40 Tage Zuckerfasten: Ist das sinnvoll?
Ernährungsexperten betonen die positiven Effekte von Zucker-Detox, auch wenn es anfängliche Hürden gibt.

Die meisten Menschen wissen, dass zu viel Zucker schlecht ist. Trotzdem greifen viele nach einem Stück Schokolade zum nächsten - bis die ganze Tafel weg ist. "Die Fastenzeit ist ein guter Anlass, problematischen Zuckerkonsum zu reduzieren", sagt die Ernährungswissenschafterin Ursula Pabst. In Österreich konsumieren die Menschen nämlich zu viel des süßen Stoffes: Laut Statistik Austria sind es im Schnitt 29,1 Kilogramm Zucker im Jahr, das sind knapp 80 Gramm pro Tag. Die WHO rät seit 2015 zu maximal 25 Gramm Zucker pro Tag.
Macht Zucker süchtig?
Laut Pabst kann Zucker ein suchtähnliches Verhalten hervorrufen: "Das Verlangen nach Zucker erhöht sich mit dessen Konsum." Wer 40 Tage lang darauf verzichtet, spürt - je nachdem, wie viel er zuvor konsumiert hat - die Auswirkungen: "Es kann einem Entzug nahekommen." Symptome reichen von Kopfschmerzen über Zittern bis hin zu Verstimmung und dauern meist zwei bis drei Tage an.
Schlaf, Konzentration, Haut und Leistung verbessern sich
Danach setzten die positiven Effekte des Zucker-Detox ein, sagt Diätologin Stefanie Bart: "Die Schlafqualität, Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sowie das Hautbild verbessern sich. Zudem werden die Geschmacksknospen sensibilisiert." Ein weiterer positiver Effekt: Häufig nehmen ihre Patientinnen und Patienten ab und das Körpergefühl verändert sich zum Positiven.
Zucker-Detox kann sich auf den Zyklus auswirken
Die Diätologin hat sich auf Frauengesundheit spezialisiert und auch in diesem Bereich setzen viele beim Zucker an. "Im Wechsel fühlen sich Frauen häufig unwohl in ihrem Körper", sagt Bart. Stellen sie ihre Ernährung um und reduzieren den Zucker, steigt das Wohlbefinden. Auch Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, unregelmäßigem Zyklus, Endometriose oder Prämenstruellem Symptom (PMS) profitierten von einer Zuckerreduktion, da Blutzuckerschwankungen unter anderem auf die Hormonbalance und Entzündungsreaktionen wirkten.
Wie erkennt man Zucker in Lebensmitteln?
Um auf Zucker zu verzichten, müssen Verbraucher aber wissen, in welchen Produkten dieser enthalten ist. Etwa die Endung -ose (wie in Fructose, Dextrose, Saccharose) deute auf zugesetzten Zucker hin, sagt Bart. Hilfreich ist außerdem ein Blick auf die Nährwerttabelle: Der Vergleich des Zuckergehalts von einem Natur- mit einem Vanillejoghurt sei ein guter Anhaltspunkt.
Laut Ursula Pabst ist es entscheidend, konkrete Alternativen für Süßes zu finden: "Ein Joghurt mit Erdbeeren ist süß, hat aber nicht den Kick-Effekt des zugesetzten Zuckers", sagt sie. Bewusster Konsum könne den Langzeitzuckerwert verbessern. Wobei bewusste Ausnahmen ebenso dazugehörten.
Erhöhter Konsum trägt zu Erkrankungen bei
"Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass Zucker schlecht ist", sagt Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin. Erhöhter Konsum könne zu Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettleber beitragen. Wobei der Energiebedarf und der Lebensstil eine Rolle spielen: "Viele glauben, dass sie sich nach einem kleinen Spaziergang eine Mehlspeise verdient haben", kritisiert Widhalm. Fasten sei jedenfalls ein altes Prinzip in der Medizin und für jene, die zu viel Körperfett haben, nur zu empfehlen. "Das Herz und der Stoffwechsel erholen sich", sagt er. Auch eine Fettleber könne sich verbessern.