600.000 Österreicherinnen und Österreicher leiden an Diabetes. Dabei könnten rechtzeitige Vorsorge und gegebenenfalls eine medizinische Intervention im Vorstadium der Erkrankung den Ausbruch um Jahre verzögern oder sogar verhindern. Erich Pospischil von der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin betont: "300.000 Österreicher wissen nichts von ihrer Krankheit." Hinzu würden noch geschätzte 700.000 Österreicher kommen, die Frühdiabetes hätten. Die Ärzte fordern daher ein entsprechendes Screeningprogramm mit anschließender Änderung des Lebensstils. Dazu zählen vor allem Abnehmen, mehr Bewegung, Kontrolle des Blutdrucks und der Blutfettwerte. "Es geht darum, Nichtpatienten zu identifizieren, bevor sie erkranken", sagte Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.
Folgeschäden von Diabetes
Warum das so wichtig ist, zeigt sich auch darin, dass beim Ausbruch der Zuckerkrankheit zumeist auch schon ein bis zwei Folgeschäden wie Atherosklerose, Nieren- oder Netzhautschäden vorliegen. "Wir haben in Österreich pro Jahr 34.000 Herzinfarkte. Jeder Vierte davon ist Diabetiker. 26 Prozent aller Zuckerkranken kommen zur Dialyse", erläutert Evelyne Wohlschläger-Krenn, die stellvertretende Leiterin des KFA-Gesundheitszentrums in Wien (Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien).
Prädiabetes-Stadium
Wissenschaftlich belegt ist seit Jahren, dass eine Intervention im Prädiabetes-Stadium mit Nüchternblutzuckerwerten von 100 bis 125 Milligramm pro Deziliter Blut und/oder einem HbA1c-Wert (Langzeitwert für Blutzucker; Anm.) zwischen 5,7 bis 6,4 Prozent den Diabetesausbruch verzögern oder verhindern kann.
Mit medizinischer und psychologischer Begleitung Lebensstil ändern
Daten dazu gibt es jetzt auch von der diesbezüglichen KFA-Spezialambulanz. "Man muss bei Prädiabetes mit einer Ein-Jahres-Progressionsrate zum Diabetes zwischen 5,5 und 20 Prozent rechnen", sagte Evelyne Wohlschläger-Krenn. Durch ein fünfwöchiges Schulungsprogramm und entsprechende Lebensstiländerung mit medizinischer und psychologischer Begleitung konnte man das Erkrankungsrisiko stark senken. Bei der Auswertung von 303 Jahreskontrollen aus dem Jahr 2019 entwickelten nur 0,3 Prozent der Fälle einen Diabetes. Dieser Unterschied zu den Studiendaten ohne Intervention bei Prädiabetikern ist statistisch höchst signifikant und zeigt, dass mit einem solchen Programm in Österreich viel an Krankheit und Leid verhindert werden könnte. Und was die Kosten betrifft: Acht Prozent der Gesundheitsausgaben fließen derzeit in die Versorgung von Diabetikern.