Großes Festspielhaus
Das Große Festspielhaus ist ein multifunktionaler Veranstaltungsort in der Stadt Salzburg in der Altstadt im Festspielbezirk. Das Gebäude zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.
Beschreibung
Das Große Festspielhaus wurde nach Plänen des Architekten Clemens Holzmeister erbaut. Es gehört mit einem Ausmaß von insgesamt 100 Metern Breite (einschließlich Seitenbühnen) zu den größten der Welt.
Das Festspielhaus bietet für 2 179 Zuschauer Platz. Der Bühnenraum weist eine Höhe von 35 Metern, eine Breite von 100 Metern und eine Tiefe von 25 Metern auf. 155 Prospektzüge der Bühnenmaschinerie, die Einrichtungen der Beleuchtung, der Eiserne Vorhang mit 34 Tonnen Gewicht, fünf Hubpodien von je 18 x 3 Metern, eine dreiteilige Simulatanbühne sind Meisterwerke moderner Bühnentechnik. Die Gesamtbaukosten betrugen etwa 210 Millionen Schilling (15,3 Mio Euro). Die Errichtungskosten hat zu größten Teil der Bund bzw. die Republik Österreich getragen, weshalb die Republik Österreich die Eigentümerin des Großen Festspielhauses ist. [1]
An der Ausgestaltung haben u. a. mitgewirkt: Oskar Kokoschka, Wolfgang Hutter, Karl Plattner, Rudolf Hoflehner, Kurt Fischer, Giselbert Hoke, Wander Bertoni, Jakob Adlhart (Bildhauer), Rudolf Reinhart, Slavi Soucek, Alfred Hrdlicka und Toni Schneider-Manzell.
Die Fassade wird durch eine lateinische Inschrift des Benediktiners Thomas Michels geschmückt: "Sacra camenae domus concitis carmine patet quo nos attonitos numen ad auras ferat." (Der Muse heiliges Haus steht Kunstbegeisterten offen, als Entflammte empor trage uns göttliche Macht.)
Geschichte
Am 24. August 1953 informierte Landeshauptmann Josef Klaus (ÖVP) das Festspielkuratorium über die von Clemens Holzmeister ausgearbeiteten Pläne für eine großzügige Neugestaltung des Festspielhauses. Die bisherige Heimstatt des Hauses der Natur an der Hofstallgasse sollte zu einer modernen Großbühne für 2 300 Zuschauer ausgebaut werden. Man hoffte, mit 30 Millionen Schilling für das Festspielhaus und zusätzlichen sechs Millionen Schilling für die Umsiedlung des Hauses der Natur das Auslangen zu finden.
Am 24. August 1955 erklärte Festspielpräsident Heinrich Puthon, dass für ein neues Festspielhaus nur Holzmeisters Planung mit dem Standort an der Hofstallgasse in Frage komme. Holzmeister erläuterte sein Projekt und sprach sich für die Unterbringung von Haus der Natur und Salzburger Museum Carolino Augusteum im Komplex des baufälligen Ursulinenklosters aus, wo ein echtes Museumsviertel entstehen könnte. Das Ingenieurbüro Mühlberg legte in Ergänzung des Holzmeister-Projektes für das Festspielhaus eine Studie über den Bau eines 250 Meter langen Tunnels vom neuen Festspielhaus zu einem Parkplatz zwischen Bürgermeisterloch und Brunnhausgasse vor.
Das Festspielhaus sei in Salzburg heftig diskutiert worden und habe viele Kritiker auf den Plan gerufen. Für das Projekt hatten die Planer 215 Millionen Schilling veranschlagt. Um das Projekt billiger erscheinen zu lassen, hätten die Verantwortlichen jedoch öffentlich die 110 Millionen Schilling von Variante D verkündet. "Bei dieser Variante hatten etwa die Garderoben unverputzte Wände und für die Eingangshalle war kein Marmorboden vorgesehen, sondern ein rot gestrichener Betonfußboden." erzählte Guy Eschig, der zum Team um Clemens Holzmeister gehörte.
Die Arbeiten begannen im Jahre 1956 mit dem Abtragen von rund 55 000 qm² Konglomerat der Mönchsbergwand, um für das gewaltige Bühnenhaus Platz zu schaffen. Das Große Festspielhaus wurde dann am 26. Juli 1960 mit Richard Strauss' "Rosenkavalier" unter der Leitung von Herbert von Karajan eröffnet.
2020: 60 Jahre Großes Festspielhaus
Das Große Festspielhaus wurde 2020 sechzig Jahre alt. Eigentlich sei ein Gebäude in diesem Alter am Ende seines Lebenszyklus, doch die Bauqualität aus den 1950er-Jahren sei außergewöhnlich gut. Und auch die anderen Gebäude im Festspielbezirk bräuchten eine Erneuerung - von Haustechnik bis Dächer, von Klimatisierung bis Digitalisierung. Viele Bereiche wie Brandschutz oder Arbeitnehmerschutz erfordern hohe Investitionen. Darüber hinaus besteht bei allen Spielstätten in unterschiedlichster Weise Handlungsbedarf. Die Werkstätten, die Künstlergarderoben, zum Teil auch der Zuschauerbereich entsprechen nicht mehr den Anforderungen von Mitarbeitern, Künstlern aber auch Publikum an ein Festival mit Weltbedeutung. Der Schwerpunkt der Sanierung liegt in der Verbesserung der Heiztechnik, der Klimaanlage, des barrierefreien Zugangs im Gebäude und vieles mehr. Es sollen weiterhin sowohl Produktion als auch Aufführungen im Festspielbezirk konzentriert werden. Bühnentechnik, Werkstätten und Publikumsbereich werden auf modernsten Stand der Zeit gebracht, Vorgaben des Brandschutzes, der Barrierefreiheit, aber auch des Klimaschutzes finden dabei Berücksichtigung.
Die Bundesimmobiliengesellschaft BIG wurde mit einer Gesamtstudie beauftragt, in die Einzelgutachten über Statik, Haustechnik und Raumkonzept einflossen. Allein dafür seien 300.000 Euro veranschlagt. Die BIG-Studie lag im Spätherbst 2019 vor und 2020 wurden die notwendigen Entscheidungen getroffen.[2]
Umbau und Erweiterung
Zweieinhalb Jahre wurden die Anforderungen erhoben, um dem eklatanten Platzmangel, den technischen Einrichtungen aus den 1960er-Jahren oder der veralteten Bühnentechnik, die teilweise noch per Hand zu bedienen ist, eine grundlegende Modernisierung entgegenzusetzen. Die Gesamtnutzfläche steigt durch Umbau und Erweiterung um rund 10 000 Quadratmeter auf 47 514 Quadratmeter. Zusätzliche Flächen entstehen direkt hinter den Festspielhäusern im Mönchsberg, die Logistik kann künftig ohne Altstadt-Transportfahrten über die Bergrückseite beim Neutor erfolgen. Die geschützte architektonisch sensible Struktur der Altstadt bleibt unangetastet. Ab 2025 soll parallel zum Betrieb umgebaut werden, 2030 ist der Abschluss der Baumaßnahmen vorgesehen.
Bei einer Pressekonferenz am 5. Oktober 2020 erläuterte Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior: "3 000 Arbeitsplätze werden so in der Region gesichert, 140 Millionen Euro fließen als Steuern und Abgaben wieder zurück an die öffentliche Hand". 40 Prozent der Kosten trägt der Bund, Stadt und Land Salzburg tragen je 30 Prozent bei.[3]
Veranstaltungen im Großen Festspielhaus
- Die Salzburger Festspiele
- Die Osterfestspiele
- Die Pfingstfestspiele
- Das Salzburger Adventsingen
- Der Salzburger Jazz-Herbst
- Die Salzburger Mozartwoche
- Die Orchesterkonzerte der Salzburger Kulturvereinigung in den Zyklen Große Symphonie, Musik der Meister und Welt der Musik
Sonstiges
Das Große Festspielhaus hat eine direkte Verbindung im Mönchsberg mit den Mönchsberggaragen.
Kunstwerke
- Im Foyer Kunstwerke von Robert Longo
- Säulenkapitele im Pausenraum
- Die Mosaike in der Säulenhalle im eh. Hofmarstall stammen von Kurt Fischer.
- Das monumentale Gemälde "Salzburg, seine Erbauer und seine Musik" von Karl Plattner in der Fördererlonge im ersten Obergeschoß
- mehrere Wandteppiche (Gobelins) von Oskar Kokoschka und Herbert Boeckl schmücken die Gänge im 1. Obergeschoss.
- Kokoschka: "Amor und Psyche"
- Kokoschka : "männliche Chimäre und Sonne, weibliche Chimäre und Mond"
- Boeckl: "Spharenklänge"
- Von Wander Bertoni stammen die beiden Allegorien "Musik" und "Theater". Die beiden Skulpturen aus Carrara-Marmor stehen in der Säulenhalle, Großes Foyer.
- 1963 fertigte Alfred Hrdlicka die Skulptur "Orpheus II" als Auftragsarbeit für die Salzburger Festspiele aus Untersberger Marmor. Die Skulptur steht im Säulenfoyer des ehemaligen fürsterzbischöflichen Hofmarstall.
Bildergalerie
Büste von Herbert von Karajan.
Masken von Jakob Adlhart (Bildhauer) in der Hofstallgasse vor dem Großen Festspielhaus.
weitere Bilder
Großes Festspielhaus – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Großes Festspielhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- facebook, Bild aus der Bauzeit des Großen Festspielhauses 1958
Quellen
- Salzburg, Anmut und Macht, Karl Heinz Ritschel, 2005, Otto Müller Verlag, ISBN 3-7013-1098-X
- Internetseiten
- Salzburg die schöne Stadt, Seite 68
- Kaut, Josef: Festspiele in Salzburg, Residenz Verlag Salzburg, 1965