Als erste große amerikanische Zeitung hat die "New York Times" die Software-Unternehmen OpenAI und Microsoft wegen ihres KI-Chatbots ChatGPT verklagt. Das Blatt wirft den Firmen vor, dass sie Wissen aus Millionen Artikeln benutzt haben, um ChatGPT zu füttern und damit auf Kosten der "New York Times" ein Geschäft aufbauen. "Ziel dieser Klage ist es, jene für die gesetzlichen und tatsächlichen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe haftbar zu machen, die sie der Times für das rechtswidrige Kopieren und Verwenden der einzigartig wertvollen Werke schulden", heißt es in der Klageschrift.
"New York Times" klagt Microsoft: Was macht Künstliche Intelligenz mit der Medienbranche?
Die "New York Times" wirft den Technologieriesen vor, dass sie ungefragt Wissen aus Millionen Artikeln benutzt haben, um Textroboter wie ChatGPT zu füttern. Eine erfolgreiche Klage würde wohl viele Nachahmer in der Medienbranche finden.


Mit seinem KI-Chatbot hatte die Softwareschmiede OpenAI, die maßgeblich von Microsoft unterstützt wird, vor etwas mehr als einem Jahr eine Welle ins Rollen gebracht: ChatGPT schürte den Hype um Künstliche Intelligenz mit Erwartungen an ein digitales Schlaraffenland für alle bis hin zu der Angst vor einem Auslöschen der Menschheit; auch der UN-Hochkommissar warnte vor Kurzem vor Vergleichbarem. Entsprechend wurde OpenAI zum wohl wichtigsten Start-up der Welt mit einem geschätzten Wert von 80 Milliarden Dollar - zu einer Firma, die die Welt verändern könnte und Tech-Schwergewichte wie Google und den Facebook-Konzern Meta in Zugzwang brachte. Auch Amazon zog vor Kurzem nach und stellte einen eigenen Chatbot vor.
Wie entsteht die Datengrundlage?
Nutzer können mit ChatGPT simpel frei kommunizieren und zum Beispiel Aufgaben verteilen oder Wissen abfragen - sie bekommen dann Antworten, die sich von menschlichen oft kaum mehr unterscheiden. Wenngleich schon noch Unterschiede festzumachen sind. Dafür hat OpenAI ChatGPT fast mit dem gesamten Wissen des Internets gefüttert. Von Foreneinträgen, Firmenwebsites, Drehbüchern bis hin zu journalistischen Artikeln. Die "New York Times" hofft deswegen nun auf Schadenersatz. Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine erfolgreiche Klage viele Nachahmer in der Medienbranche finden könnte.
In Österreich gibt es derweil (noch) keine Klagen. Aber die Debatte ist auch hierzulande längst angekommen. So war sie etwa eines der Leitthemen bei den Medientagen 2023. Und in zwei SN-Interviews äußerten sich vor Kurzem sowohl der Geschäftsführer als auch die Chefredakteurin von Österreichs größter Nachrichtenagentur zu dem Thema - und zu den Risiken aber auch Chancen, die Künstliche Intelligenz für das Mediensegment mitbringt. Einen ungewöhnlichen Schritt machte hingegen vor wenigen Tagen Axel Springer: Der deutsche Medienriese setzte eine breite Kooperationsvereinbarungen mit OpenAI auf.
Auch andere "Datenlieferanten" widmen sich dem Thema
Während die Nutzerinnen und Nutzer KI im Journalismus offenbar kritisch sehen, wie eine aktuelle Studie belegt, gibt es in der EU noch die Hoffnung, dass dank des sogenannten AI Acts breitenwirksam Regeln für die Nutzung von (journalistischen) Inhalten für KI gefunden werden können. Indessen beschäftigen sich auch andere "Datenlieferanten" wie die Kulturbranche im Allgemeinen und die US-Komikerriege im Speziellen mit dem juristisch diffizilen Thema Urheberrecht und KI.