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Vegan oder nicht vegan? Der SN-Test am Griller

Das ist die Frage. Vor allem beim Grillen. Wenn zwei Fleischesser zu Testzwecken Pflanzenproteine brutzeln, ist der Ausgang ungewiss. Hören Sie den Podcast von unserer fleischlosen Nachmittagsorgie.

Hier ist kein Fleisch am Rost: V.l. Die Fleischlaibchen, Steak (rot durch Rote-Rübensaft), Würstel, Hühnerfilet (klein), Schweine/Hühnerfilet (größer), Grillkäse (rund) und die Spieße.
Hier ist kein Fleisch am Rost: V.l. Die Fleischlaibchen, Steak (rot durch Rote-Rübensaft), Würstel, Hühnerfilet (klein), Schweine/Hühnerfilet (größer), Grillkäse (rund) und die Spieße.

Christian Resch:

Ich liebe Fleisch. Ich liebe es rot, ich liebe es roh, ich grille gern. Ich bin einfach ein Protein-Typ. Weil dicke Tomahawk-Steaks aber nicht nur meinen Magen, sondern langsam auch mein Gewissen belasten, hier also: unser Fleischlos-Grill-Test.

Wir haben eingekauft, und die Packungen der heute erhältlichen Produkte sehen ja gar nicht unlässig aus. So in Erdfarben und mit maskulinen Logos. Was jedem natürlich bewusst sein muss: Wir reden hier von hochverarbeiteten Lebensmitteln. Da braucht es Aromen, Verdickungsmittel, Konzentrate, Süßungsmittel und Stabilisatoren. Aber andererseits, in jedem Himbeerkracherl ist dasselbe drin.

Was mir am besten geschmeckt hat: die Grillspieße der Marke Planted, die Hühnerfleisch simulieren sollen. Grundstoff ist hier Erbsenprotein. Erstens ist die Marinade super, würzig und angenehm scharf, nicht zu salzig. Und zweitens passt für mich die Konsistenz: recht bissfest, man hat das Gefühl, wirklich in Fleisch zu beißen. Auch am Gaumen oder beim Hinunterschlucken nicht unangenehm, kein irritierender Nachgeschmack. Für mich ein wirklich passabler Fleischersatz. Umso unverständlicher und unverzeihlicher, dass Kollege Gnaiger mir das Zeug vor lauter Ekel in meinen Garten gespuckt hat. Noch dazu ins Blumenbeet.

Auch nicht schlecht waren kleine Filets, die aus Weizen- und Erbsenprotein bestehen, auch sie sollen wohl am ehesten Hühnerfleisch nachempfinden, die Marke heißt Die Ohne. Auch hier schmeckte mir die Marinade, und beim Braten wurden die Dinger durchaus schön braun und knusprig, gute Röstaromen. Vor allem mochte ich die Konsistenz: nicht zu fein, sondern wirklich fast ein wenig fasrig, mit Biss. Ein bisschen gemüsiger Nachgeschmack, aber das muss ja gar kein Nachteil sein.

Gar nicht schlecht waren die Würstel - von der Marke Just Veg hatten wir Bratwürstel und Käsekrainer auf dem Rost. Toll, wie knusprig die wurden, Kruste wirklich super. Je länger man darauf herumkaut, desto mehr stellte sich für mich aber doch ein Unterschied zum "echten" Würstel heraus: Das Aromatisch-Saftige der fettreichen Originale fehlte mir da irgendwie.

Nur nebenbei erwähnt seien die Käse-Bratlinge, die wir einfach als ganz anderen Fleischersatz mitgenommen haben: Schmeckten bekannt gut, aber nicht wie Fleisch, wollen auch keines sein, insofern ein wenig außer Konkurrenz.

Passabel fand ich das untierische Steak von Green Mountain: schöne Kruste, schöne blutig-rote Farbe, nicht übel im Geschmack - aber natürlich doch kein Vergleich zu einem gut abgehangenen Rinderfilet. Das perfekt zu simulieren wäre momentan vielleicht aber auch zu viel verlangt. Auch das Filet "Hähnchen-Art" überzeugte mich und den Kollegen Gnaiger. Wir waren uns selten so einig.

Nicht ganz das Meine waren die Burger-Laibchen, Marke Garden Gourmet. Zwar knusprig und im Geschmack gar nicht schlecht - aber beim Kauen bildete sich bei mir ein seltsamer Film im Mund, den ich dann großzügig mit Bier wegschwemmen musste.

Am wenigsten erbaut hat mich ein Produkt, das als Hühnerfleischersatz deklariert war, aber eher wie ein Vagan-Schweinskotelett daherkam. Die Konsistenz war einfach zu fein, eher wie blasser Leberkäse, sehr ungewohnt, für mich nicht das Richtige. Auch nicht für Kollegen Gnaiger, der (obwohl ich es explizit verboten hatte) auch diese Kostprobe in meinen Blumen entsorgt hat.

Peter Gnaiger:

Ich gebe es gleich zu. Ich liebe Gemüse und Obst. Aber Fleischersatzprodukte finde ich bescheuert. Warum formt jemand aus Erbsenproteinen Fleischlaibchen? Er könnte ja auch Falafeln machen, die noch dazu viel besser schmecken und günstiger sind. Das war nämlich die erste Erkenntnis unserer Verkostung: Veganer Fleischersatz kostet verdammt viel. Aber für den Kollegen Resch, der mich zu dieser veganen Grillparty in seinen Garten nötigte, scheint Geld ohnehin keine Rolle zu spielen. Der grillt sogar noch mit Gas. Hier wuchs zusammen, was wohl zusammengehört: Putin und Frankensteinfutter. Kollege Resch kennt meine Einstellung. Er steht vor seinem Griller und spricht mit mir wie ein Kindergärtner mit einem seiner Kinder: "Gnaiger. Schau. Das ist ein Nichtschwein. Und schau. Das da sind Nichtwürste und das da ist ein Nichtsteak." Das macht er gut. Ich fühle mich ausgeglichen.

Was die Produkte betrifft: Vier waren passabel, aber nicht wirklich gut. Bei einem Produkt war ich nicht sicher, ob es passabel oder nicht wirklich gut war. Und drei empfand ich als völlig ungenießbar. Begeistert war ich allerdings von den drei fantastischen Würzsaucen. Die hat Kollege Resch selbst gemacht - was uns viel Geld ersparte.

Ich beginne mit den ungenießbaren Teilen: Da ist zunächst der Simulant des Spießes mit Hühnerfleisch der Marke Planted. Als ich ein Stück vom Spieß schieben wollte, zerfiel es in Scheibchen. Als ob der Klebstoff nicht mehr gehalten hat. Konsistenz und Geschmack waren so seltsam, dass ich es ausspucken musste. Da ich das nicht auf der Terrasse machen konnte und der Mistkübel zu weit weg war, lief ich zum Gartenzaun. Nach getaner Erleichterung hörte ich den Kollegen Resch rufen: "Gnaiger! Spuck net auf meine Blumen!" Einen ähnlichen Drang, den Garten des Kollegen zu kontaminieren, verspürte ich bei den Burger-Laibchen der Marke Garden Gourmet. Diesmal ersparte ich den Blumen das "Nichtfleischpflanzerl". Bei der Verkostung eines undefinierbaren Nichtschweinefilets war es wieder so weit. Ich brachte es nicht hinunter, sondern nur noch beim Blumenbeet heraus. Entschuldigend versuchte ich dem Kollegen Resch zu erklären, dass diese vorgekauten Kostproben sicher bis zum nächsten Tag von Katzen fachgerecht entsorgt werden.

Nun zum qualitativen Mittelfeld: Das besteht aus den Hühnerfilets der Marke Die Ohne. Die machten beim Anblick Appetit. Dass dieser beim Essen nur halb verflogen ist, war überraschend.

Und jetzt zu den Besten: Recht gut waren die Bratwürste und die Käsekrainer der Marke Just Veg. Diese waren allerdings auch nicht vegan, sondern vegetarisch. Es ist interessant, wie gut fleischloses Essen ist, wenn man nur ein bisschen Eiweiß zulässt. Der Star des Nachmittags war für mich das Nichthühnchenfilet der Marke Green Mountain. Aussehen, Konsistenz und Geschmack waren für ein Fleischersatzprodukt überragend. Ebenfalls überzeugend war das Plant Based Steak (auch von Green Mountain). Auf den ersten Blick war optisch kaum ein Unterschied zu einem echten Steak zu erkennen. Die ansprechende Färbung ist der Beimengung von Roten Rüben zu verdanken. Als Basis dienen auch hier Erbsenproteine. Für ein richtig gutes Steak ist es dann aber doch zu trocken.

Fazit: Die Qualität der Fleischersatzprodukte lässt insgesamt immer noch zu wünschen übrig. Die Produzenten haben zwar das Know-why, aber es fehlt noch am Know-how. Man will der Welt Gutes tun. Dabei würde es schon reichen, einfach weniger Fleisch zu essen.