Coleoptera

(Weitergeleitet von Käfer)
Carabus auronitens, der Goldlaufkäfer, ist einer der prächtigsten Laufkäfer (Carabidae) in Salzburg
Einer der bekanntesten Käfer ist der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata), der zu den Coccinellidae gehört.
Als Schädlinge gefürchtet sind die Larven des Maikäfers (Scarabaeidae), die als Engerlinge bekannt sind.
Die Bockkäfer (Cerambycidae) sind leicht an ihren sehr langen Fühlern erkennbar.
Die Blattkäfer (Chrysomelidae) sind oft prächtig gefärbt. Das irisierende Blau entsteht durch Lichtbrechung an feinsten Oberflächenstrukturen.
Zu den Silphidae gehört der Totengräber (Necrophorus vespilio), dessen Larven sich in Aas entwickeln.
Die Schnellkäfer (Elateridae) haben ihren deutschen Namen aufgrund ihrer Fähigkeit erhalten, sich durch eine Schnellbewegung aus der Rückenlage zu befreien oder Feinden zu entkommen.
Rhynchaenus fagi, der zu den Rüsselkäfern (Curculionidae) gehört, entwickelt sich in Blattminen von Buchen.

Coleoptera, besser bekannt als Käfer, sind die artenreichste Organismengruppe auf unserem Planeten. Bisher sind rund 300 000 Arten wissenschaftlich beschrieben worden, zahlreiche weitere werden aber noch erwartet.

Allgemeines

Die Coleoptera gehören damit zu den vier großen Ordnungen der Insekten. Die anderen drei sind die Hautflügler (Bienen, Wespen, Ameisen, wissenschaftlich Hymenoptera), Zweiflügler (Fliegen und Mücken, wissenschaftlich Diptera) und Schmetterlinge, wissenschaftlich Lepidoptera. Auch in Salzburg ist ihre Artenzahl noch beträchtlich: Rund 3 560 verschiedene Käfer kennt man hierzulande (Geiser 2001).

Das charakteristischste Merkmal der Käfer sind die Elytren, die zu hornigen Decken umgebildeten Vorderflügel. Sie werden während des Fluges einfach nach oben und seitlich abgespreizt, der Flug selbst erfolgt also ausschließlich mit den Hinterflügeln, wobei aber längst nicht alle Käfer auch tatsächlich flugfähig sind. Neben der Panzerung des Rückens sind die Elytren auch Träger der auffälligsten Farb- und Zeichnungsmerkmale der Käfer, die in Formenvielfalt und Farbenpracht selbst den Schmetterlingen kaum nachstehen. Wie bei diesen sind die größten und farbenprächtigsten Arten besonders in den Tropen verbreitet. Es gibt aber auch zahllose unscheinbare und mit nur 1 mm Länge winzige Arten, die praktisch alle Lebensräume unserer Erde besiedeln. Käfer besitzen meist auch kräftige Kiefer, mit denen sie ihre Kost zerkleinern. Letztere ist so mannigfach wie die Käfer selbst und reicht von Fleischkost über Aas und Dung bis zu den verschiedensten pflanzlichen Nahrungsressourcen (Blütenpollen, Blätter, Samen, Pflanzensäfte, etc.).

Käfer besitzen eine "holometabol" genannte Entwicklung, das heißt, sie durchlaufen alle Entwicklungsstadien vom Ei über Larve und Puppe bis zum fertigen Insekt. Die Larven ernähren sich ebenfalls von den verschiedensten Stoffen und ihre Entwicklung dauert von wenigen Tagen, wie bei manchen blattminierenden Arten, bis zu mehreren Jahren, besonders bei großen, holzbewohnenden Arten. Wie bei den meisten Insekten ist auch bei den Käfern die Puppe das Überwinterungsstadium. Aber auch Ei, Larve oder Imago können den Winter überdauern.

Geschichte

Die Erforschung der Salzburger Käfer beschäftigte Naturwissenschafter schon im 18. und 19. Jahrhundert. Der erste, der sich mit den Salzburger Insekten und dabei besonders mit den Käfern eingehend befasste, war der in Thalgau geborenen Karl Ehrenbert Freiherr von Moll (* 1760; † 1838).

Neben den naturkundlichen Sammlungen Molls existierten im Benediktinerkloster St. Peter zu dieser Zeit ebenfalls einige Sammlungen, die zunächst Mineralien, Herbarien und Münzen umfassten. Die Sammlungen wurden zu Lehr- und Studienzwecken angelegt, denn das benediktinische Ideal verlangte einen wissenschaftlich gebildeten Mönch. Albert Nagnzaun, der von 1816 bis 1856 Abt in St. Peter war, begann 1821 anlässlich einer Fahrt über die Tauern eine Insektensammlung anzulegen. Abt Albert war stets bemüht, die wissenschaftlichen Sammlungen zu erweitern. Er schickte junge Konventualen zu verschiedenen Fachleuten in die Lehre, da mit diese die Sammlung ordentlich weiterführen konnten. 1823 erwarb Abt Albert eine Käfersammlung, die aber infolge der Vergänglichkeit dieser Objekte heute nicht mehr erhalten ist.

Der Arzt und Naturforscher Franz de Paula Storch senior (* 1812; † 1897) war eine der interessantesten Persönlichkeiten unter den Salzburger Koleopterologen des 19. Jahrhunderts. Während Storch noch eifrig seine Salzburger Käferfaunistik zusammenstellte und hierbei eine vollständige Erfassung anstrebte, veröffentliche der streitbare Münchner Zoologieprofessor Dr. Johannes Gistell 1856 seine "Mysterien der europäischen Insektenwelt". Die Aufzählung der Käfer der Tiroler und Salzburger Alpen umfasst immerhin 18 Seiten, zweispaltig gesetzt. Tirol reicht bei Gistel allerdings von Mittenwald bis zum Monte Baldo am Gardasee. Die eigentlichen Salzburger Funde (z. B. Anlauftal, Rauriser Tauernhaus) sind in dieser Liste in der Minderzahl.

1856 gab Gistel sein "Pieroma" heraus, für die der Botaniker Ignaz Zwanziger die Funde auf seinen Exkursionen in die Umgebung von Salzburg in einer "Naturhistorische Wochenschau" zusammengestellt hatte. Zwanziger beschreibt darin auf 13 Seiten in einer Art Mischung aus Exkursionsprotokoll und romantischer Naturschwärmerei seine Funde von Pflanzen, Käfern und einigen anderen Insekten, die er in der Zeit vom 1. Juni bis zum 13. August 1853 in der Umgebung der Stadt Salzburg gemacht hatte.

Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg

Verbreitung und Lebensraum

Käfer findet man in Salzburg in praktisch allen Regionen, Höhenlagen und Lebensräumen, von der kühlen Waldschlucht bis zu trockenheißen Steppenhängen (von denen es aber in Salzburg kaum welche gibt!), vom Gletschervorfeld bis zu den Lager- und Vorratsräumen der Menschen. Letztere, bekannt und früher gefürchtet als Getreidekäfer, Pelzkäfer oder Speckkäfer, sind allerdings heutzutage durch Hygiene und Bekämpfungsmaßnahmen oft schon recht selten geworden. Trotzdem passiert es immer wieder, dass selbst Insektensammlungen oder Herbarien vom Speckkäfer (oder besser gesagt seinen Larven) befallen und in relativ kurzer Zeit vernichtet werden.

Nicht alle Käfer, die in Salzburg vorkommen, sind hier auch heimisch. Neben seltenen Irrgästen und Individuen, die durch menschliche Aktivitäten eingeschleppt werden, gibt es immer wieder auch Arten, die von selbst ihr Verbreitungsgebiet erweitern und auf diese Weise auch nach Salzburg gelangen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta), der in Südeuropa weit verbreitet und häufig ist, Salzburg aber erst vor wenigen Jahren "erobert" hat.

Käfer findet man in Salzburg fast das ganze Jahr über. Selbst an kalten Wintertagen kann man unter loser Baumrinde überwinternde Käfer entdecken. Aktiv sind sie aber nur an frostfreien Tagen. So kann man manche Marienkäfer gelegentlich bereits im Februar geschäftig umher kriechen sehen. Die Anzahl der Generationen ist sehr unterschiedlich. Während einige Arten mehrere Jahre zur Entwicklung bis zur fertigen Imago benötigen, bilden die meisten Arten eine oder zwei Generationen pro Jahr aus. Manche "Haustiere", wie der Speckkäfer, die sich in geheizten Räumen das ganze Jahr hindurch entwickeln können, bringen es aber auch auf mehrere Generationen im Jahr.

Artenzahlen in Salzburg

Die folgende Aufstellung[1] wurde Geiser (2001) entnommen. Sie ist nur als vorläufig anzusehen, da einerseits einige Gruppen in Salzburg noch nie systematisch bearbeitet wurden, andererseits, wie oben ausgeführt, immer wieder neue Arten in Salzburg einwandern. Zudem wurden viele Arten bisher nicht gezielt gesucht und dadurch einfach übersehen.

Unter-, Teilordnung, Familie Artenzahl
Unterordnung Adephaga (griech. "Gefräßige")
  Carabidae (Laufkäfer) 336
  Haliplidae (Wassertreter) 14
  Noteridae (Uferfeuchtkäfer) 2
  Dytiscidae (Schwimmkäfer) 71
  Gyrinidae (Taumelkäfer) 2
Unterordnung Polyphaga (griech. "Vielfresser")
Teilordnung Staphyliniformia (≈ Kurzflüglerartige)
  Hydraenidae (Langtasterwasserkäfer) 20
  Hydrochidae (Schmalwasserkäfer) 2
  Georissidae (Uferschlammkäfer) 1
  Hydrophilidae (Wasserkäfer, Kolbenwasserkäfer) 59
  Histeridae (Stutzkäfer) 36
  Sphaeritidae (Scheinstutzkäfer) 1
  Silphidae (Aaskäfer) 18
  Agyrtidae (Scheinaaskäfer) 3
  Leptinidae (Pelzflohkäfer) 1
  Cholevidae (Nestkäfer) 38
  Colonidae (Kolonistenkäfer) 9
  Leiodidae (Schwammkugelkäfer u. a.) 43
  Scydmaenidae (Ameisenkäfer) 31
  Ptiliidae (Zwergkäfer, Federflügler) 22
  Staphylinidae (Kurzflügler) 968
  Pselaphidae (Palpenkäfer) 49
  Teilordnung Elateriformia (≈ Schnellkäferartige)
  Lycidae (Rotdeckenkäfer) 6
  Omalisidae (Breithalsfliegenkäfer) 1
  Lampyridae (Leuchtkäfer) 3
  Cantharidae (Weichkäfer) 60
  Drilidae (Schneckenhauskäfer) 1
  Teilordnung Derodontiformia (≈ Knopfkäferartige)
  Derodontidae (Knopfkäfer) 1
  Teilordnung Bostrichiformia (≈ Bohrkäferartige)
  Dermestidae (Speckkäfer) 15
  Bostrychidae (Bohrkäfer) 2
  Lyctidae (Splintholzkäfer) 1
  Anobiidae (Nagekäfer, Pochkäfer) 27
  Ptinidae (Nagekäfer, Diebskäfer) 9
  Teilordnung Cucujiformia (≈ Plattkäferartige)
  Malachiidae (Zipfelkäfer, Warzenkäfer) 18
  Dasytidae (Wollhaarkäfer) 14
  Cleridae (Buntkäfer) 11
  Trogossitidae (Jagdkäfer) 3
  Peltidae (Flachkäfer) 2
  Lophocateridae (Kielkäfer) 1
  Lymexylidae (Werftkäfer) 2
  Elateridae (Schnellkäfer) 95
  Eucnemidae (Schienenkäfer) 4
  Lissomidae (Holzglattkäfer) 1
  Throscidae (Hüpfkäfer) 1
  Buprestidae (Prachtkäfer) 31
  Clambidae (Punktkäfer) 5
  Dascillidae (Moorweichkäfer) 1
  Scirtidae (Sumpfkäfer, Sumpffieberkäfer) 11
  Dryopidae (Hakenkäfer, Klauenkäfer) 6
  Elmidae (Hakenkäfer, Klauenkäfer) 15
  Heteroceridae (Sägekäfer) 1
  Psephenidae (Sumpfwiesenkäfer) 1
  Limnichidae (Uferpillenkäfer) 1
  Byrrhidae (Pillenkäfer) 22
  Byturidae (Blütenfresser) 2
  Bothrideridae (Schwielenkäfer) 1
  Cerylonidae (Glattrindenkäfer) 3
  Sphaerosomatidae (Kugelkäfer) 2
  Nitidulidae (Glanzkäfer) 79
  Kateretidae (Blütenglanzkäfer, Riedgrasglanzkäfer) 6
  Cybocephalidae (Schildlauskäfer) 1
  Monotomidae (Detrituskäfer) 17
  Cucujidae (Plattkäfer) 2
  Silvanidae (Raubplattkäfer) 8
  Phloeostichidae (Rindenplattkäfer) 1
  Erotylidae (Pilzkäfer) 6
  Biphyllidae (Pilzplattkäfer) 1
  Cryptophagidae (Schimmelkäfer) 60
  Phalacridae (Glattkäfer) 15
  Laemophloeidae (Halsplattkäfer) 4
  Latridiidae (Moderkäfer) 31
  Mycetophagidae (Baumschwammkäfer) 6
  Colydiidae (Rindenkäfer) 5
  Corylophidae (Faulholzkäfer) 7
  Endomychidae (Stäublingskäfer) 3
  Coccinellidae (Marienkäfer) 52
  Sphindidae (Staubpilzkäfer) 1
  Cisidae (Schwammkäfer) 27
  Oedemeridae (Scheinbockkäfer) 18
  Pythidae/Phythidae (Drachenkäfer) 1
  Salpingidae (Scheinrüßler) 7
  Prostomidae (Schaufelkäfer) 1
  Pyrochroidae (Feuerkäfer) 3
  Scraptiidae (Seidenkäfer) 9
  Aderidae (Baummulmkäfer) 2
  Anthicidae (Blütenmulmkäfer) 2
  Meloidae (Ölkäfer) 3
  Ripiphoridae (Fächerkäfer) 1
  Mordellidae (Stachelkäfer) 14
  Melandryidae (Düsterkäfer) 19
  Tetratomidae (Keulendüsterkäfer) 2
  Lagriidae (Wollkäfer) 1
  Alleculidae (Pflanzenkäfer) 10
  Tenebrionidae (Schwarzkäfer) 16
  Trogidae (Erdkäfer) 2
  Geotrupidae (Mistkäfer) 4
  Scarabaeidae (Blatthornkäfer) 64
  Lucanidae (Schröter) 6
  Cerambycidae (Bockkäfer) 111
  Chrysomelidae (Blattkäfer) 296
  Bruchidae (Samenkäfer) 7
  Urodonidae (Rüsselsamenkäfer) 1
  Anthribidae (Breitrüssler) 10
  Scolytidae (Borkenkäfer) 50
  Platypodidae (Kernkäfer) 1
  Cimberidae (Kiefernblütenstandsrüssler) 1
  Rhynchitidae (Triebstecher) 15
  Attelabidae (Blattroller) 2
  Apionidae (Spitzmausrüssler) 75
  Curculionidae (Rüsselkäfer) 385
  Summe 3577

Weiterführende Informationen

Bestimmungsschlüssel für die Familien: siehe Lompe (2016)

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.


Bilder

  Coleoptera – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quellen

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftliche Namen nach Geiser (2001); deutsche Namen nach Wikipedia, insb. Systematik der Käfer, und Systematik der Käfer (Coleoptera) in NRW