Johann Jakob Hartenkeil

Johann Jakob Hartenkeil (* 28. Jänner 1761 in Mainz, Deutschland; † 7. Juni 1808 in der Stadt Salzburg) war ein bedeutender Chirurg und Professor für Medizin an der Benediktineruniversität Salzburg. Er war Mediziner am St. Johanns-Spital und der Leibarzt des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo.
Familie
Sein Vater war Bernhard Hartenkeil (* um 1730; † 1794), Rauchwarenhändler und Hofkürschnermeister in Mainz, seine Mutter Agnes (* 1731; † 1777), Tochter des Heinreich Schneider, Metzgermeister in Mainz, und der Anna Maria Schrieshan;
Johann Jacob Hartenkeil heiratete 1791 in Salzburg Anna Walburga (* 1760; † 14. Jänner 1820), Tochter des Georg Aulinger, Verwalter in Traunkirchen, und der Nepomucena; Sie war einer Ziehtochter Lorenz Hübners. Walburga und Johann Jacob führten ein elegantes Haus, in dem alle geistigen Größen Salzburgs und durchreisende Gelehrte verkehrten. Die Ehe war kinderlos, zwei Neffen, namens Tournier, waren an Kindes statt angenommen.[1]
Sein Schwager war Johannes Nepomuk Ehrhart (* 1779; † 1860), Professor der Medizin und Arzt am St. Johanns-Spital; Hartenteil war seit 1791 mit einer Ziehtochter Lorenz Hübners,
Leben
Seine Eltern hatten Johann Jacob zum Studium der Theologie Mainzer Jesuiten-Collegium bestimmt. Nachdem dann das Collegium aufgelöst wurde erlaubten sie ihm, sich dem Studium der Medizin zu widmen. 1779 ging er an die Universität zu Würzburg, wo er zwei Jahren bei Siebold studierte, der ihm mit väterlicher Liebe zugetan war. 1781 ging er nach Straßburg und kehrte nach einjährigem Aufenthalte nach Würzburg zurück, wo er noch zwei Jahre seine Studien fortsetzte. 1785 promovierte er mit seiner Dissertation "De vesicae urinariae calculo" zum Doktor der Medizin.
Von Fürsterzbischof Colloredo, der ihn auf Siebolds Empfehlung zu seinem Leibarzt bestimmte, wurde Hartenkeil mit Geldmitteln unterstützt. Damit konnte er im Frühling 1785 eine wissenschaftliche Reise nach Paris unternahm, wo er bei Default eine sehr freundliche Aufnahme und während seines fast zweijährigen Aufenthaltes in dessen Haus eine Wohnung hatte. Ende 1786 ging er nach London, wo John Hunter, Pitcairn, Pott u. a. sich seiner annahmen.
Salzburg
Im August 1787 trat Hartenkeil seine Stellung als Leibchirurg des Fürsterzbischofs mit 1000 fl. Gehalt und dem Charakter eines Hofrats in Salzburg an.
Er hatte den ausdrücklichen Auftrag, dass er „für den allhiesigen Staat taugliche und geschickte Wundärzte und Geburtshelfer und -helferinnen bilde“. So nahm er bald eine regelmäßige Lehrtätigkeit auf, die er 17 Jahre lang fortsetzte, indem er jeweils im Winter Osteologie zusammen mit der Lehre von den Verrenkungen und Beinbrüchen, im Sommer aber die Anfangsgründe der Wundheilkunst vortrug.[2]
Seine Bestrebungen waren, eine Reform des Medizinalwesens im Erzbistum herbeizuführen. Trotz mehrerer Rückschläge konnte er 1792 in der Stadt Salzburg eine Hebammenschule gründen, In dieser wurden innerhalb von 10 Jahren 79 Hebammen ausgebildet.[3] Er erreichte eine bessere Versorgung der Kranken im St. Johanns-Spital.
Er führte als Arzt in Salzburg die ersten Staroperationen durch und setzte sich für die Einführung von Pockenimpfungen ein.[4]
medicinisch chirurgische Zeitung
Um wissenschaftlichen Bedürfnisse zu genügen setzte Hartenkeil die Idee um, ein größeres, kritisches Organ für Naturwissenschaften und Medizin zu gründen. Mit einigen Mitarbeitern begann er 1790 die Herausgabe der "Medicinisch-chirurgischen Zeitung". Anfangs redigierte er sie zusammen mit seinem Kollegen Dr. Franz X. Mezler, von 1794 an bis zu seinem Tode allein. Sie wurde dann im Sinne ihres Begründers von Ehrhart weitergeführt. Das Journal erfreute sich alsbald des allgemeinen Beifalles in der Gelehrtenwelt. Die hervorragendsten Ärzte und Naturforscher jener Zeit brachten Beiträge in der Zeitung. Kaiser Franz I. verlieh dem Herausgeber in Anerkennung seiner Verdienst 1793 die goldene Medaille und den Titel Hofrat.
Später wurde er zum Mitglied des medizinischen Collegiums ernannt. Die von ihm lange geplante Verbesserung des Medizinalwesens im Erzbistum konnte er vor der Säkularisation 1803 nicht mehr durchführen.
Medizinalrat und medizinische Fakultät
Erst im Kurfürstentum Salzburg hatte er die dafür nötige Position und die Mittel. Auf seine Veranlassung wurde 1804 ein Medizinalrat als selbständige Behörde und an der seit 1622 bestehenden Salzburger Universität eine medizinisch-chirurgische Fakultät mit 6 Lehrstühlen errichtet. Hartenkeil wurde zum Professor für Geschichte der Medizin und Chirurgie, gerichtliche Arzneikunde und medizinische Polizei sowie zum Direktor der Fakultät und des Medizinalrates ernannt.[5] Bei der Eröffnung las er ein Programm: "Von dem Verhältnisse der Heilkunde zum Staate" vor, das eigentlich eine durchgeführte Darstellung seiner Ansicht von dem Organismus des Medizinalwesens im Staate, und sohin im wahren Sinne ein Wort zu seiner Zeit war.[6]
Der Medizinalrat, dem die anderen Professoren als Mitglieder angehörten, entfaltete im Geist der medizinischen Aufklärung eine erfolgreiche Tätigkeit, die bald auch außerhalb des Landes Beachtung fand.[7]
Nach dem Ende des Kurfürstentums kam Salzburg unter die österreichische Herrschaft. "Die Universität als solche erhielt zwar die kaiserliche Bestätigung für ihren Forbestand, doch blieb die medizinische Fakultät davon ausgenommen, weil die österreichische Monarchie an den 4 Universitäten zu Wien, Prag, Pest und Krakau ohnedies berühmte medizinische Fakutäten besaß, die man zur Heranbildung der nötigen Zahl von Ärzten für ausreichend hielt. In Salzburg wurde bloß ein sogenanntes großes chirurgisches Studium zur Erziehung von Wundärzten, Geburtshelfern und Hebammen eingerichtet."[8]
Nach Aufhebung Der Fakultät wurde Hartenkeil von der österreichischen Regierung zum Regierungsrat und Protomedikus ernannt.[9] Als Protomedicus des Erzherzogtums Salzburg blieb Johann Jakob Hartenkeil Direktor dieser Schule, ohne selbst noch eine Lehrtätigkeit auszuüben.[10]
Hartenkeil starb im Alter von knapp 48 Jahren an einer "Krampf-Athemsucht". Er wurde auf dem Sebastiansfriedhof (Gruft Nr. 69) beigesetzt.
Werke
In seiner Dissertation „Dissertatio de vesicae urinariae calculo“ (Würzburg 1785) verteidigt er Le Cat’s Methode. Dann veröffentlichte er noch ein „Schreiben an die Viehbesitzer im Lungau, in Betreff der ausgebrochenen Viehseuche“ (Salzburg 1797). Ohne Namen veröffentlichte er: „Ueber Loudon’s Krankheit und Tod. Eine medicin. Fehde“ (Salzburg 1792).[11]
Neben der Herausgabe des von ihm begründeten kritischen Journals hatte er auch die "Muskeltafeln aus Albin's anatomischem Atlas" (1784) herausgebracht und die in Gemeinschaft mit Sömmering neue Auflage von "Schaarschmidt's anatomischen Tabellen" aufgelegt (mit Zusätzen vermehrt und mit Registern versehen, zwei Bände, 1803)
Quellen
- Alfred Stefan Weiß: Salzburger Medizin um 1800. Der Arzt Dr. Johann Jakob Hartenkeil (1761–1808) und sein Wirken in Salzburg. Vortragsankündigung: Landesgeschichte aktuell Nr. 154, Mai 2008
- Friederike Zaisberger: Geschichte Salzburgs (Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1998, ISBN 978-3-486-56351-1) S. 203
- [1]
- Alois Proschko: Vortrag "Johann Jakob Hartenkeil", in: Salzburger Chronik für Stadt und Land 25. November 1933, 4.
- Kurt Ganzinger, J. J. Hartenkeil und die Begründung einer Medizinischen Fakultät an der Salzburger Universität im Jahr 1804, München 1965.
- Nekrolog, in: Annalen der österreichischen Literatur, Intelligenzblatt Oktober 1808, 154.
Einzelnachweis
- ↑ Salzburger Chronik für Stadt und Land 25. November 1933, 4.
- ↑ Kurt Ganzinger, J. J. Hartenkeil und die Begründung einer medizinischen Fakultät an der Salzburger Universität im Jahr 1804, München 1965, 8-9.
- ↑ Salzburger Chronik für Stadt und Land 25. November 1933, 4.
- ↑ Unentgelbliche Staaroperationen der Armen betreffend, in: Salzburger Intelligenzblatt 1792, 484;
- ↑ https://www.deutsche-biographie.de/sfz26152.html#ndbcontent
- ↑ Nekrolog, in: Annalen der österreichischen Literatur, Intelligenzblatt Oktober 1808, 154.
- ↑ https://www.deutsche-biographie.de/sfz26152.html#ndbcontent
- ↑ Kurt Ganzinger, J. J. Hartenkeil und die Begründung einer Medizinischen Fakultät an der Salzburger Universität im Jahr 1804, München 1965, 19.
- ↑ Salzburger Chronik für Stadt und Land 25. November 1933, 4.
- ↑ https://www.deutsche-biographie.de/sfz26152.html#ndbcontent
- ↑ Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, online in: https://de.wikisource.org/