SN.AT / Leben

Rhythmus ist das halbe Leben, auch beim Intervallfasten

Übergewicht hat oft mehr als nur eine Ursache. Daher hilft es, beim Fasten viele kleine Schritte zu tun und jeden Erfolg zu feiern. Wie und wann wird die Nahrung im Körper am besten verbrannt?

Intervallfasten bedeutet, die Mahlzeiten des Tages in einem bestimmten Zeitraum einzunehmen und dazwischen über mehrere Stunden, beispielsweise 12 oder 16, nichts zu essen.
Intervallfasten bedeutet, die Mahlzeiten des Tages in einem bestimmten Zeitraum einzunehmen und dazwischen über mehrere Stunden, beispielsweise 12 oder 16, nichts zu essen.

Der Tagesrhythmus im Sinne des täglichen Fastens, die Ernährung nach dem glykämischen Index und sanfte Bewegung - das sind die drei Kernelemente des medizinischen Intervallfastens, wie es der Grazer Mediziner Babak Bahadori erfolgreich lehrt. Er geht davon aus, dass es nichts bringt, den Auslöser für "Übergewicht" nur in einzelnen Faktoren zu sehen. Zum Ziel führe nur eine ganzheitliche Herangehensweise durch minimale Änderungen im Alltag. Lieber viele kleine Schritte, die mittelfristig Veränderung bewirken, als den einen großen, an dem man sich überhebt, heißt die Grundregel.

Arbeiten in der Nacht und Erdbeeren im Winter, das sind nach Ansicht von Bahadori jene Dinge, die das Leben aus dem Rhythmus bringen. Und der Rhythmus sei nun einmal die Essenz des Lebens, wie es der Altersforscher und Philosoph Harry R. Moody gesagt habe: "Alle Dinge haben für den Taoisten einen ihnen gemäßen Rhythmus und Zyklus. Unsere Aufgabe als Mensch besteht nun darin, diese Zyklen zu erkennen, in Einklang mit ihnen zu handeln und sie in unser Leben zu integrieren."

Rhythmus kommt vom griechischen Wort "rythmizo" und heißt, etwas in Zeit- und Ebenmaß bringen, es in die ihm eigene Ordnung bringen. Das erinnert durchaus an Sebastian Anton Kneipp. Der wurde durch seine Kuren bekannt, aber seine erste Regel war "die Ordnung des Lebens". Seinem Standardwerk "So sollt ihr leben" zufolge geht es vorrangig um ein geregeltes Leben. Parallel dazu solle man sich vernünftig ernähren, nicht nur was die Speisen, sondern auch die Zeiten des Essens angehe.

Energiereserven sollen verbraucht werden

Womit wir wieder bei Lebensrhythmus und Intervallfasten nach Babak Bahadori sind: "Auch Verdauung, Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Gewichtsreduktion haben ihre zeitlichen Rhythmen. Im Körper muss es Zeiten geben, in denen die Nahrung besser verbrannt wird, und Zeiten, in denen die Nahrung besser gespeichert wird." Die konkrete Schlussfolgerung daraus ist, nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, so wie es im Regelfall wohl schon die Urmenschen getan hätten und wie es ein englisches Wort aus dem 10. Jahrhundert sagt: "Heraus um sechs, Frühstück um zehn, Dinner um fünf, zu Bett um zehn, schenkt dir Jahre zehn mal zehn."

Medizinisch gesprochen geht es um die Energiereserven, die drei bis vier Stunden in der Leber gespeichert werden. Wenn der Körper alle drei bis vier Stunden Essen bekommt und der "Tank" der Leber wieder aufgefüllt wird, bleiben die Fettreserven liegen, weil sie nicht benötigt werden. "Der Tank muss leer werden, und das erreichen wir, indem wir eine Fastenzeit einhalten, in der unser ,Leber-Akku' leer wird und wir dem Körper Zeit geben, seine Energie aus unseren Fettreserven zu holen", beschreibt Babak Bahadori das Konzept. "Die Fastenphase ist die Zeit, in der sich unser Körper - vereinfacht ausgedrückt - von sich selbst ernährt."

"Zwei Mal essen und den Rest vergessen."
Babak Bahadori
Mediziner

"Zwei Mal essen und den Rest vergessen" heißt daher die Grundregel, für die ein Rhythmus 1 und ein Rhythmus 2 vorgeschlagen werden. Nr. 1 bedeutet "dinner cancelling", das heißt, nach 17 Uhr nichts mehr essen. Die Fastenphase dauert dann 14 bis 16 Stunden, vom Abend über die Nacht bis in die Früh. Der verständliche Widerspruch, der sich bei vielen dagegen regt, hat zwei verständliche Gründe: Erstens ist das Abendessen - zumal das gemeinsame, wie es zu Mittag heute kaum mehr möglich ist - für viele eine wohltuende Zeit. Zudem sitzt man nicht nur daheim, sondern auch gesellschaftlich gern am Abend zusammen - inklusive gemeinsamen Essens.

Weil vielen Menschen das Abendessen am Herzen liegt, gibt es beim Intervallfasten auch die Möglichkeit, zwischen der Früh und dem Abend nichts zu essen.
Weil vielen Menschen das Abendessen am Herzen liegt, gibt es beim Intervallfasten auch die Möglichkeit, zwischen der Früh und dem Abend nichts zu essen.

Daher gibt es für Menschen, denen das Abendessen zu wertvoll ist, um es zu "canceln", den Rhythmus 2: Der beginnt mit dem Frühstücken um 7 Uhr und endet nach einem zwölfstündigen Fasten mit einem Abendessen um 19 Uhr. Für gewohnheitsmäßige Abendmenschen gibt es sogar einen Rhythmus 3: Abendessen bis spätestens 20 Uhr und die nächste Mahlzeit erst ab 10 Uhr vormittags einnehmen. Das entspricht in etwa der Lebensweise in Italien. Dort endet der Tag mit einem späten Abendessen, der nächste beginnt dann aber nur mit einem Minifrühstück - sprich einem Espresso und maximal einem Kipferl dazu - in der nächsten Bar.

Der wertvolle Impuls von Babak Bahadori ist die Empfehlung, sich nicht mit einem "Alles-oder-nichts"-Prinzip zu knechten. Es gehe beim Intervallfasten nicht um ein Dogma, sondern vielmehr darum, jeden kleinen Sieg beim täglichen Fasten zu feiern. "Mit jedem Tag, an dem es Ihnen gelungen ist, die Fastenphase einzuhalten, sind Sie Ihrem Ziel näher gekommen! Essen mit Kultur, Genuss und ohne Schuldgefühle macht schlank. Wenn Sie nach der Fastenphase ein gepflegtes Essen zu sich nehmen, werden Sie bemerken, dass Ihr Sättigungsgefühl bis zur nächsten Mahlzeit anhält."

Babak Bahadori, Erwin Ditsios, Iris Pestemer-Lach: "Medizinisches Intervallfasten. Die sieben Stufen zum Gleichgewicht", 152 S., 19,90 €, 8. Auflage 2022, Info und Bestellung: www.aerzteverlagshaus.at