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Wein vom Mönchsberg in Salzburg bleibt eine Rarität

Zuerst zu kühl, dann zu nass: Das Wetter meinte es nicht nur gut mit Salzburgs Weinbauern. Den meisten geht es aber ohnehin nicht ums Geschäft.

Franzmaiers Lebensgefährtin Silke Bohr-Stock ist Teil des Erntehelfer-Teams.
Franzmaiers Lebensgefährtin Silke Bohr-Stock ist Teil des Erntehelfer-Teams.
Oskar Franzmaier beim Weinlesen.
Oskar Franzmaier beim Weinlesen.
Auch Pfadfinderwein-Obmann Hans-Georg Keplinger hilft bei der Weinlese.
Auch Pfadfinderwein-Obmann Hans-Georg Keplinger hilft bei der Weinlese.
Weinlese für den „Mönchsberg Sparkling“: Oskar Franzmaier leert die Trauben in eine Wanne.
Weinlese für den „Mönchsberg Sparkling“: Oskar Franzmaier leert die Trauben in eine Wanne.
Franzmaiers Lebensgefährtin Silke Bohr-Stock im Weingarten.
Franzmaiers Lebensgefährtin Silke Bohr-Stock im Weingarten.
Aus den Trauben – vorwiegend handelt es sich um die Direktträger-Rebsorte Concord – wird der „Mönchsberg Sparkling“ gemacht.
Aus den Trauben – vorwiegend handelt es sich um die Direktträger-Rebsorte Concord – wird der „Mönchsberg Sparkling“ gemacht.

"Die Regenphasen haben dem Wein nicht besonders gutgetan", sagt Oskar Franzmaier. Aber auch das kühle Frühjahr hat sich ausgewirkt. Die Trauben an den 2000 Rebstöcken hängen weniger dicht als im Vorjahr, dafür sind sie in sehr gutem Zustand - unreife oder von Krankheiten befallene Trauben gibt es keine. Mit Zwicke und Kübel gehen Oskar Franzmaier und seine Helfer die Reihen des Weinbergs am Sattel zwischen Rainberg und Mönchsberg ab, um die Trauben zu ernten. "Das Wichtigste ist, dass die Trauben trocken sind - und das ist der Fall", sagt er. Am späten Nachmittag werden sie von Winzer Reinhard Muster aus Gamlitz abgeholt. Reinhard Muster war schon von Beginn an dabei - "und das haben wir auch so beibehalten", erklärt Oskar Franzmaier. Er hat die Liegenschaft samt Weinberg vor fünf Jahren erworben. Den Weinbau gestartet hatte dort der Vorbesitzer vor mittlerweile 13 Jahren. Winzer Reinhard Muster wird aus den Trauben - vorwiegend handelt es sich um die Direktträger-Rebsorte Concord - wieder den "Mönchsberg Sparkling" machen, einen roten Schaumwein mit ausgeprägtem Beerenaroma. Weil die Ernte heuer weniger üppig ausfällt, werden es wohl auch weniger als die sonst üblichen 2000 Flaschen werden. Dafür seien von der letzten Ernte noch einige Flaschen da, die es direkt ab Hof und bei Händlern wie Azwanger und Sporer in Salzburg oder Ritzberger in Oberalm gibt.

Pfadfinderwein ist gefragte Rarität

Dass er mit dem Erwerb des Grundstücks auch Weinbauer geworden ist, ist für Bauträger-Projektentwickler Oskar Franzmaier eine "nette Nebenerscheinung". Und auch wenn der Weinberg viel Arbeit mit sich bringe - vom Zurückzwicken über das Hinaufbinden der Reben bis zum Ausgeizen und Ernten -, so sei er dennoch "etwas für die Seele", erklärt der Hobby-Weinbauer. Unter den vielen freiwilligen Erntehelfern sind auch sieben Mitglieder der Salzburger Pfadfinder, die selbst am Mönchsberg Wein anbauen. Schon im Mittelalter gab es dort Weingärten, die allerdings im Lauf der Zeit verschwanden. Ab 2007 haben die Pfadfinder und Pfadfinderinnen diese alte Tradition wiederbelebt. Vinea-Wachau-Winzer Martin Mittelbach stand und steht den Pfadfindern seither mit Rat und Tat zur Seite. 2010 war der Ertrag erstmals so gut, dass bei Winzer Martin Moser in Rohrendorf bei Krems der erste Jahrgang "Paris-Lodron-Zwinger" produziert werden konnte. Für heuer haben die Pfadfinder die Ernte an den 538 Rebstöcken der Sorte Frühroter Veltliner im Paris-Lodron-Zwinger schon am 10. September eingefahren. Aufgrund der Wettersituation mit tagelangem Starkregen sah man sich aber unter Zugzwang. Zwar hatte es vor der Weinlese schon zwei Tage geregnet, was zu einem Ernteverlust von etwa 25 Prozent führte, aber: hätte man länger zugewartet, "hätten wir die gesamte Ernte verloren", erklärt Pfadfinderwein-Obmann Hans-Georg Keplinger. Dieses Mal werde man sich also wohl mit einer Ausbeute von rund 500 Flaschen Wein zufriedengeben müssen - in guten Erntejahren sind es 600 bis 800. Und: Der Pfadfinderwein ist eine gefragte Rarität, sämtliche Flaschen aus früheren Jahren sind ausverkauft bzw. ausgetrunken - und das trotz des stolzen Preises von rund 40 Euro pro Flasche. Der neue Jahrgang befindet sich bereits bei Winzer Martin Moser im Nirosta-Fass und soll im Mai nächsten Jahres präsentiert werden. 15 Grad Klosterneuburger Mostwaage sind mindestens notwendig, um Qualitätswein produzieren zu können. "Wir sind bei 15,5 Grad, es wird daher wieder ein Qualitätswein", betont Hans-Georg Keplinger.

Wetterkapriolen führen zu Ernteausfällen

In den vergangenen Jahren ist der Weinbau an immer mehr Orten in Salzburg auf fruchtbaren Boden gefallen. Und: Manche, die anfangs ihre Weine noch woanders keltern ließen, tun das mittlerweile selbst. So wie die Weinfreunde aus Michaelbeuern: Am Lielonberg - wo einst die Patres des Stifts Wein angebaut haben - kultivieren heute Martin Haberl und seine Weinfreunde Wolfgang Kaiser und Otto Dürager Grünen Veltliner, Muskateller, Zweigelt und Merlot. Die roten Trauben werden als Cuvée im Barrique-Fass ausgebaut, die Hälfte des Grünen Veltliners wird zu Frizzante. Auch dort fiel die Ernte heuer niedriger aus als sonst. Ein Grund dafür ist ein Hagelschauer, der im August über den Hang gezogen ist. Statt rund 2000 Flaschen werde man nur 700 bis 800 Flaschen abfüllen können, schildert Martin Haberl. Dafür habe man noch Altbestände, die man an der Adresse Michaelbeuern 52 erwerben könne. Wie bei anderen Salzburger Weinbauern auch geht es den Weinfreunden aber ohnehin nicht ums Geschäft. "Unser Antrieb ist, dass hier schon vor gut 500 Jahren Wein angebaut wurde. Wenn wir allerdings gewusst hätten, wie viel Arbeit damit verbunden ist, hätten wir es nicht gemacht", meint Haberl scherzhaft.

Sehr zufrieden mit der diesjährigen Weinlese ist Gerda Hollweger vom Hotel Hollweger in St. Gilgen. Ihre 400 Muscaris- und 200 Cabernet-Jura-Weinstöcke blieben von Wetterkapriolen weitgehend verschont. "Den Wein machen wir heuer zum zweiten Mal selbst, dazu haben wir einen kleinen Weinkeller in Gamlitz angemietet", erklärt Gerda Hollweger. Läuft alles gut, sollen es wieder 1000 Flaschen werden. Zu haben sind sie nur im Hotel, "wir haben viele Stammgäste, die sich darüber freuen".

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