Salzburger Festspiele Anekdoten

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In diesem Artikel werden einige Salzburger Festspiele Anekdoten wiedergegeben.

Der nackte Mozart

Auf Initiative der Sopranistin Lilli Lehmann entstanden im Mozarteum an der Schwarzstraße in der rechtsufrigen Altstadt der Stadt Salzburg die Salzburger Mozartfeste (1877 bis 1910). Sie gelten als Vorläufer der Salzburger Festspiele. "Junge Damen durften allerdings nicht durch den Haupteingang, sondern wurden seitlich hineingeschleust, damit sie nicht beim Anblick der nackten Mozartstatue ,hitzig erregt' werden", erzählt Reichl-de Hoogh, die Obfrau der Salzburger Fremdenführer. Der Bildhauer Edmund Hellmer, stellte Mozart als "Gott der Musen" dar, als "Apollo Musagetes". Dies sollte eine Huldigung des Genies sein, doch die Salzburger waren entsetzt und es gab einen Riesenskandal in Presse und Gesellschaft.

Entscheidung für "Jedermann" fiel kurzfristig

Im damaligen Stadttheater trat Festspielgründer Max Reinhardt 1889 auch selbst auftrat. Damals besaß dieser offenbar nur ein Paar schwarze Schuhe, die er sowohl im Alltag als auch auf der Bühne trug. Reinhardts Freundschaft mit Erzbischof Ignaz Rieder machte es erst möglich, dass bei der ersten Aufführung des "Jedermann" auf dem Domplatz am 22. August 1920 die Domglocken außertourlich läuten durften. "Der Erzbischof hat den Friedensgedanken nach dem Ersten Weltkrieg gut gefunden", sagt die Fremdenführerin. Die Entscheidung, den "Jedermann" aufzuführen, sei erst vier Wochen vorher gefallen, sagt die Fremdenführerin.

Als Herbert von Karajan das Neutor sperren ließ

Stardirigent Herbert von Karajan hatte bekanntlich eine Vorliebe für schnelle Sportwagen. Er ließ sich im Sommer 1968 auf eine Wette mit Opernsängerin Grace Bumbry ein, der ersten dunkelhäutigen Sängerin in einer Wagneroper. "Bumbry fuhr einen Lamborghini, Karajan einen Ford. Das Neutor wurde gesperrt und sie traten gegeneinander an", erzählt Inez Reichl-de Hoogh, Salzburger Fremdenführer. Bumbry war mit einem brandneuen "Lamborghini Miura" nach Salzburg gekommen und Karajan hatte erst wenige Wochen vorher einen 335 PS starken Ford GT 50 zu seinem 60. Geburtstag erhalten. Als Karajan verlor, gab er gleich am nächsten Tag den Ford zurück und bestellte wieder einen Porsche.[1]

Toscanini oder Toscanono?

In den ersten Jahren der Festspiele seien vorrangig Mozart-Opern und Werke deutscher Komponisten aufgeführt worden. "Das hat sich erst mit Arturo Toscanini geändert, er hat auch italienische Opern ins Spiel gebracht", sagt die Fremdenführerin. Der Maestro habe in seinem Enthusiasmus öfter Taktstöcke zerstört und die Musiker nannten ihn liebevoll "Toscanono" - "weil er immer, wenn er nicht zufrieden war, ,No, no, no' gesagt hat."

Toscanini wirkte von 1933 bis 1937 bei den Salzburger Festspielen, da ihm die Bayreuther Festspiele damals bereits zu antisemitistisch gewesen seien. Als bekennender Antifaschist emigrierte nach der Machtergreifung Adolf Hitlers in die USA.

Goldener Hirsch

Die damalige Besitzerin des Hotels Goldener Hirsch Harriet Walderdorff steht selbst im Mittelpunkt vieler Erzählungen, wie dieser hier:

"Es war üblich, dass Gräfin Walderdorff den Gästen ein Zeichen gab, wenn der Hauptkünstler des Abends das Restaurant betrat. Daraufhin erhoben sich die Gäste, um zu applaudieren. Der japanische Dirigent Seiji Ozawa gab sein erstes Konzert in Salzburg und das Ehepaar Karajan erwartete ihn schon bei Tisch Nr. vier. Auf's Höchste von den Ovationen überrascht, verschwand Ozawa wieder, um kurz darauf wieder aufzutauchen, sich zu verbeugen, wieder zu verschwinden und wieder aufzutauchen usw., bis dass Harriet Walderdorff die Situation in den Griff bekam, indem sie den jungen Japaner an der Hand nahm und zu Karajans Tisch führte."

Siebenschläfer und Regengardine

Auch heute sind die Festspiele nicht arm an Anekdoten: Zum Beispiel werden für die Dekoration nur echte Blumen verwendet, "manchmal ganze Lastwagen an einem Tag". Gut in Erinnerung ist Inez Reichl-de Hoogh auch der Siebenschläfer, der im Festspielhaus bei der letzten Arie der Oper "Die Sache Makropolus" das Rampenlicht suchte.

Oder der Pianist Grigory Sokolov, der unbeirrt weiter spielte, obwohl es im Großen Festspielhaus ordentlich durchs Dach regnete und die Zuschauer der Reihen fünf und sechs die Flucht ergriffen.

Quelle

Einzelnachweis

  1. "Salome", Ausgabe Juli 2022, Seite 26 sowie "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 12. Mai 2023 "Die Lady im Lamborghini"