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Die Schokohasen stehen schon in den Startlöchern

Die Franz Hauswirth Ges. m. b. H. ist eine Schokoladenfabrik mit Tradition. Schokofiguren, Schokofrüchte und Dragees gibt es nach der Insolvenz auch mit dem neuen Inhaber.

Hier noch „nackt“, warten die Schokonikoläuse inzwischen in ihren Stanniol-Kleidern auf ihren baldigen Verzehr.
Hier noch „nackt“, warten die Schokonikoläuse inzwischen in ihren Stanniol-Kleidern auf ihren baldigen Verzehr.

Die Mitarbeiter der Firma Hauswirth leben in zwei Jahreszeiten gleichzeitig. Privat in der einen, beruflich in der anderen. "Mit der Weihnachtssaison sind wir jetzt fertig. Weihnachtsmänner, Nikoläuse, Krampusse, Pilze und Glücksschweine wurden den Sommer über produziert", erklärt Kerstin Stava. "Ab November fangen wir mit der Ostersaison an, sprich Osterhasen, Küken, Schafe und Eier."

Circa zwei Millionen Weihnachtsfiguren verließen das Unternehmen in Richtung Handel. "Für die Ostersaison rechnen wir mit 1,5 Millionen Figuren", schätzt Stava. Die Ostersaison ist neu für sie beziehungsweise den neuen Eigentümer, denn die vorangegangene Ostersaison haben sie nicht zur Gänze erlebt. Nach der Insolvenz von Hauswirth übernahm der Bio-Snackproduzent Landgarten im April das Unternehmen, das Kerstin Stava und Lisa-Marie Dormayer leiten.

Wurzeln in Wien

Dieses wurde 1949 von Franz Hauswirth sen. als Konditorei in Wien gegründet. Schon früh wurden neben den klassischen Konditoreiartikeln auch Hohlfiguren aus Schokolade hergestellt und an Konditoreien und Supermarktketten geliefert. Aufgrund dieses Erfolgs konzentrierte man sich letztlich ausschließlich auf die Schokoladenerzeugung und -verarbeitung und gab die Konditorei auf. Zudem übersiedelte das Unternehmen aus Platzgründen Anfang der 1960er-Jahre ins Burgenland, genauer gesagt in Hauswirths Heimatgemeinde Kittsee, wo es noch heute sitzt.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Hauswirth zum größten österreichischen Hersteller von saisonalen Schokoprodukten. Auch international mischte das Unternehmen mit. Dann aber musste die dritte Generation, die Brüder Roman und Peter Hauswirth, Insolvenz anmelden.

Vielseitige Maschinen

"Wir wollen die Tradition bewahren, planen aber zu modernisieren, etwa in neue Maschinen zu investieren", erklärt Kerstin Stava. In der Firma haben sie und Lisa-Marie Dormayer vielseitige Maschinen mit viel Potenzial vorgefunden. "Wir haben hier eine der größten Hohlkörperanlagen in Europa", nennt Stava ein Beispiel. Die sei so groß wie ein Laster mit Anhänger, weil sie mehrere große Kühltunnel enthalte.

Um zum Beispiel einen Nikolaus zu produzieren, bedarf es einer entsprechenden, aus zwei Hälften bestehenden Kunststoffform, die in die Maschine gesteckt wird. In die Form kommt flüssige Schokolade. Anschließend dreht sich die Form um alle Achsen, damit sich die Schokolade gleichmäßig verteilt. Nach dem Herunterkühlen der Schokolade in mehreren Stufen wird in einem nächsten Schritt eine Hälfte der Form abgehoben und ein Roboter holt den Nikolaus aus der zweiten Hälfte. Verpackt wird der Nikolaus in Stanniol.

In Zukunft soll der Fokus noch stärker auf der Produktion von Schokobananen liegen.
In Zukunft soll der Fokus noch stärker auf der Produktion von Schokobananen liegen.

Hauswirth besitzt ferner drei Walzen und vier Conchen, also Maschinen für die Schokoladenherstellung. Die Zutaten werden darin immer feiner gewalzt und langsam gerührt, bis die cremige Schokoladenmasse entsteht. Lisa-Marie Dormayer ist stolz darauf, dass das Unternehmen Schokolade selbst herstellt und nicht Flüssigschokolade zukauft. "Wir sind einer von fünf Betrieben in Österreich, die Schokolade selbst herstellen", ergänzt ihre Kollegin Kerstin Stava.

Die Rohstoffe für die Produktion, wie Kakaobutter und Kakaomasse, Früchte und Zucker, werden von ausgewählten Partnerunternehmen bezogen. Die Kakaobohnen, aus denen Butter und Masse hergestellt werden, sind fair gehandelt. "Die Biozertifizierung der Produkte ist ein Thema für die Zukunft", erklärt Dormayer. Nach dem Conchieren wird die flüssige Schokolade in allen Abteilungen eingesetzt. Hergestellt werden neben Schokofiguren auch Schokobananen und Geleeartikel, Dragees wie etwa Rumkugeln oder Drageekeksi sowie Konfekt und Früchte in Schokolade.

"Das Sortiment ist sehr breit", sagt Stava. Vielleicht zu breit, was mit ein Grund für die Insolvenz gewesen sein mag. Jedenfalls gab es bei der Übernahme durch Landgarten etwa 360 Artikel. Inzwischen sind es noch 130. "Für uns ist es wichtig, sich zu fokussieren", erklärt Stava, die auch Landgarten-Miteigentümerin ist. Das gesamte Hauswirth-Sortiment gibt es übrigens für Privatkunden in einem Fabrikshop. Interessierte können zudem bei Führungen zusehen, wie die süßen Spezialitäten hergestellt werden.

Betriebsleiterinnen: Lisa-M. Dormayer (links) und Kerstin Stava (rechts)
Betriebsleiterinnen: Lisa-M. Dormayer (links) und Kerstin Stava (rechts)

Laut Dormayer ist die Produktion eine Mischung aus maschineller Fertigung und Handwerkskunst. Stava führt das näher aus: "Schokolade ist ein Rohstoff, den man gut verstehen muss, um den richtigen Schmelz und Geschmack zu erhalten." Bei der Hohlkörperproduktion bedienen zum Beispiel zwei Mitarbeiter die Maschine. Sie kümmern sich unter anderem um die Temperierung der Schokolade, denn für jede Figur ist die Maschine anders einzustellen. Das Verpacken erfolgt händisch, auch das Dragieren und die Konfektherstellung.

Genossen werden die Hauswirth-Erzeugnisse nicht nur in Österreich. "Unser größter Exportmarkt ist Deutschland. Wir beliefern jedoch ganz Europa", erklärt Kerstin Stava. Osterhasen und Weihnachtsmänner aus Kittsee werden aber auch nach Südafrika verschifft, wo sie unter anderem bei Exilösterreichern beliebt sind. Aktuell wird an einem Angebot für die USA gearbeitet. Wie hoch der Exportanteil ist, können die beiden Betriebsleiterinnen derzeit nicht beantworten. Durch die Insolvenz gebe es verzerrte Zahlen. Sie bezeichnen den Anteil jedoch als sehr hoch.

Zukunftspläne

Die beiden Frauen sind nach wie vor dabei, den Betrieb kennenzulernen. Parallel dazu arbeiten sie am Ausbau des Vertriebs. Hilfreich sind dabei Synergien mit Landgarten, der mit den Hauswirth-Produkten seinen Bauchladen vergrößern kann, wie es Kerstin Stava ausdrückt. "Wachstum ist nötig, denn durch die Insolvenz sind Kunden weggefallen. Jetzt heißt es, Vertrauen bei Kunden aufzubauen."

Weitere Pläne schildert Lisa-Marie Dormayer: So sollen alle Prozesse neu strukturiert und optimiert werden. Ferner soll in den Maschinenpark sowie in neue Lagerräume und Sozialräume investiert werden. Bei den Produkten soll der Fokus auf Schokobananen und Drageeartikeln, saisonal auf Hohlkörpern liegen.

In der Vergangenheit war das Unternehmen stark von Saisonen geprägt, weshalb die Zahl der Mitarbeiter schwankte. In den besten Zeiten waren es 150, aktuell sind es 70. Diese Zahl soll laut Dormayer das ganze Jahr über gehalten werden. "In erster Linie gilt es, das Sortiment und den Vertrieb so zu verändern, dass die Produktion ganzjährig gleichmäßig ausgelastet ist. Dafür sollen neue Geschäftsfelder aufgebaut werden", erklärt Dormayer. Neue Produkte sind ebenfalls geplant.