Ein Viertel aller Menschen in Europa lebt in Gebäuden mit schlechter Raumluft. Das wiegt umso schwerer, weil hierzulande die Menschen bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen verbringen. Rund 30 Millionen Menschen haben zu wenig Tageslicht in ihren Wohnungen. Das zeigt das aktuelle "Healthy Buildings Barometer" des Forschungsinstituts BPIE (Buildings Performance Institute Europe).Erstmals wurden nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Büros, Schulen und Krankenhäuser untersucht. Der Bericht zeigt klar: Gute Luft und ausreichend Tageslicht sind entscheidend für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Das gilt besonders für Räume, in denen Menschen lernen, arbeiten oder genesen sollen.
Tageslicht & Raumluft: Milliarden sparen mit gesundem Gebäudedesign
Zu wenig Tageslicht und schlechte Luft haben erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. 45 Mrd. Euro könnten EU-weit durch gut konzipierte Sanierungen bei Krankenhäusern eingespart werden.


In allen untersuchten Gebäudetypen rentieren sich Verbesserungen sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich. Würden sämtliche schlecht gedämmten Wohngebäude in der EU saniert, hätte sich die Investition bereits nach zwei Jahren amortisiert, beispielsweise durch ausbleibende Kosten für Erkrankungen und weniger Ausfälle in der Arbeit. Zusätzlich könnte ein gesellschaftlicher Gegenwert von 194 Milliarden Euro entstehen, etwa durch Effizienzmaßnahmen, weniger Krankheitstage oder Krankenhausaufenthalte, zeigt die Studie.
Allein im Gesundheitssektor liegt das jährliche Einsparungspotenzial demnach bei mehr als 45 Milliarden Euro, das entspricht etwa zehn Prozent der jährlichen Gesundheitskosten in der EU. Außerdem bieten durchdachte Renovierungsprogramme für das Schaffen gesunder Gebäude ein Potenzial von zusätzlich 200.000 bis 500.000 Arbeitsplätzen jährlich.
Tageslicht und Frischluftzufuhr steigert Mitarbeiterleistung erheblich
Mit mehr Tageslicht am Arbeitsplatz steigt die Performance der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchschnittlich um zehn Prozent, wurde errechnet. Haben die Beschäftigten auch einen Blick ins Grüne und die Möglichkeit, ins Freie zu gehen, steigt die Leistung sogar um bis zu zwölf Prozent.
Ein optimales Raumklima am Arbeitsplatz - etwa durch ausreichend Tageslicht, Frischluftzufuhr sowie Zugang zur Natur - bringt der europäischen Wirtschaft laut "Healthy Buildings Barometer" potenziell einen Gewinn von 40 Milliarden Euro jährlich.
Schulen: Optimale Tageslichtversorgung fördert Lernleistung
In den Schulen ist der Effekt von ausreichendem Tageslicht noch deutlicher: Licht verbessert die Leistung von Schülerinnen und Schülern um 9 bis 18 Prozent. Durch verbesserte Lernumgebungen könnte das EU-weite BIP um 173 Millionen Euro jährlich gesteigert werden.
Positive Effekte und beträchtliches Einsparpotenzial in Krankenhäuser
Ebenfalls bemerkenswert sind die positiven Nebeneffekte einer Sanierung von Krankenhäusern auf Patientinnen und Patienten sowie das Personal. Hier führt eine optimierte Tageslichtversorgung zu einer Reduktion um elf Prozent der stationären Krankenhausaufenthalte und einer Senkung der Mitarbeiterfluktuation um 20 Prozent. Auch die medizinischen Kosten sinken demnach um 21 Prozent, während die Sterblichkeitsrate um 19 Prozent zurückgeht. Das Einsparpotenzial durch verbesserte Tageslichtversorgung in Krankenhäusern liegt laut Berechnungen bei 42 Milliarden Euro jährlich und weiteren 38 Milliarden Euro durch verbesserte Luftqualität in Innenräumen.
"Gesunde Gebäude sind wirtschaftlich rentabel und wirken positiv."
Fünf Dimensionen für gesunde Gebäude
Was benötigen also "gesunde" Gebäude? Das "Healthy Buildings Barometer" definiert fünf Dimensionen für gesunde Gebäude:
- verbesserte psychische und physische Gesundheit,
- Fokus auf menschliche Bedürfnisse,
- nachhaltiges Bauen und Wirtschaften,
- Anpassungsfähigkeit sowie
- die Befähigung durch Wissen.
Dieser ganzheitliche Ansatz bietet einen Leitfaden für Planung und Prüfung von Bau- und Sanierungsvorhaben. Zudem liefert die Studie wichtige Grundlagen für die Bewertung von Gebäuden in Städten, Regionen und Ländern. "Das ,Healthy Buildings Barometer' zeigt unglaubliches Potenzial auf. Gesunde Gebäude sind wirtschaftlich rentabel und haben zugleich positive Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden", erklärt Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer von Velux Österreich: "Dazu braucht es einheitliche Regelungen und einen Schulterschluss von Entscheidungsträgern aus der Politik und der Bauindustrie." Velux ist Financier dieser Studie.