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Worauf Diabetiker beim Sport achten müssen

Körperliche Aktivitäten sind für alle Diabetiker sehr wichtig. Sie steigern nicht nur die Lebensqualität, sondern verlängern auch das Leben. Die Gefahr der Unterzuckerung ist aber besonders beim Typ-1-Diabetes nicht zu unterschätzen. Dieses Risiko lässt sich heute jedoch einfach minimieren.

Othmar Moser von der MedUni Graz leitete ein Forschungsprojekt für ein besseres Management des Blutzuckerspiegels bei sportlichen Aktivitäten von Diabetikern.
Othmar Moser von der MedUni Graz leitete ein Forschungsprojekt für ein besseres Management des Blutzuckerspiegels bei sportlichen Aktivitäten von Diabetikern.

Regelmäßige Bewegung ist für Diabetiker noch wichtiger als für die Normalbevölkerung. Sport verbessert die Lebensqualität und verlängert das Leben. Das gilt gleichermaßen für Diabetes Typ 1 und Typ 2. Das Management des Blutzuckerspiegels ist für Typ-1-Diabetiker, die oft von Geburt an darunter leiden, aber wesentlich schwieriger als für Patienten mit sogenanntem Alterszucker. Die Gefahr einer lebensbedrohlichen Unterzuckung ist deutlich größer. Und deshalb meiden Typ-1-Diabetiker oft körperliche Aktivitäten. Ein Forscherteam der MedUni Graz hat deshalb zusammen mit 30 führenden Diabetes-Experten für diese Patientengruppe konkrete Empfehlungen zur richtigen Einstellung des Blutzuckers beim Sport erarbeitet. Mit Kollegen des King's College in Londen entwickelt man dazu auch eine App für das Insulinmanagement.

Süße Säfte und Gels statt Riegel und Banane

Typ-2-Diabetes ist vielfach die Folge von Übergewicht, Bewegungsmangel und falscher Ernährung. Othmar Moser aus der Grazer Forschungsgruppe betont, dass bei diesen Patienten im Gegensatz zu Typ 1 die Bauchspeicheldrüse zum Teil noch arbeite und Zucker aus der Leber mobilisiert werden könne, um einen Unterzucker zu vermeiden. "Eine schwere Hypoglykämie mit Bewusstlosigkeit ist gerade während des Sports gefährlich, weil es zu lebensbedrohenden Herz-Rhythmusstörungen kommen kann", erklärt Moser im SN-Gespräch. Mit den heute verfügbaren Technologien der Blutzuckermessung und entsprechender Schulung sei aber sicherer Sport möglich.

Regelmäßige körperliche Aktivitäten wirken sich nach Angaben Mosers für Diabetiker aller Typen zum einen positiv auf das vegetative Nervensystem und die Psyche aus. Zum anderen saugten Muskeln nicht nur während des Sports Zucker auf, sondern auch bis zu 72 Stunden danach. Kleine Sünden, wie ein Stück Schokolade, muss man nicht sofort mit Insulin korrigieren. Man kann flexibler agieren, was Kohlenhydrate betrifft.

Sportliche Aktivität und moderne Sensoren: Schlüssel zur erfolgreichen Diabetesbewältigung

Und auch die wissenschaftlichen Daten, was die Lebenserwartung betrifft, sind eindeutig: Egal ob Typ 1 oder Typ 2, alle Diabetiker, die sportlich hoch aktiv sind, haben eine ähnliche Lebenserwartung wie Menschen ohne Blutzuckererkrankung. Signifikant sind auch die Zahlen, was zum Beispiel die Zehnjahressterblichkeit von Diabetikern im Alter von rund 50 Jahren betrifft. Jene Patienten, die regelmäßig körperlich aktiv sind, haben ein knapp drei Mal geringeres Risiko, innerhalb von zehn Jahren zu sterben.

Einen großen Fortschritt im Management der Erkrankung haben die neuen Sensoren zur Messung des Blutzuckergehalts gebracht, die man einfach am Oberarm anbringt. Mit Handy oder kleinem Messgerät kann man den aktuellen Wert jederzeit abrufen. Aber es gibt auch Sensoren, die alle fünf Minuten selbst die Höhe des Blutzuckers aufs Handy schicken und alarmieren, wenn der Wert zu stark absinkt. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich den Alarm zum Beispiel ab Werten unter 80, 90 Milligramm Blutzucker pro Deziliter einstellen.

Auf Basis dieser einfachen Messmethoden hat die Forschungsgruppe genaue Empfehlungen für das Insulinmanagement erarbeitet. Wie stark muss man die Insulindosis bei welchen körperlichen Intensitäten reduzieren? Und vor allem: Ab welchen Blutzuckerwerten muss man während des Sports mit Kohlenhydraten gegensteuern? Süße Säfte, Gels und Traubenzucker sind die Mittel der Wahl, um schnell korrigieren zu können. Klassische Energieriegel oder eine Banane wirken im Blut nicht so schnell.