Herkulesstatuette am Hochtor
Die Herkulesstatuette ist ein Fund, der beim Bau des Hochtor-Tunnels auf der Scheitelstrecke der Großglockner Hochalpenstraße in 2 504 m ü. A. auf der Grenze der Bundesländer Salzburg und Kärnten gefunden wurde.
Geschichte
Nachdem im Spätsommer 1933 endlich der Variantenstreit über die Streckenführung der Großglockner Hochalpenstraße zwischen dem Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und dem Erbauer der Straße Ing. Franz Wallack zugunsten der Variante von Wallack entschieden wurde, konnten die Arbeiten für den letzten Abschnitt der Straße, der Scheitelstrecke, in Angriff genommen werden.
Bereits kurz nach dem Anfahren des Hochtor Tunnels wurde am 13. September 1933 eine Herkulesstatuette am Hochtor gefunden. Bei Aushubarbeiten im Bereich des Südportals fand ein Arbeiter in einen Meter Tiefe im Hangschutt diese nur 18,5 Zentimeter große bronzene Herkulesstatuette. Bei späteren wissenschaftlichen Untersuchungen wurde ihr Alter auf mehr als 2 000 Jahre geschätzt.
Mit diesem Fund eines Herkules mit dem Löwenfell war wohl auch der Nachweis erbracht, dass schon zur Römerzeit eine hier genutzte Verbindung über den Tauern bestand. Die kleine Statue dürfte einmal in einem kleinen Heiligtum oder Schrein in der Einsattelung des Hochtors gestanden haben. Nordstürme stürzten sie samt ihrem Behältnis über die Hochtorsüdwand hinunter und blieb im Hangschutt just an der Stelle liegen, wo der Hochtortunnel angeschlagen wurde, schreibt Franz Wallack in seinem Buch "Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues" auf Seite 161.
Zu sehen ist eine Kopie in der Ausstellung Passheiligtum Hochtor neben dem Südportal des Hochtor Tunnels.
Gerücht 1973
1973 berichtete "PRO AVSTRIA ROMANA", das Nachrichtenblatt für die Forschungsarbeit über die Römerzeit Österreichs, in ihrer Ausgabe Nr. 23 auf S. 18 f. über eine neue Version der Herkunft dieser Bronzestatuette. Sie stamme von einem Antiquitätenhändler in Lienz in Osttirol. Sie wurde vergraben, um dann "gefunden" zu werden. Diese Version wurde von Ingenieuren, die seinerzeit beim Straßenbau mitgearbeitet hatten, Herrn A. F. Lindsberger, dem Leiter des Museums in Döllach, mitgeteilt, der diese Information Herrn R. F. Ertl in Wien schilderte. Robert Fleischer, Autor im Nachrichtenblatt, bat daraufhin den Generaldirektor der GROHAG, Dipl.-Ing. Günther Köllensperger um Mithilfe zur Klärung. Köllensberger ließ durch seinen Mitarbeiter Dr. Werner Menschl Erkundigungen durchführten und teilte diese Fleischer mit Schreiben vom 7. Februar 1974 mit:
Befragt wurden:
- A. F. Lindsberger, der in den 1930er-Jahren der einzige Antiquitätenhändler in Lienz gewesen war. Er bestritt aber, dass die Statuette bei ihm erworben wurde.
- Dipl.-Ing. Viktor Bogocz, Prokurist i. R. der Großglockner Hochalpenstraßen A. G., der in den Baujahren der Straße Tunnel-Baulosführer am Hochtor war. Er "konnte [...] zu dem Gerücht eines 'Fundes' keine Aussage machen [...] kam [..] zu dem Ergebnis, daß es sich um einen echten Fund und keineswegs um eine Manipulation handelt".
- Dipl.-Ing. Erwin Grünwald, der seinerzeit als Baulosführer am Hochtor beschäftigt war, "[...] konnte aus eigenen Wahrnehmungen keine Angaben machen, da er unmittelbar am Geschehen um den Fund nicht
beteiligt war", schließt jedoch "in Kenntnis der Gesamtsituation einen solchen Vorgang /der Manipulation" [Anm. d. Verf.: völlig aus.]
- Oberingenieur Hans Lang wurde seinerzeit von dem Arbeiter, der die Statuette gefunden hatte, verständigt. Er war 1973 nicht mehr am Leben.
Es hatten sich also keine konkreten Anhaltspunkt für eine Manipulation des Fundes der Statuette ergeben. Aber es konnten auch nicht alle Zweifel in dieser Angelegenheit beseitigt werden.
Quellen
- Buch "Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues"
- unipub.uni-graz.at, pdf, "PRO AVSTRIA ROMANA", Jahrgang 24/1974, Heft 3/4, Seite 13
Baugeschichte im Überblick
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