Im Sommer ist der regelmäßige Luftaustausch in Wohnräumen eine Herausforderung. Schließlich funktioniert das Lüften am besten bei einem hohen Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen, also in der Nacht oder früh am Morgen. Wichtig ist dabei, die Fenster und Türen rechtzeitig wieder zu schließen. Ist es draußen bereits wärmer als drinnen, strömt nur noch Wärme herein. Tagsüber bleiben die Fenster also zu. Erst am Abend, wenn es im Freien kühler wird als in den eigenen vier Wänden, kann wieder gelüftet werden.
Steigende Temperaturen sind für uns Menschen rasch spürbar. Ganz anders ist es mit der zunehmenden Feuchtigkeit. In einem Vierpersonenhaushalt werden jeden Tag unbemerkt rund zwölf Liter Wasser an die Umgebungsluft abgegeben. Sie entstehen beim Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen. Beschlagene Fenster zeigen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit an, beispielsweise nach dem Duschen im Bad. Dann sollte gelüftet werden, bis keine angelaufenen Stellen mehr zu sehen sind. Energieberater Hermann Grießner: "Die optimale relative Raumluftfeuchte liegt je nach Temperatur zwischen 30 und 65 Prozent. Mit einem Hygrometer lässt sich das genau feststellen."
Warum ist mehr Feuchtigkeit in der Luft problematisch?
Weil sie die Schimmelbildung fördert. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Bei zehn Grad Celsius sind es weniger als zehn Gramm, bei 30 Grad mehr als das Dreifache. Sobald die Luft abkühlt, muss sie die Feuchtigkeit wieder abgeben. Im Freien in Form von Nebel oder Tau, drinnen auf kalten Flächen als Kondenswasser. Im Keller sei das besonders kontraproduktiv, erklärt Hermann Grießner: "Die Sommerluft bringt noch mehr Feuchtigkeit in den ohnehin schon klammen Keller und erhöht die Gefahr von Schimmel- und Rostbildung. So wird man auch den typischen Kellergeruch nicht los." Im Sommer ist das Lüften ausschließlich dann sinnvoll, wenn die Außentemperatur unter jener im Keller liegt, etwa nachts. So paradox es klingt: Wirklich effizient trockenlüften kann man den Keller am besten im Winter.
Frische Luft für Allergiker
Das Lüften bringt auch Pollen, Feinstaub, Allergene und Schadstoffe in den Wohnraum. Für den Energieberater heißt das: "Wenn man lüftet, dann kurz und am besten in der Nacht. Keinesfalls die Fenster zur Dauerlüftung kippen, dann kommen ständig Allergene ins Haus. Wirklich Abhilfe schaffen aber nur zentrale Lüftungsanlagen. Die Geräte haben einen Luftfilter und sorgen damit für eine reine Luft, die man beim Fensteröffnen zumindest im städtischen Raum nie erreichen würde. Dafür ist aber auch das regelmäßige Wechseln der Luftfilter entscheidend."
Automatische Belüftung
Bei sanierten Häusern sorgen Dämmung und dicht schließende Fenster dafür, dass im Winter keine Wärme rausgeht und im Sommer keine reinkommt. Die Dämmung ist für den Energieberater die beste Methode, um sich vor Hitze zu schützen. Allerdings gibt es so auch keinen "natürlichen Luftaustausch" über zugige Fenster und durchlässige Wände mehr. Das heißt, es muss das ganze Jahr über konsequenter gelüftet werden. Automatische Lüftungsanlagen seien auch in diesem Fall sinnvoll, meint Hermann Grießner: "Damit findet ein garantierter Luftwechsel statt und man hat die beste Luft im Innenraum. Nebenbei werden so im Winter auch die Wärmeverluste minimiert und Energie gespart." Bestehende Bauten mit einer zentralen Belüftung nachzurüsten ist allerdings bautechnisch zu aufwendig. Einzelraumlüftungen oder kombinierte Klima- und Lüftungsanlagen sind eine Möglichkeit, erreichen aber nicht die Qualität einer zentralen Lüftung.
Beschattung spart Kühlung
Über schlecht gedämmte Außenwände und nicht beschattete Fensterflächen heizen sich Innenräume auf. Natürliche Schattenspender werden oft unterschätzt, etwa Kletterpflanzen an der Fassade oder Laubbäume auf der Gartensüdseite, die ab dem Herbst die Sonne wieder durchlassen. Bäume verdunsten außerdem pro Tag bis zu 400 Liter Wasser, was zusätzlich kühlt.