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Zwei Nieren und zwei Fische am Grill - vier Stunden zeitlos glücklich

Feuer, Niere, Fisch und Wein. Was tut man mit einem Fischer und einem Spitzenkoch auf einem Bergbauernhof? Genau: Man kocht und isst auf sehr hohem Niveau.

Walter Grüll mit Rudi Obauer – da kann nix Schlechtes dabei rauskommen.
Walter Grüll mit Rudi Obauer – da kann nix Schlechtes dabei rauskommen.

Es fällt immer wieder schwer, am Restaurant Obauer in Werfen vorbeizufahren. Aber heute haben wir ein Lächeln im Gesicht. Rudi Obauer hat uns ein paar Kilometer weiter zum Grillen auf seinen Bergbauernhof eingeladen. Sein Freund, der Fischer Walter Grüll, ist auch mit von der Partie. Er hat eine frische Bachforelle und einen Huchen im Gepäck.

Es geht weiter Richtung Bischofshofen und irgendwo hinter Pöham steil hinauf auf den Berg. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir die Serpentinen hinauffahren, steigen wird aus und fühlen: Glückseligkeit. "Zwei Stunden haben wir Zeit", rufen wir Rudi zu. Der schüttelt nur den Kopf und sagt: "Das werdet ihr schon sehen." Die Aussicht ist atemberaubend. Sepp Forcher war hier auch gern zu Besuch, erzählt Rudi. Er meinte, dieser Ort sei lebensverlängernd. In diesem Moment spüren wir: Es könnte heute doch ein bisserl länger dauern.

Rudi und sein Bruder Karl Obauer gelten schon lang als beste Köche Österreichs. Seit 27 Jahren halten sie die Höchstwertung im "Gault Millau". Kurz: Für Österreich haben die Obauers denselben Stellenwert wie Paul Bocuse für Frankreich. Und jetzt steht Rudi mit kurzen Hosen vor uns und legt ein paar Buchenscheite in einen prächtigen gemauerten Grill. Dieser hat zwei Kammern. In der einen macht er das Feuer, in die andere schaufelt er die Glut. Wir werden gleich mehrgängig essen. Gekocht wird mit großer Konzentration und wenig Aufwand.

Huchen und Bachforelle gegrillt. Etwas Olivenöl und Zitronensaft - sonst nix.
Huchen und Bachforelle gegrillt. Etwas Olivenöl und Zitronensaft - sonst nix.

Die Hauptzutaten sind ein Huchen, eine Bachforelle und die Niere eines Schwarzen Alpenschweins. Letzteres galt 2012 als so gut wie ausgestorben. Wissenschafter begannen dann, aus Veltliner Schweinen welche nachzuzüchten. "Die werden drei Jahre alt. So alt wird selten eine Sau", sagt Rudi. Da wir schon bei den Veltliner Schweinen sind: Rudi spendiert auch noch eine Flasche Chablis, Jahrgang 1985. Es wird immer klarer, wir dürften uns wirklich verspäten.

"Probiert mal", sagt Rudi und hält uns grüne Blätter vor die Nase. Befohlen, getan. Die Überraschung ist groß. Sie schmecken wie Wasabi. "Pfefferkraut. Wächst bei mir da hinten im Eck", erklärt der Meister. Meisterwurz hat er noch im Angebot. Das ist sogar eine Heilpflanze. Jetzt kommen die ersten Gänge: ein mit Paprika eingeriebener Forcher-Speck. Der heißt so, weil sich Sepp Forcher diese Mischung ausdachte, als er noch Träger war.

Niere vom schwarzen Alpenschwein. Gegrillt, in Butter geschwenkt und mit Pfefferkraut serviert – sonst nix.
Niere vom schwarzen Alpenschwein. Gegrillt, in Butter geschwenkt und mit Pfefferkraut serviert – sonst nix.

Dem Speck folgt eine angenehm pikante Wurst, die Rudi in Mallorca entdeckt hat. Ein Brot mit Entenfett und Knoblauchgras darf natürlich auch nicht fehlen.

Jetzt ist die Glut perfekt. Rudi empfiehlt, die Fische im Ganzen zuerst in grobkörnigem Salz zu wälzen. "Das schützt die Haut." Gut acht Minuten grillt er die Fische auf der ersten Seite. Gewendet werden sie erst, wenn die Haut auf dem Rost "anzukleben" droht. Nach 14 Minuten sind sie fertig. Auf die Filets träufelt Rudi etwas Olivenöl und Zitronensaft. Himmlisch. Und die Niere? Die kommt als Ganze auf den Rost. Wenn sie gar ist, wird sie in feine Scheiben geschnitten und mit Butter in einer Pfanne ins offene Feuer gehalten. Pfefferkraut dazu und fertig. Es waren dann insgesamt doch etwa vier Stunden, die wir zeitlos glücklich bei Rudi verbracht haben.

In unserem Podcast "Mitgekocht" schauen wir jede Woche den Profis der heimischen Küchenzunft über die Schultern und in die Kochtöpfe.