Theresia Schlegel

Theresia Schlegel, geborene Heigel, ohne Datum. Auf der Rückseite: "Photografie von J. W. Rausch, Dominikanergasse Nro. 129, in Leitmeritz."

Theresia Schlegel, geborene Heigel (* 1783 in Böhmisch Leipa [Česká Lípa], Böhmen; † 23. September 1875 in der Stadt Salzburg) war die Mutter von Dr. med. Richard Franz Schlegel (* 3. April 1811 in Theresienstadt, tschechisch Terezín, Böhmen; † 1. März 1881 in der Stadt Salzburg), erster[1] Salzburger Stadtarzt[2], die Großmutter von Franziska Spängler, geborene Schlegel, genannt Fanni (* 1. Juni 1848 in der Stadt Salzburg; † 21. März 1905 in Krems an der Donau, .) und Enkelin von Franziska Kobler, der "Höllbräuin", genannt Fanny.

Familie

Theresia Heigels Eltern waren der Lederhändler in Böhmisch Leipa [Česká Lípa] Adalbert Heigel (* 1754) und Elisabeth, geborene Melzer. Theresia war seit 1806 verheiratet mit dem militärischen Oberarzt in Leitmeritz [Litoměřice], Böhmen, Franz Schlegel (* 1769; † 1845). Das Ehepaar hatte acht Kinder. Theresia Schlegel zog nach 1872 zu ihrem Sohn nach Salzburg. Sie war die "böhmische Großmutter", aber wegen ihres scheinbar sprichwörtlichen rauhen Wesens auch der sprichwörtliche "Höllteufel" (sie wohnte bis zur Übersiedlung der Schlegels in das erste Obergeschoß im Haus Kranzlmarkt 6 bei ihrem Sohn im Höllbräu).[3]

Brief vom 20. Oktober 1872 von Theresia Schlegel an Fanni Spängler

Brief von Theresia Schlegel - die Schreiberin ist 89 Jahre alt! - an Franziska Spängler; ein Bogen mit Prägedruck "Leitmeritz"; / = Seitenwechsel; [Ergänzung/Korrektur. Es werden von mir nur die auffallendsten Stellen ergänzt, damit man versteht, dass der Wortlaut nicht mein [O. H.] Tippfehler ist; [?] = fraglich; XX = unleserlich; // = Absatz; Leseabsatz eingefügt:

Leitmeritz am 20. Ocktober 1872. // Liebe gute Fanny! // Dein lieber Brief hat uns sehr gefreut das wir doch etwas von dir horten, daß du liebe mit deiner Haußhaltung wirst zu thun haben das t[d]achten wir wohl du warst es wohl gewohl[n]t von deiner guten Großmutter aber es war kein Man da, doch liebe Fanny das gewöhnt man balt, wir freuen uns über deine glückliche Zufriedenheit, und mein Gebeth zu Gott ist daß daß du liebe nur immer so zufrieden blei[b]st als da wo du an mich geschrieben hast, ich danke dir für deinen Wunsch zu meine[n] Nahmenstage so t[d]anke ich deinen lieben Man und auch deiner guten Schwiegermutter und bitte um eure fernere Liebe und Freundschaft, daß der Besuch deines lieben guten Vatters uns sehr freute aber er wird dir auch erzählt haben wie er uns gefunden hat wir haben uns gefreut als wir den Tage Vormittags / von der guten Kathi die Nachricht erhilten daß dein guter Vatter kömt aben[d]s 5 Uhr kam er mit P. Schlegel[4] selbst er wird dir wohl alles erzählt haben der armen Toni[5] aussehn hat sehr auf ihn gewirkt so ein Jammerbilt hat er sich nicht vorgestelt aber er hat sich gefreut, aber die gute Toni tobte jedesmahl, wen er wieder fortging mein Anblick tuth den Richard wehe – ich habe öfters nach Salzburg geschrieben was die Doktore über der Toni ihren Krankheits Zustand sagten aber der liebe Richard hat nie eine erwä[h]nung darüber gemacht, aber jezt hat er alles in einen schröklichen Lichte gesehn ach wen nur kente geholfen worden, an 7. Ocktober ist die arme Toni wieder abgezogen worden es sind wieder 28 Seidl Wasser von ihr abgegangen, aber es wird wieder nicht daß lezte mahl gewesen sein daß ist ein leiden eine solche Last und der schrecklüche Leib sie ißt und hat großen Abetit man muß sagen Hunger, und darf sich nur des Mittags sich sat[t]essen des Aben[d]s nimt sie nur eine klare Sup[p]e, ißt sie mehr so kan sie es vor aufstosen nicht aushalten /

Liebe Fanny ich danke dir für deine wohlthätige Unterstuzung die kam wie vom Himmel da hir alles so theuer ist da wollen wir für Holz sorgen Kohl[e]n haben wir die kosteten 12 f [Gulden] und der Haußzins wir [für] nur eine Küche und ein Zimmer eine kleine Holzlage und müssen 60 f XX[6] zahlen Gott wen nur der Winter schon vorüber were aber es kommen noch 4 harte Monate, und eine solche leidende haben – – – ich muß schliessen sonst würde ich dich betrüben – Lebe recht wohl grüsse und küße in unßrem Nahmen deinen lieben guten Man so auch an deine gute Schwiegermutter meinen Dank für ihre Winsche und Kuß und bitte um Ihre ferne[re] Freundschaft ich aber bin und bleibe deine dich liebende und dankbare // Großmutter // Theresia Schlegel // von der Toni noch viele Grüsse und Küße.


Der Brief

Quellen

Einzelnachweise

  1. bezieht sich auf die gleichzeitig tätig gewesenen Stadtärzte
  2. Salzburgischer Amtskalender, Band 2, 1874, 30.
  3. Mitteilung von Walter Schlegel in Salzburg, 2022, an Otto Holzapfel in Freiburg i. Br.
  4. Pater Vincenz Schlegel, * 1810 in Politz, Böhmen; katholischer Superior (Ordensgeistlicher) und Pfarrer in Leipzig an der St. Trinitatiskirche von 1870 bis 1877; † 1878 in der Stadt Salzburg; er ist vermutlich ein Cousin von Richard Franz Schlegel. Es gibt einen früheren Brief vom 11. Mai 1846, den Amalie Schlegel aus Leitmeritz schreibt. Und Franziska Schlegel [Spängler] schreibt am 30. September 1871 an ihren Mann bzw. damals ihren Verlobten, dass sie einen Brief vom Pfarrer Vinzenz Schlegel bekam. Sie hatte von ihrer Verlobung an die böhmische Großmutter in Leitmeritz geschrieben, wo Vinzenz [er selbst schrieb sich Vincenz] gerade auf Ferien war. Im Brief vom 1. März 1877 wird dieser Vincenz erwähnt, im Brief vom 11. Oktober 1877 dagegen der nach 1846 verstorbene ältere Bruder Vincenz Schlegel, der 1807 und wie Richard Franz Schlegel in Theresienstadt geboren wurde. Vgl. auch den Brief vom 11. März 1879. Weitere Fragen dazu sind [März 2025] noch offen.
  5. Antonia Schlegel, eine jüngere Schwester von Richard Franz Schlegel; Daten unbekannt bzw. unsicher
  6. wahrscheinlich Bezeichnung für böhmische Währung