Mit dem feinen Pinsel legen Ines Feliciano und Tiago Oliveira noch einmal Hand an. Sie bessern letzte Details an dem mehr als 400 Jahre alten Kachelofen im Speisesaal von Schloss Hellbrunn aus. Elf Wochen lang hat das portugiesische Restauratorenduo ihn auf Hochglanz gebracht, alte Staubschichten entfernt, Risse unsichtbar gemacht, Übermalungen zurückgenommen und nachkoloriert: "Der Ofen sollte nicht wie nach einer Schönheitsoperation ausschauen, sondern sein Charakter erhalten bleiben."
Ein Rätsel gab die Jahreszahl 1608 auf, damit wäre der Kachelofen älter als das Schloss Hellbrunn. Schon bisher wurde angenommen, dass das vom Hafnermeister F. St. (Friedrich Strobl) angefertigte Prunkstück erst nach dem Amtsantritt des Salzburger Fürsterzbischofs Markus Sittikus von Hohenems 1612 fertiggestellt wurde. Davon gehen auch die Restauratorin und der Restaurator aus. Denn ihrer Expertise nach tragen die Partien nahe der zentralen Venus eine andere Handschrift, hätten ein anderes Design, wirkten italienischer. Durch das Zusammenstückeln der Kacheln habe es von Beginn an Probleme beim Heizen gegeben, davon sind die beiden überzeugt. "Oft wird er nicht benutzt worden sein, es hat sicher überall herausgeraucht."