Alles begann im Jahr 1999: Sandra Spiegel hat ursprünglich eine Lehre im Gastgewerbe absolviert und immer viel im elterlichen Betrieb, dem Hotel Spiegel in Bad Tatzmannsdorf, mitgearbeitet. "Meine Mutter hat dann gemeint, es wäre halt viel zu investieren und sie möchte es nicht mehr weitermachen. Mein Bruder Edgar hat 13 Jahre in den Niederlanden gelebt und er hat schon überlegt, ob er gemeinsam mit seiner Frau wieder ins Burgenland zieht. Meine Schwägerin ist gelernte Konditorin und hat das Pralinenmachen von der Pike auf gelernt", erzählt Sandra Spiegel. Da auch Sandra und Edgar Spiegel einiges an handwerklicher Erfahrung mitgebracht haben - "wir sind alle vom Fach" -, entschieden die Geschwister Spiegel vor damals 25 Jahren, voll auf eine eigene Schokoladenproduktion zu setzen.
Handgemachte Schokolade aus Bad Tatzmannsdorf: Genuss seit 1999
Gemeinsam mit ihrem Bruder Edgar und dessen Frau Evelien zeichnet Sandra Spiegel für die Geschicke der Spiegel Pralinen GmbH verantwortlich.


"Wir wussten, dass der elterliche Betrieb zu klein für uns alle sein wird. Deshalb waren wir auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal, wir haben etwas gebraucht, um uns im Burgenland von anderen Hotels abzuheben. Und da kam die Schokolade ins Spiel", sagt Spiegel und muss lachen. Da das in der Spiegel Pralinen GmbH gebündelte Geschäft bereits in den ersten fünf Jahren so gut angelaufen sei, habe die Familie von 2004 auf 2005 groß ausgebaut. "Neben den Thermen in Bad Tatzmannsdorf gehören auch die Führungen in der Pralinenmanufaktur für viele Urlaubsgäste dazu. Das ist mittlerweile tatsächlich ein Buchungsgrund", erzählt Sandra Spiegel.
Von Juni bis September kommen vor allem zahlreiche Urlaubsgäste zu Besuch in die Pralinenmanufaktur, die sich im Hotel Spiegel befindet. Im Frühling und im Herbst gebe es sehr viele Ausflüge von Seniorenvereinen oder auch Firmen, die auf der Suche nach Teambuildingveranstaltungen seien. "Da bietet sich die Pralinenmanufaktur auf jeden Fall an", sagt Spiegel.
Kakaobohne frisch beziehen
Circa 80 Prozent des Schokoladensortiments - die Spiegel Pralinen GmbH setzt neben Pralinen auf Trinkschokolade, Tafelschokoladen und verschiedenste andere Delikatessen mit Schokoladenbezug - werden vor Ort in Bad Tatzmannsdorf verkauft. Laut Sandra Spiegel beliefert man auch mehrere Genussläden (bis nach Salzburg); das sind vor allem klassische Hofläden oder Genussregionsläden, die die zu 100 Prozent handgemachten Pralinen im Sortiment haben. "Wir waren die erste Pralinenmanufaktur im Burgenland und darauf sind wir sehr stolz", erzählt Sandra Spiegel.
Produzierte man früher Pralinen nach belgischem Vorbild, so werden jetzt eigene Hohlkörbchen gegossen. Die Kunst liege darin, dass Hülle und Fülle immer möglichst frisch blieben. "Die meisten Konditoren füllen die fertigen Kugeln, bei uns ist das ein bisschen anders. Uns ist wichtig, dass alles aus einem Guss kommt. Wir können die Qualität selbst bestimmen. Früher haben wir beim Einkauf nur mit Schokolade gearbeitet, heute beziehen wir den Kakao frisch aus Ländern wie Kamerun, Nicaragua, Uganda, Ecuador oder Venezuela", sagt Spiegel, die anfügt: "Wir arbeiten ohne Konservierungsmittel, die Pralinen sind ein frisches Produkt und halten zwölf Wochen. Nur so bekommen wir den für uns optimalen Geschmack."
Ein großes Thema, insbesondere in den ersten Jahren, seien die Verpackungen gewesen. "Wir haben alles extra anfertigen lassen müssen. In Österreich gibt es nur runde Kugelverpackungen, das war mit Formpralinen eine echte Herausforderung. Wir haben uns sogar von kleinen Manufakturen aus den Niederlanden Verpackungen ausgeborgt und uns mit einem kleinen Familienbetrieb zusammengetan. Das hat die Etikettierung deutlich erleichtert und so hat es sich auch entwickelt, dass wir nun unsere eigene Schokolade entsprechend verpacken und bedrucken können", so Spiegel.
Gutes Gespür für Handwerk
Damit Schokolade so wie in der Spiegel Pralinenmanufaktur produziert wird, braucht es nicht viel, findet Sandra Spiegel. Schokolade und Zucker reichen da eigentlich schon. "Wir legen Wert auf gute Kakaobohnen in bester Qualität. Das Interessante ist, dass man den Geschmack der Bohnen weiterentwickeln kann. Mal schmecken diese nach Mango oder Johannisbeere, dann wieder eher nach Lakritz oder Kaffee. Wenn man das richtig verarbeitet, dann bekommt man diesen einzigartigen Geschmack auch in der Schokolade zu spüren", erklärt Spiegel.
Die richtige Temperatur und das Rösten seien bei der Pralinenherstellung Herausforderungen, die es zu beachten gelte. Die Bohnen werden großteils direkt bei den Bauern gekauft, bei den Füllungen wird darauf geachtet, viel regional einzukaufen. "Da die Kakaobohne in Österreich nicht wächst, müssen wir hier ja global agieren. Aber uns ist wichtig, dass die Arbeitsbedingungen in den Ländern, aus denen wir die Kakaobohnen beziehen, gut sind. Wir fahren auch gerne zu den Plantagen, das sind meist klein geführte bäuerliche Betriebe. Wir kommen selbst aus einer Bauernfamilie und haben daher ein gutes Gespür für das traditionelle Handwerk. In den Anbaugebieten ist das dann so ähnlich wie bei uns damals. Ich will gute Bohnen und wir zahlen dafür auch einen fairen Preis", sagt Sandra Spiegel.

Insgesamt können die Kundinnen und Kunden in der Spiegel Pralinenmanufaktur aus rund 60 Sorten wählen, das sind um die 140 Rezepturen. Es werden auch sogenannte Plantageschokoladen produziert, die in verschiedenen Kakaoanteilen erhältlich sind. Gearbeitet wird auch hier stark zuckerreduziert, damit der Geschmack der Kakaobohnen bestmöglich herauskommt. Zusätzlich werden noch Trinkschokoladen oder spezielle Schokoladen wie zum Beispiel mit Uhudler oder Kürbiskernen angeboten. In der Produktion sind drei Vollzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und eine Teilzeitkraft tätig.
Eine Herausforderung stellt derzeit der Preis für Kakaobutter dar, die sehr viel teurer geworden ist. Aber in der Spiegel Pralinenmanufaktur machen sie alles mit viel Liebe und Leidenschaft. Da passt der Verpackungsslogan "Eine Praline sagt mehr als tausend Worte" bestens ins Bild!