. Das Cockpit ähnelt jenem der aktuellen Mercedes-Pkw, die Phalanx an Assistenzsystemen steht parat, sollte man trotz des Rundumblicks einmal etwas übersehen. Mit den 190 Diesel-PS ist der 2,3-Tonner vernünftig motorisiert und fährt sich im Alltag verblüffend handlich. Die knapp neun Liter Verbrauch gehen in Ordnung.
Im Test: Mercedes Vito Tourer
Fünftüriger Van, Vierzylinder-Turbodiesel, 140 kW/190 PS, 9-Gang-Automatik, Heckantrieb; acht Sitze, Gewicht 2364 Kilogramm, Maße (L/B/H): 5140 x 1928 x 1890 Millimeter, Kofferraum 755-1330 l (drei Sitzreihen), 4785 l (ohne hintere Sitze), WLTP-Verbrauch 7,1 l/100 km, 179 Gramm CO₂/Kilometer, im Test: 8,8 l, Preise: ab 66.612 Euro, Testauto 85.046,40 Euro
Was gefällt: Hochwertig, ohne zu protzen. Hoher Fahrkomfort, schier endlos Raum für die Passagiere.
Was weniger gefällt: In Sachen Preis ist die Schmerzgrenze bereits erreicht.
Was überrascht: Wie viel Platz ein einziges Auto bieten kann.
Perfekt für: Chauffeure mit Anspruch.