Eine spezielle Diät für Diabetikerinnen und Diabetiker ist im 21. Jahrhundert obsolet. Den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln verbietet man nicht mehr. Diabetiker-Lebensmittel sind in den Supermarktregalen kaum mehr zu finden. Aus ernährungsmedizinischer Sicht wird heute eine ausgewogene, vollwertige Mischkost empfohlen, die auch für alle Nichtdiabetiker, sprich für "Gesunde", gilt.
Speziell die "Altersdiabetiker", die sogenannten Typ-2-Diabetiker, sind zu 90 Prozent übergewichtig. Im Gegensatz zu den Typ-1-Diabetikern, die an einer Autoimmunerkrankung leiden, bei der eine Insulintherapie unerlässlich ist, steht bei Typ-2-Diabetikern eine Insulinresistenz im Vordergrund. Hier wird zwar ausreichend Insulin produziert, jedoch ist das Insulin nicht ausreichend wirksam.
Das Essverhalten sollte sich auf drei regelmäßige Mahlzeiten pro Tag beschränken. Dadurch wird die Insulinproduktion normalisiert, die Fettverbrennung wird forciert und damit verringert sich das Übergewicht.
Wie sollten Hauptmahlzeiten am besten zusammengestellt sein?
Sie sollten zur Hälfte aus Gemüse und Salat und zu einem Viertel aus eiweißreichen Lebensmitteln wie magerem Fleisch, Fisch, Eiern, Hülsenfrüchten oder Milchprodukten bestehen. Ganz oben auf der Empfehlungsliste der kohlenhydratreichen Lebensmittel stehen Vollkornprodukte, die das restliche Viertel des Tellers ergänzen. Zur Zubereitung der Speisen sollten hochwertige Fette und Öle herangezogen werden.
Während einige Studien nahelegen, dass eine Low-Carb-Diät mit einem höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren auch für Diabetiker empfehlenswert ist, sollte eine zu starke Reduktion der Kohlenhydrate - wie bei der ketogenen Diät - vermieden werden, da die wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Zusammenhang nicht eindeutig sind und hier auch keine Langzeiterfahrungswerte vorliegen.
Bei den Getränken ist Vorsicht geboten
Flüssige Kohlenhydrate (Zucker) in Säften, Sirupen, Limonaden und gezuckerten Mineralwässern verursachen regelrechte Blutzuckerspitzen. Bringen Sie lieber mit zuckerfreien Alternativen Geschmack in Getränke. Das können zum Beispiel verschiedene Kräuter wie Minze oder Melisse sein, aber auch Ingwer, Zitrone und Limette eignen sich hier hervorragend. Man kann auch ab und zu auf ein mit Süßstoff gesüßtes und damit für den Blutzuckerspiegel neutrales Getränk zurückgreifen.
Dass die tägliche Ernährung von Herrn und Frau Österreicher aber anders aussieht, ist hinlänglich bekannt. Der tägliche Zuckerkonsum beläuft sich auf rund 17 Prozent des Gesamtenergiebedarfs laut "Österreichischem Ernährungsbericht 2017".
Die Empfehlungen für die maximale tägliche Zuckerzufuhr liegen aktuell jedoch bei zehn Prozent. Ausgehend vom durchschnittlichen Erwachsenen mit einem Tagesbedarf von 2000 Kilokalorien entspricht das einer Menge von maximal 50 Gramm zugesetztem Zucker. Und die Tendenz zeigt noch weiter nach unten, denn die WHO (Weltgesundheitsorganisation) fordert eine weitere Reduktion des Zuckerkonsums auf fünf Prozent des Tagesbedarfs, also maximal 25 Gramm Zucker. Damit ist die Zufuhr des "freien" Zuckers gemeint, der alle Zuckerarten umfasst, die Speisen und Getränken von uns als Konsumenten oder von der Lebensmittelindustrie zugesetzt sind. Im Gegensatz dazu steht der intakte Zucker, der in natürlicher Form in Obst und Milchprodukten vorkommt und nicht zu den empfohlenen fünf bzw. zehn Prozent gezählt wird.
Für Diabetiker ist die Unterscheidung in zugesetzten oder intakten Zucker jedoch zweitrangig, da es immer auf den gesamten Kohlenhydratanteil eines Lebensmittels ankommt, unabhängig davon, wie sich der zusammensetzt. Kohlenhydrate lassen den Blutzuckerspiegel immer ansteigen. Die Art der Kohlenhydrate und die Kombination mit anderen Nährstoffen (Fett und Eiweiß) bedingen jedoch, wie stark der Blutzuckeranstieg ist.
Maria Benedikt ist Leiterin der ernährungsmedizinischen Beratung am Uniklinikum Salzburg.