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Wenn das Schlafen nicht funktioniert

Wer regelmäßig nicht einschlafen kann oder nicht durchschläft, leidet unter Insomnie. Wichtig ist dann eine Verhaltensänderung.

Wer in der Nacht aufwacht und nicht mehr schlafen kann, sollte sich nicht quälen – sondern lieber aufstehen und im Sitzen etwas lesen.
Wer in der Nacht aufwacht und nicht mehr schlafen kann, sollte sich nicht quälen – sondern lieber aufstehen und im Sitzen etwas lesen.

Im Bett noch Gedanken wälzen und einfach nicht zur Ruhe kommen, in keinen Schlaf finden. Oder einschlafen, aber dann mitten in der Nacht wieder aufwachen. Diese Probleme kennen laut einer Studie der Universitätsklinik für Neurologie in Wien 16,8 Prozent aller Menschen in Österreich. 7,8 Prozent leiden unter der sogenannten Insomnie, der Fachausdruck für die Ein- und Durchschlafstörungen. Von einer solchen spreche man, wenn diese Störungen mindestens drei Mal die Woche über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftreten, sagt Stefan Seidel von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien. Tagsüber sei diese Insomnie spürbar in Form einer verminderten Konzentrationsfähigkeit, chronischer Erschöpfung, Müdigkeit und Gereiztheit.

Soziales Umfeld spielt große Rolle

Die Ursachen für eine Insomnie können mannigfaltig sein. "Wenn sich jemand bei uns in der Schlafambulanz vorstellt, überprüfen wir erst mal, ob die Patientin oder der Patient noch unter einer anderen Schlafstörung leidet, mit der die Insomnie in Verbindung steht", erklärt Seidel. Denn neben der Insomnie gibt es zahlreiche weitere Syndrome, die den Schlaf betreffen. So beispielsweise die Schlafapnoe, bei der eine Person im Schlaf zu lange Atempausen einlegt und in Folge aufwacht, die Narkolepsie, bei der insbesondere jüngere Menschen tagsüber unvermittelt einschlafen, oder die REM-Schlafverhaltensstörung, eine Parasomnie, die mit körperlichen Reaktionen auf Träume, zum Beispiel Schreien und Schlafwandeln, verbunden ist.

„Lieber das Bett verlassen, wenn man nicht schlafen kann.“ Stefan Seidel, Neurologe
„Lieber das Bett verlassen, wenn man nicht schlafen kann.“ Stefan Seidel, Neurologe

Das soziale Umfeld der Patienten spiele eine große Rolle. "Wenn der Familiennachwuchs unruhig schläft oder jemand gepflegt wird, kann das ursächlich für eine Schlafstörung sein. Genauso stellt sich die Frage, wer im selben Zimmer schläft und wie sich diese Person nachts verhält, ob sie unruhig ist", erklärt Seidel. Auch viele körperliche Ursachen können Schlafprobleme bedingen. So weisen Männer mit vergrößerter Prostata einen häufigeren Harndrang auf und müssen nachts auf die Toilette, andere wiederum leiden unter Migräne - beides Faktoren, die den Schlaf unterbrechen. "Medikamente können ebenfalls in der Nacht stören, beispielsweise Cortison, das am Abend eingenommen wird, Betablocker sowie entzündungshemmende Schmerzmittel." Zudem können psychische Probleme eine Rolle spielen.

Was tun, wenn man mitten in der Nacht aufwacht und nicht mehr einschlafen kann? Hier gelte die 15-Minuten-Regel, erklärt Seidel: "Nach 15 Minuten sollten Sie aufstehen, in ein anderes Zimmer gehen und dort ein Buch mit einer Leselampe lesen oder meditieren." Fernseher und Handy sind durch das Blaulicht nicht empfehlenswert. "Erst wenn Sie wieder müde sind, gehen Sie zurück ins Bett." Auf die Uhrzeit sollte man nicht achten - diese sei nur ein Stressfaktor.

Ausreichend müde ins Bett gehen

Und was tun, wenn man erst gar nicht einschlafen kann? "Dann hilft es, einen höheren Schlafdruck aufzubauen. Wenn ich um halb elf ins Bett gehe, aber effektiv erst ab zwölf Uhr schlafe, dann gehe ich das nächste Mal wirklich erst um zwölf Uhr ins Bett." Die Auswirkungen von zu wenig Schlaf auf einen Tag seien - zumindest kurzfristig - nicht so erheblich, wichtig sei nur, ausreichend müde ins Bett zu gehen. "Wer viel wach liegt im Bett, konditioniert sich auch darauf, im Bett wach zu sein, das ist natürlich hinderlich. Lieber einmal ein bisschen weniger Schlaf insgesamt und dafür mehr effektive Schlafzeit im Bett."

Um einer Insomnie vorzubeugen, sei es ratsam, sich täglich an die frische Luft zu begeben. "Weniger wegen der Luft, sondern vor allem wegen des Tageslichts, das unseren Körper in seinem Tag-Nacht-Rhythmus unterstützt. Und natürlich wegen der Bewegung." Ideal sei es zudem, eine oder sogar zwei Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr fernzuschauen oder am Handy zu sein, sondern stattdessen zu meditieren oder sanfte Yogaübungen zu machen.