Stadtbäume
Stadtbäume sind wichtige Faktoren für die Lebensqualität in Städten.
Allgemeines
Das Grün gewinnt in den Städten angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Für langanhaltende Hitzeperioden wie im Sommer 2018 werden Stadtbäume z. B. als Schattenspender immer wichtiger. Die Abkühlungsleistung (im Vergleich zu einer voll besonnten Fläche) zählt zu den wichtigsten Ökosystemleistungen (Nutzen der Natur für den Menschen) von Bäumen. Wie man aus Alltagserfahrungen weiß, ist im Baumschatten (oder auch im Schatten etwa von Sonnenschirmen) die thermische Belastung für den Organismus deutlich reduziert. Dieser Effekt ist vor allem für städtische Wärmeinseln bedeutend, also für Stadtgebiete, die sich durch erhöhte Temperaturen von ihrer Umgebung abheben. Um der Überhitzung städtischer Bereiche entgegenzuwirken, sind Grünflächen wichtig. Je älter ein Baum und je größer daher die artentypische Baumkrone, umso stärker ist die Abkühlung der Oberflächen. Es ist daher für das lokale Ortsklima nachteilig, wenn alte Bäume abgeholzt und durch kleinwüchsigere Arten, die nicht so viel Laub werfen, ersetzt werden.
Holz als CO2 Speicher und wichtiger Lebensraum
Alte Bäume und Baumriesen sind besonders wichtige Speicher für das klimaschädliche CO2. Ein Kubikmeter Holz bindet dauerhaft Kohlenstoff von einer Tonne CO2 aus der Atmosphäre. Der Erhalt von Alt- und Totholz stellt damit einen besonders wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar. Außerdem sind Baumriesen eine Augenweide für Erholungssuchende. Vor allem aber ist Alt- und Totholz ein unersetzlicher Raum für seltene holzbewohnende Käfer, für Fledermäuse, Vögel und für Baum-Flechten. Der Erhalt von stehendem Alt- und Totholz und von liegendem Holz vor allem auf den Stadtbergen sollte daher künftig noch stärker berücksichtigt werden.
Stadt Salzburg, eine grüne Stadt
Salzburg ist eine besonders grüne Stadt. Keine andere vergleichbare Stadt in Österreich und der näheren Umgebung von Österreich besitzt in der Innenstadt-Katastralgemeinde (mit der Bezugsgröße ist eine gute Vergleichbarkeit gegeben) sind mit über elf Prozent einen auch nur annähernd ähnlich hohen Waldanteil wie Salzburg. Auch die großen städtischen Gartenanlagen wie der Mirabellgarten und die Salzach mit ihren randlichen Baumreihen tragen zur Verbesserung des Lokalklimas maßgeblich bei. Der Waldanteil in der Stadt steigt seit etwa 1950 schrittweise an. Dies wird maßgeblich durch die wachsende Waldfläche auf den Bergen der Stadt bedingt. Zudem besitzt die Stadt Salzburg vergleichsweise viel Niederschlag, was in hohem Maß ausgleichend auf das Stadtklima wirkt. Über 20.000 Bäume stocken außerhalb des Waldes auf dem privaten und dem öffentlichen Grund im Eigentum der Stadt Salzburg - vor allem in Parkanlagen und entlang der Straßen - und müssen jährlich eingehend kontrolliert werden Sie sind auch im digitalen Baumkataster (online für alle Bürger) abrufbar. Dabei sind auch über 200 verschiedene Baumarten erfasst.
Schutz des Lokalklimas: noch mehr Stadtbäume
In Salzburg können die neben den verschiedensten heimischen Baumarten in der Innenstadt auch die Baumhasel (Corylus colurna) und die Platane (Platanus × acerifolia) als Musterschüler in Bezug auf das Lokalklima regulierende Leistungengelten. Die Baumhasel besitzt eine vergleichsweise kleine Krone hat daher auch einen kleineren Wurzelraum. Die Platane ist ein besonders großkroniger Baum, der nur bei einem sehr großem Freiraum und (wegen des großen Wurzelraumes) nur in große Grünflächen gepflanzt werden kann. Die zahlreichen Platanen an der Salzach und an der Franz-Josef-Straße müssen wegen der beengten Verhältnisse regelmäßig zurückgeschnitten werden, was dauerhaft hohe Kosten verursacht. Die Salzburger Stadtgärtner reagieren bereits auf die Klimaerwärmung, indem sie in der Innenstadt vermehrt auch etwa Baumhasel oder Zerr-Eiche (Quercus cerris L.) pflanzen, also nicht heimische Baumarten. Auch verschiedene Edelhölzer können aber ein wärmeres Klima sehr gut ertragen, sie besitzen als heimische Arten zusätzlich sehr wichtige ökologische Vorteile.
Im heißen Sommer 2019 wurden, besonders am neu gestalteten Salzburger Residenzplatz, Wünsche nach mehr Grünflächen und Bäumen in der Innenstadt laut. Allerdings: "So gern ich es täte, aber in Salzburg ist dafür zu wenig Platz", erklärte dazu Christian Stadler, Leiter des Städtischen Gartenamtes. Die vielfältige Nutzung des Residenzplatzes im Jahresverlauf erschwert noch weiter die Gestaltung von Grünflächen. Einerseits sei auf den barocken Plätzen, die Bestandteil des Weltkulturerbes seien, nie ein Baumbewuchs vorgesehen gewesen, andererseits gebe es durch den ausgeweiteten Straßenbau sowie die breiten Radwege zu wenig Untergrund für Bäume. "Ein großer Baum, der 400 Liter Wasser pro Tag verdunstet und sicherlich etwas zum innerstädtischen Klima beitragen könnte, benötigt für sein Wurzelwerk zumindest zwölf Kubikmeter Untergrund." Ein bestehender Baum entfalte erst mit 80 Jahren seine volle Wirkung, jüngere gepflanzte werden mit 40 oder 50 Jahren eingehen. Die grüne Stadträtin Martina Berthold: "Wo es möglich ist, werde ich nach Absprache mit dem Straßen- und Brückenamt über geeignete Standorte reden. Mein Hauptaugenmerk liegt auf Spielplätzen und Straßenneubauten wie rund um das Quartier Riedenburg, wo Neupflanzungen möglich erscheinen."
Geeignete Baumstandorte in der Innenstadt
In der Altstadt sind Baumpflanzungen (z.B. Pyramidenhainbuchen) nach historischen Vorbildern vor allem in der Hofstallgasse (vor dem Studiengebäude) und randlich auf dem Max-Reinhardt-Platz (einst Teil des Franziskaner-Klostergartens) sehr sinnvoll. Auch der historische Garten des Wolf Dietrich in der Dietrichsruh (derzeit eintönig gepflastert) neben der Franziskanerkirche kann durch Grün entscheidend aufgewertet werden. Randlich sind zusätzliche Baumpflanzungen auch neben der Kapitelschwemme auf dem Kapitelplatz und auf dem Residenzplatz vor dem Heimatwerk gut denkbar.
Dem Kajetanerplatz kommt die gesteigerte Sensibilität für das Mikroklima ebenfalls zugute: Der Platz erhält im Zuge seiner Neugestaltung, bei der auch der Brunnen in die Mitte des Platzes gerückt und zusätzlich Wasser in Form von Fontänen zur lokalen Abkühlung austreten soll, anstelle der zwei bisher vorgesehenen nun wieder fünf Hainbuchen. Die Hainbuchen waren in den letzten Jahrzehnten leider immer weniger geworden.
Universitätsprojekt "Stadtbäume als Klimabotschafter"
Ziel des Ende 2017 gestarteten Projekts "Stadtbäume als Klimabotschafter" ist es, gemeinsam mit Schülern Stadtbäume zu erforschen, um damit bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für die Ökosystemleistungen von Stadtbäumen zu schaffen.
Die acht Projektstädte und- Gemeinden sind Salzburg, Kuchl, Ursprung, Wien, Weer (Tirol), Dresden, Mülheim an der Ruhr und Szeged (Ungarn).
Das Projekt steht unter der Leitung von Angela Hof, assoziierter Professorin mit dem Forschungsschwerpunkt Stadtökologie am Fachbereich Geographie und Geologie der Universität Salzburg; Projektmitarbeiterinnen sind Carola Helletsgruber, Sandra Stieger und Celina Stanley.
Wichtige Fragen sind: Wann treiben die Blätter der Stadtbäume im Frühjahr aus und wie schnell entfalten sie sich? Wie früh oder spät im Herbst beginnen die Laubverfärbung und der Laubfall? Beginn und Verlauf der Blattentfaltung wurden nun mittels phänologischen Monitorings-Phänologie ist die Lehre von den alljährlich wiederkehrenden Erscheinungen in der Pflanzenwelt – im Detail aufgezeigt. Für das phänologische Monitoring benützen die Schüler eine vom Projektteam entwickelte App, die eine einfache Datensammlung,-Auswertung und Visualisierung ermöglicht. Außerdem führen die Schüler Mikroklimamessungen durch, mittels deren sie die Abkühlungsleistungen der Bäume erforschen. Dafür sind an zahlreichen Baumkronen rund um die Schulen Sensoren angebracht, die kontinuierlich die Lufttemperatur und Luftfeuchte erfassen. Der Vergleich mit einer Referenz in einer voll besonnten Fläche zeigt die Abkühlungsleistung der Bäume. Im Fokus der Untersuchungen zur Wärmeinselintensität steht die Stadt Salzburg. Welche Auswirkungen Baumart, Baumalter und Baumhöhe auf die Abkühlungsleistung haben, ist eine weitere wesentliche Fragestellung des Forschungsprojekts. Es zeigte sich, wie wichtig alte große Baumkronen sind; je älter der Baum, desto größer die Oberflächenabkühlung.
Unter den Baumarten stehen unter anderem der Spitzahorn (Spitzahorn Acer platanoides), die Winterlinde (Tilia cordata), die Platane (Platanus acerifolius) , die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und die Baumhasel im Mittelpunkt der Untersuchung. Sie treiben unterschiedlich früh aus, der Spitzahorn z. B. überall vor der Winterlinde.
Der Sommer 2018 war der viertwärmste der österreichischen Messgeschichte. Dieses Jahr zeichnete sich besonders durch Hitzewellen, überdurchschnittlich viele Sonnenstunden und schwere Dürren aus. Es zeigte an, was infolge des Klimawandels künftig oft der Fall sein wird – die Winter beginnen und enden später, die Sommer werden heißer und es kommt vermehrt zu Starkregenereignissen.
Weblinks
- Universität Salzburg: stadt-baum-klima.sbg.ac.at
- Sparkling Science: "Stadtbäume als Klimabotschafter"
Quellen
- Salzburger Nachrichten, 9. März 2019, Uni-Nachrichten: "Stadtbäume als Klimabotschafter", ein Beitrag von Maria Mayer
- Salzburger Nachrichten, 4. Juli 2019, Lokalteil, S. 6: "Linz will 1 000 Bäume pflanzen, in Salzburg ist kein Platz dafür", ein Beitrag von Berthold Schmid; 10. Juli 2019, Lokalteil, S. 5: Kajetanerplatz soll grüner und kühler werden
- ORF Salzburg, 11. Mai 2019: "Stadtbäume als Klimabotschafter"