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Fastenzeit: Sechs Fragen und Antworten rund um Buße, Staub und Verzicht

Am Aschermittwoch, der heuer auf den 22. Februar fällt, beginnt die Fastenzeit. Aber woher kommt dieser Brauch eigentlich? Und ist das Fasten überhaupt noch zeitgemäß?

Am Aschermittwoch malt der Pfarrer den Menschen im katholischen Gottesdienst oft ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Sie steht für die Vergänglichkeit.
Am Aschermittwoch malt der Pfarrer den Menschen im katholischen Gottesdienst oft ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Sie steht für die Vergänglichkeit.

1. Was hat es mit dem Fasten auf sich?

Zu bestimmten (Jahres-)Zeiten auf Nahrungs- oder Genussmittel zu verzichten ist in vielen Kulturen seit der Antike historisch belegt. Im Christentum soll das Fasten der Buße dienen. Aus dem 2. Jahrhundert sind zwei Fasttage (Karfreitag und Karsamstag) überliefert, im 3. Jahrhundert wurde es auf die ganze Karwoche ausgedehnt. Seit dem 4. Jahrhundert gibt es die 40-tägige Fastenzeit. In dieser bereiteten sich die Taufwerber, die sogenannten Katechumenen, auf die Taufe vor, die nur in der Osternacht stattfand.

2. Warum dauert die Fastenzeit 40 Tage?

Die Zahl 40 hat in der Bibel einen hohen symbolischen Stellenwert. Die Sintflut dauerte 40 Tage, das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste, Moses war 40 Tage auf dem Berg Sinai, Jesus verbrachte nach seiner Taufe im Jordan 40 Tage in der Wüste. Damit sich zwischen Aschermittwoch und Karsamstag 40 Tage ausgehen, werden die Sonntage als "kleine Auferstehungstage" übrigens nicht mitgezählt.

3. Warum heißt es Aschermittwoch?

Weil den christlichen Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet wird. Es soll Reinigung und Buße symbolisieren. Der Spender des Aschenkreuzes sagt: "Kehre um und glaube an das Evangelium" oder "Bedenke Mensch, dass du Staub bist, und zu Staub kehrst du zurück." Die Asche stammt aus den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres. Im Frühchristentum wurden Büßerinnen und Büßer nach dem Bestreuen mit Asche für 40 Tage aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen und zum Osterfest wieder aufgenommen.

4. Welche Arten des Fastens gibt es?

Zu den heute noch praktizierten religiösen Fastenarten gehören das Vollfasten (nichts essen und trinken) und das Abstinenzfasten (Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke). Beispiele für das Vollfasten sind der Ramadan der Muslime oder der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur. Im Ramadan, der heuer von 23. März bis 21. April dauert, essen und trinken Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts. Auch rauchen und Geschlechtsverkehr sind untersagt. Das gilt auch für den Versöhnungstag Jom Kippur im Judentum. Dort beginnt das Fasten am Vorabend und dauert bis zum Abend des nächsten Tages - maximal 25 Stunden lang. Im Buddhismus und Hinduismus soll das Fasten auch dem Streben nach Konzentration oder Erleuchtung dienen. Im Christentum wird das Abstinenzfasten praktiziert. Beliebt ist der Verzicht auf Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten. Die Erzdiözese Salzburg bietet eine Reihe von Aktionen, darunter das Fastensuppenessen oder einen Skitourenkreuzweg. www.eds.at/ostern

5. Ist Fasten heutzutage noch verbreitet?

Während das Verzichten während der Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern zurückgeht, erfreuen sich Angebote für das Heilfasten großer Beliebtheit. Das Pallottiner-Klosterfasten im Johannes-Schlössl auf dem Mönchsberg wird zum Beispiel wöchentlich angeboten. Zur Auswahl stehen Basenfasten, Intervallfasten und eine Fastenwoche nach der Dr.-Buchinger-Methode, bei der nur 300 Kalorien pro Tag konsumiert werden. Einer der Fastenleiter ist Ulrich Walder, Koch und Direktor des Johannes-Schlössls: "Fasten kann so schön sein, auch ich nehme mir zwei Mal im Jahr die Zeit, mich wieder zu erden."

6. Sind Fastenkuren gesund oder gefährlich?

Gesunde Menschen können vom Fasten profitieren. Vor allem das Intervallfasten kann helfen, das Gewicht zu halten. Dabei wird für einen bestimmten Zeitraum auf Nahrungsaufnahme verzichtet. Es gibt drei Varianten: 16:8 (16 Stunden Pause zwischen der letzten und ersten Mahlzeit des Tages), 5:2 (5 Tage normal essen, 2 Tage sehr wenig) oder 1:1 (1 Tag normal essen, 1 Tag fasten). Laut Studien schützt Intervallfasten vor Altersdiabetes, weil der Fett- und Zuckerstoffwechsel verbessert werden. Ungeeignet ist das Intervallfasten für Schwangere, Stillende, bei Essstörungen oder Untergewicht. Bei niedrigem Blutdruck, Stoffwechselerkrankungen, chronischen Krankheiten, Krebs und hohem Alter sollte vor Beginn ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden.

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